100 + 10 = Hedwig und Sean

Das gibt es nicht alle Tage: Am Freitag wurde Hedwig Himmerich 100 Jahre alt, am gleichen Tag feierte Urenkel Sean seinen zehnten Geburtstag. | Foto: PR-Foto Köhring/AK
  • Das gibt es nicht alle Tage: Am Freitag wurde Hedwig Himmerich 100 Jahre alt, am gleichen Tag feierte Urenkel Sean seinen zehnten Geburtstag.
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Von Claudia Leyendecker

Freitag, 5. Juni - an diesem Tag feierten gleich zwei Geburtstagskinder gemeinsam runden Geburtstag: Urgrossmutter Hedwig Himmerich ist 100 Jahre alt geworden, Urenkel Sean Ziegler 10. Anlass zum Feiern im Ev. Wohnstift am Broicher Waldweg. Zum Familientreffen wird dort heute das Kaminzimmer hergerichtet.

Vier Enkel und fünf Urenkel hat die alte Dame, alles Jungs. Der zehnjährige Sean ist quasi schon seit Geburt Mitglied beim FC Bayern. „Die Tante mit der Schalke-Bettwäsche kam dann nicht so gut an,“ erinnern sich die beiden Kinder von Hedwig Himmerich. Sean besucht die vierte Klasse der Oembergschule, der Kindergeburtstag ist auf Montag verschoben, da wird im Familienkreis gefeiert. Was er später werden möchte, lässt er noch offen.

Eines haben die beiden Geburtstagskinder aber gemeinsam: Seans Lieblingsfach in der Schule ist Kunst, ob Basteln, Werkeln oder Malen. Hedwig Himmerich hat bis zu ihrem 99. Lebensjahr noch gehäkelt, dann bekam sie Gicht in den Händen und musste ihr Hobby leider drangeben.

Mit 99 Jahren noch Selbstversorgerin

Seit Februar 2014 lebt sie im Wohnstift, auch mit 99 Jahren konnte sie sich noch selbst versorgen. Und auf die Frage, was sie im Alter von zehn Jahren gemacht hat, antwortet die Familie gern. Mit zehn ist sie nach Bielefeld in eine Pastorenfamilie gekommen, denn ihre Mutter war früh gestorben, mit 14 Jahren hat sie eine Ausbildung in einer Metzgerei angefangen und in diesem Beruf noch mit 60 Jahren gearbeitet – zum Schluss in einer Metzgerei in Selbeck an der Kölner Straße, dort wo heute ein Auto-An- und Verkauf ist.

Autofahren war ihre Leidenschaft – immer VW, erinnern sich die Kinder. Sie hat erst mit 45 Jahren ihren Führerschein gemacht, das war 1960. Zwei Käfer, ein Golf und dann den „Fiasko“, „aber der hat ihr nicht gefallen, war nur wegen der Farbe,“ erinnert sich die Runde lachend, und das Auto wurde schnell wieder verkauft. Auch noch mit 90 Jahren fuhr sie mit ihrem letzten Golf durch Mülheim, dann erst musste sie ihr großes Hobby aufgeben.

Zwölfmal umgezogen

Zwölfmal ist die alte Dame in ihrem Leben - meist innerhalb des Ruhrgebiets - umgezogen. Ihre eigene Oma wohnte in der Maxstraße in Bochum, die sie häufig besuchte. Ihr erster Mann starb noch vor Ausbruch des Zweiten Weltkriegs, in zweiter Ehe war sie in Gelsenkirchen verheiratet, später wohnte sie in der Waldbleeke in Mülheim. Ihre Tochter wohnt heute noch dort.
Ein erfülltes Leben. Daher hat sie „auch keinen Wunsch mehr“ und erwidert, „nur dass ich danke sagen kann – für alles.“

Autor:

Lokalkompass Mülheim aus Mülheim an der Ruhr

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