Bombe in Winkhausen erfolgreich entschärft
Im Zuge der Kanal- und Straßenbauarbeiten am Denkmannsfeld wurde jetzt eine Bombe gefunden. Diese wird noch heute entschärft, voraussichtlich um 18 Uhr. Die Evakuierung - 250 Meter im Umkreis der Bombe müssen geräumt werden - läuft bereits auf Hochtouren. Alles Weitere klärt die Stadt auf einer Pressekonferenz um 13 Uhr auf. Infos folgen also in Kürze.
+++ 13.40 Uhr +++: Jetzt liegt eine genaue Karte vor, welches Gebiet von der Evakuierung betroffen ist. Die Bewohner innerhalb des roten Kreises in einem Radius von 250 Meter müssen ihre Häuser bis spätestens 15 Uhr verlassen und können sich am Betreuungsstandort für die Bevölkerung in der Grundschule Steigerweg sammeln. Der Bereich umfasst einen Teil der Gustav-Heinemann Schule, die Straßen Denkmannsfeld, Drosselweg, Teile des Striepens Weg, Teile der Boverstraße und Lerchenstraße. Anwohner, die in dem weiteren Umkreis zwischen 250 und 500 Meter Entfernung des Bombenfundes wohnen, müssen ab 16 Uhr im Hause bleiben und sollten sich an Luftschutzmaßnahmen (zum Beispiel nicht in der Nähe von Fenstern stehen) halten. Im roten Bereich sind 536 Menschen gemeldet, im blauen Gebiet sind insgesamt 3.916 Menschen betroffen.
+++ 14.30 Uhr +++: Bei Ausschachtungsarbeiten im Rahmen der Bauarbeiten am Denkmannsfeld ist die Bombe am Freitagvormittag gegen 10 Uhr gefunden worden. Der Baggerfahrer sah einen Klumpen auf der Schaufel. Weil er aber nicht wusste, was Brisantes er gefunden hatte, wollte er die Bombe zunächst auf den LKW laden. Dann aber kam ihm der Inhalt seiner Ladung seltsam vor, er kratzte ein bisschen die Erde weg und erkannte das gefährliche Überbleibsel aus Kriegszeiten. Die Baufirma informierte umgehend die Polizei, die sich gleich darauf mit der Stadt in Verbindung setzte.
Bei dem Zufallsfund handelt es sich um eine fünf Zentner schwere englische Fliegerbombe mit Aufschlagzünder statt eines chemischen Zünders. Die Entschärfung ist für genau 18 Uhr geplant und soll rund eine halbe Stunde dauern. Neben Peter Giesecke vom Kampfmittelräumdienst, der bereits im August 2012 die Zehn-Zentner-Bombe in Dümpten entschärfte, sind Ordnungsamt, Polizei, Berufsfeuerwehr, Schulamt, Mülheimer Verkehrsgesellschaft (MVG), ImmobilienService sowie Hilfsorganisationen (THW, Freiwillige Feuerwehr, DLRG, DRK, Johanniter, Maltester) und Mitarbeiter der Notfallseelsorge beteiligt. Allein 50 Personen bilden den Krisenstab, vom Ordnungsamt sind über 50 Mitarbeiter vor Ort. Stadtdirektor Dr. Frank Steinfort geht insgesamt von mehreren hundert Personen aus.
Normalerweise bleiben den Beteiligten rund zwei Tage, um sich auf die Entschärfung vorzubereiten. Nicht so in diesem Fall. "Wir wollten die Bombe nicht übers Wochenende liegen lassen", erklärt Steinfort. Grund: Es sei einfach zu gefährlich. "Zumal es immer wieder 'Bomben-Touristen' gibt, die sich gern damit fotografieren lassen." Würde die Bombe heute nicht entschärft, hätte man sie hilfsweise - und mit Risiko verbunden - tief in der Erde wieder einbuddeln müssen.
Rund drei bis vier Stunden herrscht Ausnahmezustand in Winkhausen, Grenze Dümpten. Betroffen sind rund 4.500 Menschen. Derzeit sind die Beteiligten unterwegs, verteilen Handzettel, außerdem fahren sechs Lautsprecherwagen das Gebiet ab. Im roten Bereich werden acht Sperren aufgestellt, im blauen insgesamt 13. Koordiniert wird die Evakuierung von der Einsatzleitung aus, die an der Wilhelm-Busch-Schule am Springweg eingerichtet wurde. Nach 15 beziehungsweise 16 Uhr fährt die Polizei Streife, um auch die letzten Menschen noch zu den eingerichteten Sammelstellen zu bringen. Wer bettlägerig ist, kann sich unter unten genannter Nummer oder bei den entsprechenden Einrichtungen melden.
