Reithalle im Uhlenhorst: Stadt und Verein streiten um Verantwortung
Schlechte Nachrichten für die Mitglieder des Mülheimer Reit- und Fahrvereins: Der Betrieb der bei einem Brand im Frühjahr beschädigten Halle am Broicher Waldweg 183 muss erneut eingestellt werden. Eine Nutzung wäre aus Sicht des Statikers nicht zu verantworten.
Was war passiert? Bereits am 7. März diesen Jahres, an Rosenmontag, brach in der an Kasino und Reithalle angrenzenden Wohnung im zweiten Stock aus unbekannter Ursache ein Feuer aus. Seitdem galt die historische Halle aus den 1920er-Jahren als einsturzgefährdet - ein Träger in der Halle hatte sich verformt, war teilweise sogar gerissen, zudem hatte sich in der Decke ein Loch gebildet - und musste außer Betrieb genommen werden. Erst im Sommer konnten die Mitglieder des Reitvereins aufatmen. Nachdem ein Gutachter die Sicherheit der Halle festgestellt hatte, durfte sie im August wieder betreten werden. Der Boden wurde aufgearbeitet, zudem hatten die Mitglieder bereits Ende Juli bei einem gemeinsamen Aktionstag für Ordnung gesorgt.
Am gestrigen Freitag mussten die Mitglieder des Reit- und Fahrvereins im Uhlenhorst einen erneuten Rückschlag einstecken: Ein von der Stadt beauftragter Sachverständige hat den Betrieb in der Halle erneut untersagt.
Der Grund: „Im Zuge der vorbereitenden Maßnahmen für die Dachsanierung ist noch einmal ein Gutachter rausgekommen, der feststellen musste, dass sich noch weiter oben am Hallendach weitere Schäden finden - und eine Standsicherheit nicht gegeben ist“, erklärt Frank Buchwald, Leiter beim ImmobilienService (IS). Unklar sei allerdings, ob es sich dabei um Altschäden oder Brandschäden handele. „Wahrscheinlich eine Mischung aus beidem.“
Und genau an dieser Stelle liegt die Krux in der Geschichte: Während sich der IS auf den Mietvertrag beruft - „der Verein ist für die Instandhaltung zuständig, darum zahlen sie auch eine niedrige Pacht, seit März sogar nur noch die Hälfte“ -, zeigen sich die Mitglieder des Reit- und Fahrvereins, allen voran der Vorsitzende Wolf-Rüdiger Gesse, von dem Verhalten der Stadt enttäuscht; es ist gar von „destruktiver Verweigerungspolitik“ die Rede. „Die Stadt hat immer wieder geschlurrt, seit März ist nur wenig passiert“, moniert Gesse. Einzig ein neuer Träger wäre eingebaut worden, den Hinweis auf die sanierungsbedürftige Bimsdecke hätte die Stadt ignoriert. Die widerum sieht sich nicht in der Verantwortung. „Wer über 50 Jahre erfolgreich nicht saniert“, so der Leiter des IS, müsse eben mit Problemen rechnen - und die Verantwortung tragen.
Konkret bedeutet dies: Die durch den Brand entstandenen Schäden an der Halle würde die Versicherung der Stadt übernehmen - angesetzt sind rund 10.000 Euro -, die Kosten für - wie Gesse betont - angebliche Altschäden hätte der Verein zu tragen - wobei die genaue Summe nicht abzusehen ist. Laut Gesse beläuft sich aber der gesamte Sanierungsstau auf eine Million Euro. Geld, das weder die Stadt aufbringen kann und möchte noch der Verein. „Für uns ist die Stilllegung ein erneuter wirtschaftlicher Schaden“, bedauert der Vorsitzende den „KO-Schlag für die Reitsaison“. Draußen sei es für die Pferde zu kalt, man wisse aber nicht, wohin sonst. „Wir haben bereits ein Drittel unserer Mitglieder verloren“, so Gesse. Unterm Strich sind das 5.000 bis 7.000 Euro im Monat.
„Wenn jetzt auch noch kurzfristig der Reitunterricht in der Halle ausfällt, sind das weitere 250 Euro am Tag, nicht zu vergessen die Mietminderungen bei den Einstellern, weil sie die Anlage nicht voll nutzen können.“ Man wisse nicht, wie es konstruktiv weitergehen soll. „Stadt und Verwaltung sind also gefordert“, appelliert Gessen. „Stattdessen hat man aber eher das Gefühl, die Stadt würde die marode Immobilie lieber loswerden wollen und sie privatisieren.“
Tatsächlich hat der IS bereits mit mehreren Interessenten gesprochen, es liegt sogar ein konkretes Angebot vor, das eine Fortsetzung des Reitbetriebs vorsehen würde. „Wir haben ein maximales Interesse daran, dass die Reithalle und der Betrieb bestehen bleiben. Wer sie betreibt, ist der Stadt allerdings egal“, stellt Buchwald klar. „Wir wissen, dass der Verein die Anlage gern kaufen würde. Ein konkretes Angebot liegt uns jedoch nicht vor.“
Bewusst nicht, erklärt Gesse, schließlich wolle man nicht zum Bieterkreis gehören. Die Mitglieder seien eher bestrebt, eine Stiftung zu gründen, in die die Mitglieder einzahlen, sodass die Anlage weiter betrieben werden könnte und die Stadt nicht belastet würde. „Wir planen eine öfentliche Nutzung, ein Konzept liegt der Stadt bereits vor.“ Von Privatisierung wolle man dagegen nichts wissen. Und so hat man auch das Angebot der Stadt ausgeschlagen, mit einem Privatinvestor zu kooperieren. „Die würden uns wahrscheinlich nach spätestens zwei Jahren rausdrängen“, ist der Vorsitzende sicher.
Wann die Halle wieder in Betrieb genommen werden darf, ist derzeit nicht abzusehen. Fest steht nur, dass es am kommenden Mittwoch ein erneutes Gespräch mit IS, Mülheimer SportService (MSS), Verein und Dezernent Ulrich Ernst geben soll. Und dass der Pachtvertrag noch bis 2014 läuft. Bleibt also zu hoffen, dass beide Parteien möglichst schnell einen gemeinsamen Nenner finden.
Autor:Lisa Peltzer aus Oberhausen |
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