Engagement auf zwei Rädern: Herzenswünsche Racing Team fährt bei IDM für guten Zweck
Die Blicke der Fahrer in der Startaufstellung sind starr auf die Ampel gerichtet, die Hände zucken unruhig am Gashebel, ohrenbetäubend heulen die Motoren auf. Und dann endlich springt die Ampel auf Grün, fällt der Startschuss für die diesjährige Internationale Deutsche Motorradmeisterschaft.
Während die Teilnehmer schnell Fahrt aufnehmen und sich schon kurz vor der ersten Kurve neu positionieren, sticht ein Motorrad ganz besonders ins Auge: Es ist die getunte Yamaha R6 des Herzenswünsche Racing Teams aus Mülheim. Knatschrot ist sie lackiert, über und über mit Aufklebern von Herzenswünsche und Werbeträgern versehen. Was aber macht ein so buntes Motorrad auf deutschen Rennstrecken? Ganz einfach: Werbung für den Verein Herzenswünsche! Und: Jagd auf die Siegprämien. Denn genau die sollen für den guten Zweck gespendet werden.
„Ich selbst leide an Mukoviszidose, einer Genkrankheit, bei der sich die Lungenbläschen mit Schleim vollsetzen“, erklärt Christiane Welzel. „Hätte man mir vor knapp zehn Jahren keine neue Lunge transplantiert, würde ich heute nicht hier sitzen.“ Unterstützt wurde sie in dieser schweren Zeit von Herzenswünsche. „Jetzt war es an der Zeit, dem Verein etwas zurückzugeben.“
Derzeit laufen die Vorbereitungen für die Internationale Deutsche Motorradmeisterschaft auf Hochtouren, bis Mitte April müssen die Arbeiten am Motorrad jedoch abgeschlossen sein. Dann beginnt die Rennsaison, wenn rund 40 Teams auf dem Lausitz-Ring um Pole-Position und Sieg fahren - darunter auch das Herzenswünsche Racing Team aus Mülheim, das gleichzeitig für den guten Zweck sammelt.
„An sich ist die Rennszene eine relativ egoistische Szene“, findet Daniel Rauh, Inhaber von Fast Bike Service. Eine Einstellung, die seine Freundin Christiane Welzel und er nicht teilen können. „Wir sind ein Team, das ist sehr offen.“ So sollte es auch sein, schließlich ist man in wichtiger Mission unterwegs. „Ich kenne den Verein Herzenswünsche seit 20 Jahren, bin selber unterstützt worden, als ich schwer krank war. Jetzt möchte ich mich revanchieren“, begründete Christiane Welzel. Damals habe man ihr eine Fahrt nach Teneriffa ermöglicht, außerdem war sie mit der Aida auf Kreuzfahrt. „Der Verein erfüllt vor allem kranken Kindern Wünsche, deren Lebenszeit begrenzt ist“, erklärt die Mülheimerin. Dabei sind die Wünsche oft so ganz einfach, „das wichtigste ist, die Kinder aus ihrem immer gleichen Therapiealltag herauszuholen und ihnen Ablenkung und Freude zu bereiten“.
Finanziell konnte sich die Mülheimerin keine Hilfe leisten. Also musste eine andere Idee her. Und was liegt da näher, als mit einem eigenen Herzenswünsche-Bike ins Renngeschäft einzusteigen und das eingefahrene Geld zu spenden, wenn der Freund Inhaber von Fast Bike service ist!?
Ein Fahrer (20) ist bereits gefunden. Er wird an mindestens acht Läufen teilnehmen, hat sein Können schon vorher unter Beweis gestellt. Auf die Prämien verzichtet er in dieser Saison ganz, das Geld wird zu hundert Prozent dem Verein Herzenswünsche gestiftet. Dafür hilft Fast Bike Service bei der Finanzierung, denn: In der Regel kauft sich der Fahrer in ein Team ein, kommt vor allem für die Reifen auf.
Und die sind nicht das Einzige, das finanziert werden muss. Bis zu 70.000 Euro kostet eine Saison, allein der Umbau der 140 PS starken Yamaha mit 600 Kubikzentimeter Hubraum hat knapp 15.000 Euro verschlungen.. „Besonders die Kleinigkeiten läppern sich“, weiß Chefmechaniker Daniel Rauh, der hohe Ansprüche an das Bike stellt. Immerhin: Es soll gewinnen und Geld für den Verein einfahren, da darf am Material nicht gespart werden.
Einen ersten Vorgeschmack auf das Aufsehen, das das Herzenswünsche Racing Team aus Mülheim erregt, gab es bereits auf zahlreichen Messen. Hier wurde nicht nur das Motorrad, „das vorher furchtbar hässlich war und allein deswegen schon lackiert werden musste“, wie Christiane Welzel augenzwinkernd bekräftigt, vorgestellt, sondern auch bei einer Tombola fleißig gesammelt und über Organspende informiert. Auch auf der Motorrad 2012 in der Westfalenhalle Dortmund ist das Team vor Ort, ebenso beim Motorradgottesdienst, der im Juni in Hamburg abgehalten wird.
Jetzt aber konzentriert sich das Team erst einmal auf die bevorstehende Meisterschaft - und hofft dabei auf die Unterstützung von neugierigen Kindern. „Die kranken Kids können gern Teil des Teams werden - ob als Mechaniker, Gridgirl oder Teamchef“, freut sich Christiane Welzel auf den engagierten Nachwuchs. Und was sagt der Verein dazu? „Die finden die Idee klasse“, freut sich die Mülheimerin.
Autor:Lisa Peltzer aus Oberhausen |
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