Torjagd mit Schlägernetz
Lacrosse - Exotische Sportart mit langer Tradition und Mülheimer Star
Benedikt Fohrmann ist 22 Jahre jung. Er ist Jurastudent an der Uni Münster und treibt Sport. Nichts gänzlich Ungewöhnliches. Dass er das in Düsseldorf, beim Düsseldorfer Sportclub von 1899 (DSC 99) macht, ist nun auch nicht ganz so außergewöhnlich. Der DSC 99 ist in Mülheim, zumindest den Hockeyfans ganz gut bekannt. Doch die Sportart die Benedikt betreibt ist nun wirklich exotisch.
Bei Lacrosse denken die Meisten wohl eher an die ähnlich klingende französische Nobel-Bekleidungsmarke, denn an eine der schnellsten Ballsportarten der Welt. Diese etwas ungewöhnliche Sportart gibt es aber schon seit vielen, vielen Jahren. So war sie beispielsweise bei den olympischen Spielen 1904 in St. Louis und 1908 in London im olympischen Programm. Der Ursprung von Lacrosse stammt von den Indianern der Ostküste und der Großen Seen, auf den Gebieten des heutigen Kanadas und der USA. In Kanada gilt Lacrosse neben Eishockey als kanadischer Nationalsport.
Und wie kommt Benedikt Fohrmann dazu sich für diesen Sport zu begeistern? „Ich war 2004 zu einem Auslandsjahr in den USA. Und da ich hier zu Hause schon Tennis und Hockey gespielt hatte, wolle ich nun mal was Neues ausprobieren.“ meint Benedikt.
Beim Ausprobieren ist es nicht geblieben. Schnell fand Benedikt Spaß und Freude am Lacrosse. „Das ist ein sehr schnelles Spiel. Und gepaart mit dem Körperkontakt, ähnlich des American Football, habe ich großen Gefallen am Lacrosse gefunden“, gibt er seine Faszination für diese, bei uns eher exotische, Sportart wieder. Der Bazillus saß und sitzt tief.
Wieder zurück in der Heimat beginnt die Suche nach einem Verein. Fündig wird Benedikt beim Düsseldorfer Sportclub 1899. Zwei Mal in der Woche geht es zum Training nach Düsseldorf. „Mit der Mannschaft werden Spielzüge einstudiert. Darüber hinaus hat natürlich jeder noch einen Individualtrainingsplan für zu Hause.“ schildert Benedikt sein Trainingspensum. Und der Aufwand sollte belohnt werden. Im Jahr 2007 wird Benedikt Fohrmann ins Juniorennationalteam berufen.
Höhepunkt wird die Teilnahme an den Juniorenweltmeisterschaften 2008 im Mutterland des Lacrosse, in Kanada. Erst zum zweiten Mal überhaupt nimmt ein deutsches Team an einer WM teil. Die deutsche Mannschaft mit Benedikt Fohrmann erreicht einen sensationellen 6. Platz. „Wir wollten ein Spiel gewinnen, das war unser Ziel vorher.“ weiß er stolz zu berichten. Doch nach der Vorrunde belegte das deutsche Team Platz eins seiner Gruppe. Im Viertelfinale gab es dann eine deutliche Niederlage gegen die Engländer. Beim Platzierungsspiel gegen Japan springt ein 12:11-Sieg nach Verlängerung heraus und platz sechs ist erreicht. „Für deutsche Verhältnisse sensationell.“ jubelt Benedikt selbst heute noch.
Und auch im Verein blieben die Erfolge nicht aus. In der Bundesliga, die viergeteilt ist, wurde der Verein Westdeutschen Meister. Das war die Qualifikation für die Zwischenrunde zur Deutschen Meisterschaft. Bei der Zwischenrunde Ende Mai in Hamburg qualifizierten sich die Düsseldorf Antlers, so nennt sich Benedikts Team, nach Siegen gegen die Bielefeld Hawks und den bis dahin amtierenden Deutschen Meister, den Berliner Lacrosse Verein für die Endrunde in Hannover.
Jetzt sollte der ganz große Wurf folgen. Die Endrunde in Hannover sollte die Krönung werden. Im Halbfinale musste der DSC 99 gegen Rot-Weiß München antreten. Im zweiten Finale standen sich Aachen und Berlin gegenüber. Die Sieger der Halbfinalpaarungen spielen den Deutschen Meister aus. „Da möchten wir schon dabei sein.“ gibt sich Benedikt vorher selbstbewusst.
Doch es kam anders. Das Halbfinale gegen München wurde mit 13:7 verloren. Im spiel um Platz drei gelang wir dann ein 9:5-Sieg gegen Aachen 9:5. Die Düsseldorf Antlers wurden also mit der Bronzemedaille für ihr Können und Trainingsfleiß belohnt. Der ganz große Wurf soll dann vielleicht im nächsten Jahr folgen. München ist mit einem 11:7 Sieg über den Berliner HC neuer Deutscher Meister geworden.
Hintergrund: Name: Erstmals erwähnt wurde das Spiel 1634 von dem französischen Jesuitenmissionar Jean de Brébeuf in Ontario, den die Schläger an einen Bischofsstab erinnerten und der dem Spiel deshalb den Namen La Crosse gab, das französische Wort für Bischofsstab.
Feld und Ausrüstung: Gespielt wird auf einem 55 m breiten und 102 m langen Feld. Das Tor ist 1,83 m x 1,83 m groß und befindet sich im Gegensatz zu den meisten anderen Ballspielen nicht am jeweiligen Spielfeldende, sondern 14 m davor. Der Ball besteht aus Gummi, hat einen Umfang von 20 cm und wiegt ca. 140 g. Er wird mit dem Schläger gefangen, getragen und geworfen. Der Schläger, genannt Crosse oder Stick, ist zwischen 101 und 183 cm lang und nicht dicker als 2,5 cm. Der Schlägerkopf besteht meist aus Kunststoff. Im Schlägerkopf ist ein Netz, die sogenannte „Pocket“, geknüpft, das gleichzeitig präzises Passen und Ballkontrolle ermöglichen soll. Der Schaft besteht entweder aus Holz, Aluminium, Titan oder Kohlefaser. Gespielt wird bei den Herren 4 x 20 Minuten.
Spielablauf: Gestartet wird das Spiel bei den Herren mit einem Faceoff. Beim Faceoff knien oder hocken die beiden Spieler der Mannschaften, die den Faceoff durchführen am Mittelpunkt gegenüber und versuchen nach dem Anpfiff, den Ball zu erobern oder einem ihrer Mitspieler zu zuspielen. Während des Spiels darf der Ball beliebig lang getragen werden; es gibt also keine Vorschrift, wann ein Ball gepasst werden soll. Die angreifende Mannschaft wechselt, wenn die Gegenmannschaft den Ball erobert hat. Zu jeder Zeit ist es einem verteidigenden Spieler erlaubt, den Schläger des Gegenspielers mit dem eigenen Schläger zu schlagen, um den Ball freizubekommen. Bei den Herren ist der Kontakt zwischen den Spielern Teil des Spieles, weshalb diese den Gegenspieler auch mit Körpereinsatz vom Ball trennen bzw. fernhalten dürfen.. Ziel des Spieles ist es, mehr Tore als die gegnerische Mannschaft zu erzielen.
Infos: http//de.wikipedia.org/wiki/Lacrosse; www.dlaxv.de; www.dsc-99.de.
Autor:Heinz Haas aus Mülheim an der Ruhr |
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