Alte Schule: Mülheimer Abiturienten des Jahrgangs 1953 erinnern sich
Karl Theodor Feldhaus, Heinz aus der Fünten, Ernst van Megern, Hermann Suhren, Horst Pelletier und Gerhard Niehoff haben etwas gemeinsam. Sie haben 1953, also vor 65 Jahren, am heutigen Otto-Pankok-Gymnasium ihr Abitur bestanden.
Ihre Schule, das war damals noch das staatliche Gymnasium, das seinen heutigen Namen erst 21 Jahre an ihrem Abitur bekommen sollte. Als Abiturienten gehörten sie damals zu einer Minderheit. Nur drei Prozent eines Jahrgangs machten damals das Abitur. Heute sind es fast 40 Prozent.
Unterricht in der Wechselschicht
Weil ihre Schule an der Von-Bock-Straße zwischen 1945 und 1951 als Quartier der britischen Militärregierung und als Berufsschule diente, mussten sich die "staatlichen" und die "städtischen" Gymnasiasten, abwechselnd in Früh- und Spätschichten das Schulgebäude an der Schulstraße teilen. "Zum Unterricht mussten wir Briketts und Glühbirnen mitbringen", erinnert sich Gerhard Niehoff. "Außerdem hatten wir immer unseren Henkelmann dabei, aus dem wir unsere Quäker-Speise, eine Suppe, löffelten", berichtet sein Klassenkamerad Horst Petellier. "Anders, als heutige Abiturienten lernten wir im Klassenverband und konnten in der Oberstufe keine Fächer abwählen", erinnert sich Ernst van Megern. Acht Jahre nach Kriegsende schrieb er seinen Abituraufsatz damals über das Thema: "Was verstehen wir über Demokratie und wie ist diese Staatsform zu bewerten!"
Die zwischen 1930 und 1934 geborenen Klassenkameraden, die nach ihrem Abitur ihren Berufs- und Lebensweg als Juristen, Betriebs- und Volkswirte oder als Hochschullehrer und Handwerksmeister gegangen sind, haben ihre ersten Schuljahre noch in der NS-Zeit erlebt, als morgens mit "Heil Hitler!" gegrüßt wurde. Gerhard Niehoff erinnert sich noch an den 9. November, als er von der Wallstraße aus sah, wie der Chef der Mülheimer Feuerwehr die gleich neben seinem Elternhaus stehende Synagoge am Viktoriaplatz niederbrennen ließ und sein Vater später Ärger mit der örtlichen NSDAP bekam, weil er als Rechtsanwalt zusammen mit einem Amtsrichter das Gesehene in einem Beweisssicherungsantrag festhielten.
Die Propaganda der braunen Machthaber wirkte auch noch nach dem Kriegsende. Heute schütteln Horst Pelletier und Heinz Fünten den Kopf darüber, dass sie in den ersten Nachkriegstagen keine Schokolade annehmen wollten, die ihnen amerikanische Soldaten anboten, weil sie nichts vom Feind annehmen wollten. "Doch schon in der zweiten Woche nach dem Einmarsch der Amerikaner am 11. April 1945 haben wir unsere Meinung geändert, auch deshalb weil die GIs sehr freundlich zu uns waren", sagt Aus der Fünten. Thomas Emons
Autor:Thomas Emons aus Mülheim an der Ruhr |
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