Akuter Ärztemangel in Styrum
Knapp 40 Euro pro Quartal kann ein Allgemeinmediziner heutzutage pro Patient abrechnen - nicht gerade viel, um eine eigene Praxis zu finanzieren. Umso mehr sind die Ärzte auf Privatpatienten angewiesen. Die scheinen im Stadtteil Styrum jedoch Mangelware zu sein - ebenso wie Allgemeinmediziner. Alteingesessene gehen, Neue kommen kaum oder gar nicht nach. Die Folge: Es herrscht akuter Ärztemangel.
Nachdem Dr. Helmut Hoersen in Kürze seine Praxis an der Oberhausener Straße in Richtung Stadtmitte verlässt und Dr. Kristina Okrasa ihre Praxis an der Kaiser-Wilhelm-Straße aus Altersgründen im Herbst schließt, finden die Styrumer noch genau drei Praxen im Stadtgebiet. Zu wenig, finden die Ärztekammer vor Ort sowie die Ratsfraktion Wir-Linke. Denn: Wenn auch nur ein Arzt im Urlaub ist, sind die Praxen überfüllt, fallen noch mehr Ärzte aus oder weg, kann man sich gut vorstellen, wie es dann in den Wartezimmern aussieht. Die zuständige Kassenärztliche Vereinigung (KV) sieht das jedoch anders: Keine andere Stadt im Bezirk Nordrhein verfüge über eine höhere Hausarzt-Versorgung als Mülheim, so Karin Hamacher. Bedarf besteht also nicht.
Doch, meint Fraktionsvorsitzender Achim Fänger, und reichte im Sozialausschuss der Stadt einen Antrag ein, nicht tatenlos zuzusehen. Das Ergebnis: Nicht ganz so gut wie erhofft, gesteht der sozialpolitische Sprecher der Fraktion, Patrick Schlos. In einem Schreiben der Stadtverwaltung heißt es immerhin, man könne sich auf lokaler Ebene nicht gegen bundesgesetzlichen Regelungen stellen, stelle aber einen Antrag, dass die KV die Situation in Styrum noch einmal gesondert betrachte. Wir-Linke, so Schlos, wolle auf jeden Fall am Ball bleiben, eventuell ist ein runder Tisch zum Thema geplant. Zudem soll die Verwaltung ein Konzept erstellen, dass jungen Ärzten Anreize biete, sich im Stadtteil niederzulassen. Denn die, weiß Hamacher, suchten sich lieber einen Standort mit stärkerer Sozialstruktur. Und auch Uwe Brock, Vorsitzender der Ärztekammer Mülheim, fürchtet: Die wenigen Allgemeinmediziner, die von der Uni kämen, pickten sich eher die Rosinen raus - und eröffnen keine Praxis im sozial schlechter gestellten Styrum.
Autor:Lisa Peltzer aus Oberhausen |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.