Viel Mut gehabt
Sieben Jahre lang hat André Henning die sportlichen Geschicke beim HTC Uhlenhorst maßgeblich mitbestimmt und beeinflusst. Nach dem Ende der diesjährigen Feldhockey-Saison hat Henning sein Amt aufgegeben und wird sich zukünftig außer dem Hockey, dem er natürlich und selbstverständlich weiterhin verbunden bleibt, anderen Dingen widmen.
Was im Einzelnen, weiß er im Moment selbst noch nicht so genau: „Ich lasse das alles jetzt mal auf mich zukommen und dann sehe ich weiter“, meint er im Gespräch mit der Mülheimer Woche.
MW: Du bist ja mit relativ jungen Jahren schon ins Trainergeschäft eingestiegen. Wie kam es dazu?
AH: Nach einem Kreuzbandriss und über einjähriger Pause, habe ich nicht mehr richtig trainieren können und keinen sportlichen Anschluss mehr gefunden. Da habe ich mich auf die Trainertätigkeit konzentriert. Ich habe hier auch sehr schnell gemerkt, dass es mir riesigen Spaß gemacht hat. Ich habe da noch mehr Intensität und Eifer entwickelt und reingelegt, denn als Spieler. Außerdem hat mich der Gestaltungsspielraum sehr gereizt.
MW: Gestaltet hast du ja nun richtig hier am Uhlenhorst. Aus deiner Feder stammt ja auch das Konzept zur durchgängigen Trainingsarbeit hier beim HTCU, von den Knaben bis zu den Senioren. Was hat dich dazu veranlasst?
AH: Vor vielen Jahren haben wir tatsächlich mal ein Konzept niedergeschrieben. Das alleine hilft nicht. Entscheidend ist vielmehr, solch unglaublich viel Trainerqualität im Club haben. Da geht Arndt Herzbruch als unser Chefjugendtrainer natürlich voran. Ich habe selbst als B-Knabe unter ihm gespielt und durfte jetzt einige Zeit mit ihm gemeinsam arbeiten. Eine herausragende Erfahrung.
MW: Du warst 23 Jahre jung, als du diesen Job übernommen hattest. Wie kam es so früh dazu? Und woher hast du den Mut genommen, dich an diese Mammutaufgabe ran zu trauen?
AH: Die Idee der Verantwortlichen mich die Mannschaft trainieren zu lassen war sicher sehr mutig - von beiden Seiten. Schließlich ist der HTC Uhlenhorst nicht irgendein Verein. Die Mannschaft hatte das aber auch so gewünscht. Mit dem damaligen Kapitän Tim Leusmann habe ich selbst noch zusammengespielt. Spieler wie Stralkowski und Rabente trainierte ich bereits in der Jugend B. Entsprechend gab es immer viel Unterstützung. Im Nachhinein kann ich nur DANKE sagen, dem Verein, dass er den Mut hatte einen solchen Schritt zu wagen. Und den Spielern, dass sie so toll mitgearbeitet haben.
MW: Woraus hast du in all den Jahren immer und immer wieder die Motivation bezogen dich zu engagieren?
AH: Ich habe einfach Spaß am Hockey und an der Entwicklung der Spieler. Es freut mich riesig, wenn ich sehe, wie die Jungs Fortschritte machen und ihren Weg gehen. Dabei ist nicht nur die technische und taktische Ausbildung für mich wichtig. Mindestens genau so interessant ist es, wenn ich sehe wie junge Menschen charakterlich wachsen und reifen. Das ist eine tolle und faszinierende Aufgabe. Uns hat aber auch jeder Rückschlag bis zu einem verlorenen Finale immer weiter angetrieben.
MW: Du hast viele Talente entdeckt, gefördert und zu absoluten Spitzenspielern gemacht. Woran erkennst du das Talent und was muss ein Talent mitbringen um nicht nur Talent zu bleiben?
AH: Das kann man nicht an Werten oder Statistiken ablesen. Manchmal ist es für alle sehr deutlich, manchmal ist es Gespür. Klar ist es interessant zu sehen, wie sich Technik und Schnelligkeit, aber auch das Taktikverhalten und die mentale Stärke aktuell darstellen und sich womöglich noch entwickeln können. Dabei muss man auch bewerten, wo der Spieler herkommt und wie sehr seine Potenziale schon ausgereizt sind.
Nach dem doch erfolgreichen Wirken hier am Uhlenhorst, kommt jetzt ein jähes Ende. Was ist der Grund dafür?
AH: Also, so jäh kam das Ende nun doch nicht. Ich war mir schon seit November darüber im Klaren. Und ich habe die Verantwortlichen im Verein auch rechtzeitig damit konfrontiert. Nach so langer Zeit stellt sich die Frage: Wie lange kann so etwas gutgehen? Es ist doch eine äußerst hohe Belastung mit dem Training für die Bundesligamannschaft, der Junioren-Nationalmannschaft, hinzu kommt mein Studium und ein Privatleben habe ich ab und zu auch noch.
MW: André, könnte es möglich sein, dass irgendwann einen neuen Einstieg als Trainer machst? Und dann eventuell auch wieder hier bei den Uhlen?
AH: Ich werde dem Hockey ganz sicher treu bleiben. Nur Cheftrainer einer Bundesligamannschaft möchte ich jetzt erstmal nicht sein. Ich bin ja noch relativ jung. Zumindest für einen Trainer. Wenn es mal so kommen sollte, und ich wieder gefragt werde, schließe ich nichts aus.
Steckbrief
Geboren am 3.12.1983 in Velbert.
Besuch des Geschwister-Scholl-Gymnasiums Velbert/ Abitur im Jahr 2003.
Jura-Studium an der Ruhr Universität Bochum (1. Staatsexamen)
Seit 1993 Mitglied beim HTC Uhlenhorst
Spielte bis zu seiner Verletzung auch in der Bundesliga und wurde Juniorennationalspieler
Im Jahr 2003 Trainer bei den B-Jugendlichen
In der Saison 2006/07 Co-Trainer bei Martin Siebrecht
Seit der Saison 2007/08 Cheftrainer der 1. Herrenmannschaft des Hockey- und Tennis-Club Uhlenhorst e.V.
Zusätzlich ist Henning seit dem Jahr 2012 Bundestrainer der U18.
Erfolge als Trainer:
Von 2011 bis 2013 führte er seine Uhlen jeweils nach Europa zu den Spielen der Euro-Hockey-League.
2014 Deutscher Meister in der Halle
2013 Weltmeister mit den Junioren. 5:2-Endspielsieg über Frankreich in Indien
Autor:Heinz Haas aus Mülheim an der Ruhr |
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