Gottschalk/Eitner - Schwimmmeister aus Tradition
Retten liegt in der Familie
Wie der Vater, so der Sohn- und auch der Großvater! Im Friedrich-Wennmann-Bad in Mülheim an der Ruhr führten gleich drei Generationen der Familie Gottschalk/Eitner in den vergangenen 64 Jahren Aufsicht über die Badegäste und stellten sich den Herausforderungen im täglichen Badebetrieb.
Von Dana von der Warth
Ganz individuell fanden die drei Generationen zum Badebetrieb des Friedrich-Wennmann-Bads. Nachdem Großvater Kurt Gottschalk dem Bäcker-Beruf den Rücken zuwandte, führte er in einigen Mülheimer Schwimmbädern schon Aufsicht. Im Friedrich-Wennmann-Bad ging er dann nach 27 Jahren im Badebetrieb in den Vorruhestand.
Als sich dann auch für Schwiegersohn Frank Eitner die Option ergab, als Schwimmmeister im gleichen Badebetrieb einzusteigen, nahm er sie wahr und sorgte bis 2018 für die Sicherheit der Badegäste. Er denkt zurück an die intensiven Momente in denen er eingreifen musste und erzählt: „Das Zittern kommt nachher. Wenn du jemanden retten musst liegt die Verantwortung ganz allein bei dir. Ein Moment zum Zögern bleibt da nicht“.
Schon früh verbrachte Enkelsohn Maximilian Eitner viel Zeit im Schwimmbad und auf dem Gelände. Sein Vater führte zusätzlich bis 2002 das Ladenlokal und die Kegelbahn im Schwimmbad und öffnete so seinem Sohn die Türen. Maximilian Eitner erinnert sich: „Früher bin ich mit meiner Schwester im Winter auf der Wiese Schlitten gefahren. Das Hat uns früher viel Spaß bereitet“. Enkelsohn Maximilian trat dennoch nicht vollständig in die Fußstapfen seines Vaters und Großvaters und führt heute in seinem Nebenjob als Rettungsschwimmer Aufsicht. Hauptberuflich arbeitet er als Immobilienkaufmann bei einer Mülheimer Genossenschaft.
Großvater Kurt ist mächtig stolz und ist sich sicher „Der Nächste kommt noch“ und hofft somit auf weitere Urenkel, die seinem Beispiel folgen.
Die Leidenschaft zum Schwimmsport trägt das Drei-Generationen-Gespann bis heute in sich. Großvater Kurt schwimmt noch heute mehrmals die Woche und nutzt so seine neue Hüfte, die aufgrund eines Motorrad Unfalls nötig wurde, häufig aus. Auch Frank und Maximilian Eitner schwimmen noch heute in ihrer Freizeit. Aber auch der Radsport fasziniert die Familie. Sohn Maximilian erreichte erst kürzlich sportliche Höchstleistungen als er bei Ruhr2NorthSea knapp 300 Kilometer in 13 Stunden und 41 Minuten radelte.
Souveränität ist essentiell
„Der Job ist eine Schule fürs Leben. Er hat mir viel mitgegeben“, erklärt Frank Eitner. Auch Kurt Gottschalk und Sohn Maximilian stimmen ihm zu. Die täglichen Herausforderungen schaffen vielfältige Kompetenzen für andere Arbeitsfelder. Der Beruf verlangt Souveränität, ein offenes Ohr für jegliche Belange und natürlich auch ein offenes Auge über badenden Gäste. Oftmals alles gleichzeitig. „Du lernst mit Menschen jeder Art, jeder Nationalität und jeden Alters zu sprechen. Von Akademikern bis hin zum Poeten ist alles dabei“, fasst Vater Frank zusammen.
Er erinnert sich an eine traditionell hinduistische Taufe im laufenden Badebetrieb. Diese wurde zwar offiziell angekündigt, jedoch erwarteten alle Mitarbeiter die Taufe eines Kindes. Zur Überraschung Frank Eitners wurde ein erwachsener Mann in traditionellen Gewändern getauft und sorgte somit auch bei den zuschauenden Badegästen für einen Moment, den sie so schnell wohl nicht vergessen sollten.
Im Laufe der Zeit veränderte sich das Friedrich-Wennmann-Bad, technisch und im Hinblick auf die Infrastruktur. Das Ladenlokal und die Kegelbahn des „Heißener-Schwimmbades“ gibt es heute nicht mehr. Zudem saugt ein Roboter den Beckenboden ab, für Großvater Kurt definitiv eine Erneuerung. Früher noch wurden solche Arbeiten selbst in die Hand genommen.
Neues Bad als Chance für Mülheim
Gegen Ende 2023 soll ein Ersatzbau für das Friedrich-Wennmann-Bad auf dem Gelände errichtet werden. Die Fertigstellung des Projekts ist für 2025 angesetzt.
Zwar blicken die drei Rettungsschwimmer wehmütig auf ihre Erinnerungen und auf ihre Zeit im Friedrich-Wennmann-Bad zurück, sehen jedoch auch ihre Chance. Sie sind sich sicher, wenn es nach Ihnen ginge, sollte das neue Schwimmbad „Gottschalk-Eitner-Bad“ heißen, um die letzten 64 Jahre in Ehren zu halten.
Autor:Dana-Chiara Von der Warth aus Essen |
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