Die Heimat im Quartier - Durch Netzwerke und Treffpunkte die Lebensqualität verbessern

Hans-Joachim Norden, Monika Schick-Jöres, Heinz-Wilhelm Meßmann und Gerhard Klar hoffen auf viele Ideen für das Quartier Winkhausen. | Foto: PR-Fotografie Köhring/AK
  • Hans-Joachim Norden, Monika Schick-Jöres, Heinz-Wilhelm Meßmann und Gerhard Klar hoffen auf viele Ideen für das Quartier Winkhausen.
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Schon 1974 besangen die Black Föös in "En unsrem Veedel" die Vorteile einer gut funktionierenden Nachbarschaft, Geborgenheit und Heimatgefühle. Heute kennen die Meisten kaum noch ihre direkten Nachbarn, haben nur wenige Anknüpfungspunkte in ihrem Stadtteil, viele sind im Alter isoliert. Es scheint an der Zeit, den Quartier-Gedanken wiederzubeleben.

Von Andrea Rosenthal

Das haben sich für den Mülheimer Norden die Caritas, die katholische Kirchengemeinde Christ-König und die evangelische Markuskirchengemeinde vorgenommen. Sie laden ein, Winkhausen gemeinsam neu zu gestalten. Beteiligen können sich alle Bewohner zu Anfang in zwei Quartierswerkstätten, die eine Bestandsaufnahme machen sollen was im Stadtteil fehlt, und Ansätze starten, um das zu ändern.

Monika Schick-Jöres von der Caritas erklärt: "Es gibt hier keinen Marktplatz, keine Fußgängerzone, keine großen Sportanlagen, keine Stadtteilkonferenz, kein Netzwerk, kein Bündnis der Familien. Der Nordosten Mülheims gilt als eine Art schwarzes Loch." Die alltäglichen zentralen Treffpunkte fehlen.

Das betrifft rund 14.000 Menschen in dem Quartier, das sich gleichzeitig durch eine intensiv gelebte Ökumene auszeichnet. Die katholische Gemeinde Christ-König und die evangelische Markusgemeinde veranstalten schon seit langem gemeinsam Martinszüge und Adventsbasare, stellen sich gegenseitig Räume und Equipment zur Verfügung. Die Grundlage für das neue Quartier. "Wir definieren dabei das Quartier nicht nur geografisch, sondern auch über die Beziehungen der Menschen zueinander", betont Hans-Joachim Norden, Pfarrer der Markusgemeinde. "Unser Ziel ist es, ein Bewusstsein der Zugehörigkeit zu erreichen, das Motivation ist mitzugestalten und positiv zu verändern."

Wegbrechende Strukturen ersetzen

Anstoß zu den Quartierswerkstätten gab ein professioneller Stadtplaner, mit dem Pfarrer Norden auf einer Veranstaltung ins Gespräch kam und der ihn von seiner Arbeit begeisterte. In Zeiten der Veränderung - die Christ-König-Gemeinde hat seit dem Rückzug der Pallottiner im Februar keinen eigenen Pastor mehr und auch Pfarrer Norden wird in drei Jahren ohne Nachfolger in den Ruhestand treten - ist es wichtig, wegbrechende Strukturen durch neue zu ersetzen.

"Dabei darf Kirche sich nicht nur um sich selber drehen, sondern muss sich dem Quartier öffnen", hat Hans-Joachim Norden erkannt. Heinz-Wilhelm Meßmann, Baukirchenmeister der Markusgemeinde fordert deshalb: "Es ist uns wichtig, alle Bürger an einen Tisch zu bekommen. Deshalb sollte jeder die Chance der Quartierswerkstatt nutzen." Viele Räume der Gemeinden bleiben erhalten, neue könnten entstehen. Aus ihnen könnten die Treffpunkte des Quartiers werden für Kulturveranstaltungen, Freizeitgruppen und vieles mehr. Anderswo sind Einkaufshilfen für Ältere oder Gruppen, die gemeinsam das Theater besuchen, entstanden. Auch langfristige Projekte wie die Gestaltung neuer Grünanlagen oder Häuser für betreutes Wohnen sind denkbar.

Alle sollen mitmachen

Die Anstöße dafür kann jeder geben, bei der Umsetzung soll die Lenkungsgruppe aus Caritas und Gemeinden unterstützen. Außerdem ist beim Deutschen Hilfswerk "Aktion Mensch" eine Förderung beantragt, mit der für drei Jahre ein professioneller Quartiersentwickler bezahlt werden kann.

Gut zu Wissen

>> Die erste Quartierswerkstatt findet am Freitag, 21. September, von 18 bis 21 Uhr im Gemeindehaus Christ-König, steigerweg 1, statt.
>> Die zweite Quartierswerkstatt läuft am Freitag, 5. Oktober, von 18 bis 21 Uhr im evangelischen Gemeindezentrum am Springweg 10.
> Die Werkstätten dienen der Ideensammlung. In drei Runden á 20 Minuten werden an verschiedenen Stationen Anregungen gesammelt zu den Themen Rund um das Wohnen, Nachbarschaft leben, Verkehr und Sicherheit, Freizeit gestalten, Unterstützung im Alter und Bildung und Kultur.

Autor:

Andrea Rosenthal aus Mülheim an der Ruhr

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