Mülheimer Jonathan Thomas coacht Kanupolo-U21-Nationalteam
Hohe Motivation

Der Mülheimer Kanupolo-Spieler Jonathan Thomas ist neuer Trainer der U21-Nationalmannschaft. 
Foto: privat
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Im Kanupolo weiß die Bundesrepublik zu glänzen. Bei den letzten Weltmeisterschaften 2018 in Kanada räumten die Deutschen groß ab: Drei Gold- und eine Silbermedaille waren die Ausbeute. Ein Mülheimer ist neuer Trainer der U21-Nationalmannschaft.

Jonathan Thomas wurde vor 26 Jahren zwar in Frankfurt geboren, zog aber bald nach Mülheim. Ging dort zur Schule, machte sein Abi in Broich, studierte dann Sportwissenschaften in Köln. Inzwischen ist er sportpädagogischer Mitarbeiter beim Mülheimer Sportservice: „Ich betreue Sportangebote in Styrum, bin zuständig für mobile Jugendarbeit im Stadtteil.“

Zurzeit leider heikel: „Ich habe versucht, ein Online-Boxtraining anzustoßen, doch die Resonanz schwächelte. Digital ist in Styrum offensichtlich schwierig.“ Also bleibe nur: „Programme vorbereiten, Netzwerken, alles vorbereiten für einen Restart nach dem Lockdown.“

Online-Training

Kanupolo sei der etwas andere Sport. Sehr familiär, man kenne sich. Das helfe bei der Zusammenstellung eines neuen U21-Nationalkaders. Viele Teammitglieder hatten die Altersgrenze erreicht, nur noch elf Spieler umfasste der erweiterte Kader. Sein Vorgänger verabschiedete sich aus familiären Gründen.

Nun muss der neue Trainer eine schlagkräftige Truppe aufbauen. Eine Sichtung von Nachwuchstalenten war aber kaum möglich. Also nahm er den Kontakt auf zu den Landestrainern, die empfahlen ihm vielversprechende Kandidaten. Nach dem ersten Online-Training mit dem Team weiß der Coach: „Die Motivation ist sehr hoch. Da war ich beeindruckt.“

EM komplett abgesagt

Eigentlich wollte Jonathan Thomas erst im April nach der EM in Spanien einsteigen. Doch der kontinentale Wettbewerb wurde in den September verlegt, also wurde der Mülheimer bereits am 1. Dezember 2020 Trainer der Nachwuchsmannschaft. Inzwischen wurde die Europameisterschaft sogar komplett abgesagt, für die deutsche U21 wäre es um die Titelverteidigung gegangen.

Im Oktober stehen die Weltmeisterschaften in Italien auf dem Plan. Jonathan Thomas ist vorsichtig optimistisch: „Vielleicht bekommen wir spät im Jahr die Chance. Das kann man aber alles noch nicht absehen, schon alleine wegen möglicher Einreise-Beschränkungen für außereuropäische Teams.“

Spielerfahrung sammeln

Wie möchte er sein Team in weltmeisterliche Form bekommen? „Wir werden zunächst online trainieren, mit klassischem Workout und Lauftests. Ich möchte über diese Onlinetreffs motivieren, denn stures Abrufen der Trainingsergebnisse ist nicht mein Ding. Die Fitness ist mit entscheidend. Ich muss aber sehen, wie meine Spieler sich auf dem Wasser und im Team präsentieren. Wir müssen Spielerfahrung sammeln gegen sehr gute Gegner.“

Da die Vorbereitungsturniere noch nicht bestätigt sind, plant Thomas zweigleisig: „Wir könnten auch gute Bundesligavereine oder andere Nationalteams zu einem Trainingslager vor Ort einladen und gegen sie testen.“ Der Weg wäre kurz für Jonathan Thomas, denn er spielt selbst in der Bundesliga.

Früh angefangen

Die Mülheimer Kanu- und Ski- Freunde sind sein Verein. Mit zarten neun Jahren fing er an: „Ich bin durch meinen älteren Bruder zum MKSF gekommen, habe anfangs parallel noch Fußball gespielt. Ich habe meine Eltern angebettelt, mich zum Klub zu bringen und war wirklich jeden Tag auf dem Wasser.“

Schnell spezialisierte sich der junge Kerl auf Kanupolo und wurde bald in die NRW-Auswahlmannschaften berufen: „Später stand ich fünf Jahre lang im erweiterten Kader der U21-Nationalmannschaft, habe den Sprung aber knapp verpasst.“ Als 18-Jähriger stieg er mit MKSF auf in die Bundesliga, spielte nach dem Abstieg in Bergheim und Meiderich, kehrte aber nach zwei Jahren zurück und schaffte mit seinem Team den Wiederaufstieg.

Doppelbelastung

Zwar darf zurzeit aufgrund des Hochwassers noch nicht gepaddelt werden, doch in Broich scharren sie schon mit den Hufen. Bisher ist die Bundesligasaison nämlich nicht abgesagt, es soll mit räumlich entzerrten Spieltagen gelingen: „Da bin ich auch zuversichtlich.“ Für den Verein gehe es darum, die Klasse zu halten und sich in der Bundesliga langfristig zu etablieren. Mit ihm als einer der Führungspersönlichkeiten: „Es rücken aber auch gute, junge Spieler hoch.“

Die Doppelbelastung als Bundesliga-Spieler und Bundestrainer wäre schon extrem, berge aber Chancen: „So sieht man viel und lernt Spieler kennen, auch so manchen Akteur internationaler Teams.“ Auch bleibe man auf dem Laufenden, was Taktiken angehe, und könne aus erster Hand Spielsituationen analysieren.

Medienpräsenz

Kanupolo sei populärer geworden in letzter Zeit: „Zum Beispiel sind wir auf Instagram, doch die große Medienpräsenz fehlt noch. Wir sind aber immer offen für Neues. So sollen demnächst Spiele im Fernsehen übertragen werden.“ Er wolle natürlich ein Vorbild sein für die Jugend: „Doch meine Hauptaufgabe ist schon der sportliche Bereich.“

Er müsse und wolle das Beste aus der Situation herausholen: „Es ist sehr wichtig, den jungen Erwachsenen eine Perspektive zu geben.“ So ein internationales Turnier vor Tausenden von Zuschauern sei schon ein Wow-Effekt, auch lebe Kanupolo von den Begegnungen. Nicht umsonst laute der Leitspruch: „Polo is family.“

Der Mülheimer Kanupolo-Spieler Jonathan Thomas ist neuer Trainer der U21-Nationalmannschaft. 
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Autor:

Daniel Henschke aus Essen-Werden

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