Schiedsrichter haben Erbarmen: Spiel auf Bewährung nach Attacken
Trotz oder gerade wegen aller Leidenschaft gerät der Fußball manchmal in den Hintergrund. Das haben zuletzt wieder die Ausschreitungen beim DFB-Pokalspiel von Bundesligameister Borussia Dortmund gegen Zweitligist Dynamo Dresden gezeigt. Aber warum in die Ferne schweifen, wenn der Krawall liegt so nah? Wenn sich Schiedsrichter weigern, Partien in den Kreisligen zu pfeifen? Wenn am kommenden Wochenende eigentlich sieben Teams aus Duisburg und Mülheim keinen Unparteiischen hätten erhalten sollen! Wenn drei Wochen lang Spiele der Vereine nicht hätten besetzt werden sollen. Und warum das alles?
Nachdem es in den letzten Jahren auf lokaler Ebene nur wenige Probleme gegeben hatte, kam es allein in der laufenden Saison 2010/2011 zu zehn Spielabbrüchen - an zehn Spieltagen. Die Spieler drohten, prügelten - und das nicht nur untereinander. Sechsmal griffen Spieler dabei auch die Schiedsrichter an. Die hatten jetzt genug von den Attacken - und beschlossen: Wir bleiben zu Hause!
Am Mittwochabend jedoch konnten der TB Heißen, der SV Raadt und Croatia Mülheim aufatmen: Bei einer Sitzung des Schiedsrichterauschusses wurde entschieden: Eine Chance gibt es noch, die Spieler dürfen kicken - allerdings nur auf Bewährung.
Bereits am kommenden Montag soll in einer Sitzung des Schiedsrichterausschusses geklärt werden, wie es in der lokalen Fußballlandschaft weitergehen soll - und inwieweit mit Vereinen wie dem TB Heißen, dem SV Raadt oder Croatia Mülheim verfahren werden soll, die durch Attacken gegen andere Spieler oder Schiedsrichter auffällig werden.
Warum die Schiedsrichter ihre Meinung doch noch geändert haben und die Vereine „auf Bewährung“ spielen dürfen, wollten sie nicht sagen, viele der Überlegungen würden in die Sitzung am Montag mit einfließen. Und da wolle man sich mit Informationen eben noch zurückhalten.
Währenddessen zeigen sich die betroffenen Vereine erleichtert. „Warum auch sollten alle über einen Kamm geschert werden?“, fragt Willi Schäfer, Leiter des Spielbetriebs beim TB Heißen. Wichtiger sei es, die Spieler im Einzelfall zu bestrafen - und nicht die gesamte Mannschaft. So wie es einem Spieler vom TB Heißen bereits ergangen ist. Nach einem tätlichen Angriff gegen einen Schiedsrichter wurde er für 14 Monate gesperrt, zudem mussten insgesamt 325 Euro Ordnungsgeld und Verfahrenskosten gezahlt werden. „Solche Spieler können wir nicht gebrauchen“, bekräftigt Schäfer. Natürlich gäbe es auch zweifelhafte Schiedsrichter, „wir werden unseren Jungs wie immer sagen, dass sie ruhig bleiben sollen. Ich bin aber guter Dinge, schließlich sind wir sonst nie auffällig geworden“.
Mülheimer Politiker stellen derweil ihre ganz eigenen Überlegungen an. In einem Antrag an die Stadtverwaltung fordert die CDU-Fraktion im Rat der Stadt einen aktuellen Sachstandsbericht. „Des Weiteren ist über Gegenmaßnahmen und über das Ergebnis der Prüfung zu berichten, ob seitens der Stadt Sanktionen, zum Beispiel keine Auszahlung städtischer Zuschüsse, eingeleitet beziehungsweise ergriffen werden können.“ Auf offene Ohren stieß die Fraktion mit ihrem Vorschlag bei Jochen Guß, Fachschaftsleiter Fußball im Mülheimer SportBund (MSB). Die Fraktion von Bündnis 90/Die Grünen im Rat der Stadt spricht sich dagegen klar gegen eine Doppelstraße für Vereine aus. „Die Stadt sollte sich nicht ganze Vereine für das Fehlverhalten einzelner Mannschaften oder gar einzelner Spieler anstrafen“, so Klaus Kuczera, sportpolitischer Sprecher der Grüne-Fraktion. Dem schließt sich auch Martina Ellerwald, Leiterin des Mülheimer SportService (MSS), an. Zwar schließt sie Maßnahmen nicht aus, möchte aber die Sitzung des Sportausschusses am 14. November abwarten, bei der auch die Satzung auf der Tagesordnung steht, in der mögliche Sanktionen verankert werden könnten.
Wird ein Spiel abgepfiffen, gilt es nicht direkt als verloren. Es kann ohne Punkteverlust nachgeholt werden.
Autor:Lisa Peltzer aus Oberhausen |
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