Der Nächste, bitte!
Aus der Praxis des Evangelischen Krankenhauses Mülheim. Heute: Wundinfektionen.
Ingmar C. bekommt ein neues Kniegelenk und muss für diesen Eingriff ins Krankenhaus. Er hat sich vorher über Risiken und Vorteile der Operation informiert und ist recht gelassen.
Als er vor dem Eingriff im Krankenhaus ist, erhält er vom Krankenhauspersonal ein Wasch-Set. Das irritiert ihn ein wenig. „Ich hab doch selbst Duschgel zu Hause“, denkt er. Das kostenlose Set enthält desinfizierende Waschmittel für Haut und Haare sowie ein Nasen-Gel.
Durch die spezielle Waschung soll die Anzahl der Keime auf der Haut reduziert werden. „Wir alle tragen Millionen von Keimen auf der Haut und auf der Schleimhaut, die uns normalerweise nicht schaden“, sagt Gabriele Kantor, Leiterin des Hygienemanagements am Evangelischen Krankenhaus Mülheim (EKM).
Wenn diese Keime allerdings in Wunden gelangen, können sie unter Umständen Infektionen verursachen. „Das Risiko möchten wir natürlich so gering wie möglich halten und dabei können die Patienten selbst uns unterstützen“, sagt Gabriele Kantor.
Studien haben ergeben: Je weniger körpereigene Bakterien auf der Haut und der Schleimhaut des Patienten sind, desto geringer das Risiko einer postoperativen Wundinfektion. Das ist insbesondere in der Endoprothetik der Fall.
Darum erhalten alle Patienten der Klinik für Unfall-, Wirbelsäulenchirurgie und Orthopädie, die ein künstliches Gelenk erhalten oder sich einem größeren Eingriff an der Wirbelsäule unterziehen müssen, solch ein Set.
„Wir haben hier am Krankenhaus bereits einen sehr guten Hygienestandard, aber wir arbeiten kontinuierlich daran, dieses gute Niveau zu halten oder sogar noch zu verbessern“, sagt Dr. Ulf Kerkhoff, Chefarzt der Klinik für Unfall-, Wirbelsäulenchirurgie und Orthopädie.
Gemeinsam gegen Wundinfektionen
Ingmar C. soll sich am Abend und am Morgen vor der Operation mit dem antiseptischen Mittel sowohl den Körper als auch die Haare waschen. Das Nasengel trägt er am Tag vor der Operation drei Mal in den Nasenvorhöfen auf – und am Morgen vor der Operation noch einmal.
So wird die Zahl der Bakterien auf der Haut reduziert. „Diese antiseptische Waschung ist nur eine von vielen Maßnahmen, mit denen wir die Anzahl der Infektionen auf ein Minimum reduzieren“, sagt auch Gabriele Kantor.
„Wir tun alles, um auch weiterhin jede vermeidbare Infektion zu verhindern.“
Im OP selbst sorgen strenge Hygiene-Regeln und verschiedene Maßnahmen dafür, dass das Risiko einer Wundinfektion so gering wie möglich ist. „Aber mit den Waschungen können die Patienten aktiv selbst zu ihrer Sicherheit beitragen“, sagt Gabriele Kantor. „Wenn sich nur ein einziger Infekt im Jahr damit verhindern lässt, hat sich die Sache gelohnt.“
Der Eingriff bei Ingmar C. ist gut verlaufen. Um das Risiko einer Wundinfektion zu verringern, soll er das Nasengel und das antiseptische Mittel auch drei Tage lang nach der Operation anwenden. Das Wasch-Set hat ihm noch einmal bewusst gemacht, wie wichtig das Thema ist – gerade weil er eine frische Wunde hat.
Darum nutzt er auch auf der Station die Desinfektionsmittelspender. In seinem Zimmer und an seinem Bett ist jeweils einer angebracht. „Patienten sollten diese nutzen, bevor sie ihr Zimmer verlassen, bevor sie es wieder betreten, bevor sie ihre Wunden berühren und nach dem Toilettengang“, sagt Gabriele Kantor.
Autor:Andrea Rosenthal aus Mülheim an der Ruhr |
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