Schüler der Gustav-Heinemann-Schule dürften sich freuen. Sie haben seit 14 Uhr schulfrei. Sollten die Eltern (berufsbedingt) keine Zeit haben, ihre Kinder abzuholen, oder können nicht erreicht werden, werden die Kinder bis 16 Uhr im Betreuungsstandort an der GGS Steigerweg untergebracht. Ebenso sind Kindergärten, Grundschule und Sportanlagen geräumt sowie eine Behinderteneinrichtung an der Schmitzbauerstraße. Der Mülheimer SportService hat außerdem die Vereine entsprechend informiert.
Gute Nachrichten auch für die Nutzer des Öffentlichen Personennahverkehrs: Die Straßenbahnlinie 104 kann weiter fahren, einzig die Busse, die rund um die Haltestelle an der Gustav-Heinemann-Straße fahren, werden umgeleitet. Ebenfalls nicht von der Evakuierung betroffen sind die A40 und die Aktienstraße.
Die Stadt hat für weitere Nachfragen eigens eine Hotline eingerichtet, erreichbar unter Tel. 455-22. Eine Bandansage informiert über die Entschärfung, anschließend wird automatisch an das Kommunikationscenter der Stadt weitergeleitet. Dort können individuelle Fragen beantwortet werden.
+++ 17.15 Uhr +++: Seit 15 beziehungsweise 16 Uhr sind die Straßensperren errichtet. Wer sich jetzt noch in dem betroffenen Gebiet aufhält, wird angesprochen, das Gelände zu verlassen oder in seine Wohnung zu gehen. Bis jetzt ist die Evakuierung gut gelaufen, einzig in drei Fällen weigern sich noch immer Anwohner, das Haus zu verlassen. Sollten sie sich weiterhin den Anweisungen widersetzen, wird die Hilfe der Polizei hinzugezogen. Und auch einige Autofahrer bereiten dem Einsatzleiter Wolfgang Fischer, Teamleiter Gefahrenabwehr städtisches Ordnungsamt, einiges Kopfzerbrechen. Weil sie nicht einsehen wollen, das Sperrgebiet zu umfahren, kommt es vor allem an der Nordstraße/Kappenweg zu Rückstau.
Ansonsten ist es in der Einsatzleitzentrale ruhig, auch die Krankentransporte, fünf an der Zahl, sind reibungslos über die Bühne gegangen.
Derzeit ist Feuerwerker Peter Giesecke schon bei der Bombe und bereitet die Entschärfung vor.
+++ 17.30 Uhr +++: Rund 200 Helfer sind derzeit im Einsatz und sorgen für einen reibungslosen Ablauf. Insgesamt sechs Lautsprecherwagen fahren durch das Gebiet und lassen eine Ansage auf Band laufen.
Eine Anwohnerin am Drosselweg hatte sich derweil verlaufen und statt des Betreuungsstandortes an der GGS am Steigerweg, wo zurzeit 24 Menschen Unterschlupf gefunden haben, die Wilhelm-Busch-Schule aufgesucht. Sie hatte bereits am Morgen von einer Nachbarin von der Evakuierung erfahren, dann aber abgwartet, bis das Ordnungsamt auch an ihrer Haustür geklopf hat. Angst hat sie nicht, vor einigen Jahren musste sie schon einmal das Haus verlassen, als eine Bombe im Garten der 81-Jährigen gefunden wurde.
+++ 18.06 Uhr +++: Weil noch eine Mutter mit Kind auf dem Weg vom roten in den blauen Bereich war, verzögert sich die Entschärfung. Ein Hubschrauber fliegt noch einmal den gesamten Bereich ab.
+++ 18.15 Uhr +++: Wolfgang Fischer, Teamleiter Gefahrenabwehr Ordnungsamt, gibt grünes Licht für die Entschärfung.
+++ 18.37 Uhr+++: Aufatmen: Die Bombe konnte erfolgreich entschärft werden, der Ausnahmezustand ist aufgehoben. Nach und nach dürfen die Anwohner wieder in ihre Häuser, Autos - und auch Busse - dürfen wieder fahren.
Eine Bildergalerie zur Evakuierung und Entschärfung findet sich hier
Autor:Lisa Peltzer aus Oberhausen |
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