Einschränkung beim Schulsport - Unfallkasse NRW verfügt Teilsperrung der Sporthalle am Gymnasium Heißen
Von Daniel Henschke
Dr. Sigrun Leistritz ist Schulleiterin des Städtischen Gymnasiums Heißen und hat aktuell ein Problem. Um es mit Doktor Faust zu sagen: „Zwei Seelen wohnen, ach! in meiner Brust.“ Die Sicherheit aller Schüler und des Lehrpersonals ist natürlich A und O. Doch gleichzeitig muss die Leitung auch daran denken, dass der Lehrplan eingehalten wird. Dies ist aber zurzeit kaum möglich.
Was ist passiert? Das Schulgebäude an der Kleiststraße wurde im Oktober 1978 eingeweiht, rund zwei Jahre später folgte die Inbetriebnahme der Dreifachturnhalle. Sie erfüllte unauffällig ihren Dienst. Doch nun ergaben sich massive Einschränkungen des Schulsport-Betriebes. Durch eine Begehung stellten nämlich Vertreter der Unfallkasse NRW fest, dass hier einige Regularien nicht eingehalten waren.
Die große Halle kann durch Wandteppiche dreigeteilt werden. Absolut unerlässlich für den Sportunterricht eines Gymnasiums mit 1.000 Schülern. Aber diese Unterteilung ruft zwei verschiedene Probleme hervor: Im mittleren Segment fehlt schlicht und einfach eine zweite Fluchttür. Und die Drehung der Spielfelder macht aus eigentlichen Längsseiten neue Stirnseiten. Hier fehlt aber ein Schutz vor Verletzungsgefahren, dort sind nämlich entweder Tribünen oder Materialgaragen, die keinen Prallschutz haben.
Zusätzliche Anforderungen
Die Experten der Unfallkasse verwiesen aber auf die „Unfallverhütungsvorschrift Schulen“. Hier sind im Paragrafen 18 zusätzliche Anforderungen dokumentiert: Hallenstirnwände sind mit speziellen Prallwänden zu gestalten, sodass Verletzungsgefahren durch einen genau definierten Kraftabbau beim Aufprall von 60 Prozent vermindert werden. Die Wände müssen ballwurfsicher und bis zu einer Höhe von zwei Metern ebenflächig, geschlossen und splitterfrei sein, dürfen keine rauen Oberflächen besitzen. Nicht so in der Heißener Halle. Das hat Konsequenzen: Zurzeit ist sie teilgesperrt, bewegungsintensive Spiele wie Basketball, Fußball und Handball sind im Schulsport untersagt.
Viele Mülheimer Schulen warten seit längerem auf die Modernisierung ihrer Sportstätten. Aber immer wieder muss die Stadt umplanen. Dort brennt es, anderswo sorgen Legionellen, Dachschäden und Schimmelpilzbefall für neue Baustellen. Da rückt das Problem der Heißener Sporthalle ein wenig in den Hintergrund. Tapfer sagt Schulleiterin Leistritz: „Wir müssen uns in Geduld üben.“
Zeitnahe Lösungen gesucht
Es müssen also erst einmal „zeitnahe“ Lösungen her. Also erfolgte eine weitere Begehung, auch Amtsleiterin Martina Ellerwald vom Mülheimer Sportservice war vor Ort. Eine erste Sofortmaßnahme: „Es wird eine zusätzliche ‚Schlupftür‘ in den Wandteppich eingeschnitten, sodass man ins andere Hallendrittel flüchten könnte. Das ist schon beauftragt und wird noch vor Karneval erledigt.“ Schwieriger gestaltet sich die Suche nach Alternativen zum Prallschutz. Bisher wurde nur eine weitere Mülheimer Schulhalle bemängelt, neuere Sportstätten haben das Problem nicht: „Die große Lösung heißt für uns aber, dass alles raus und neu rein muss. Doch was kostet das?“
Also wurde der ebenfalls anwesende Vertreter der Bezirksregierung nach Optionen gefragt: „Wie machen andere Kommunen das?“ Die Antwort überraschte und ernüchterte: „Übergangslösungen gibt es bisher nicht. Wir wären da landesweite Vorreiter.“ Erst einmal muss eine Lösung mit mobilen Schutzmatten erstellt werden, dafür muss noch ein „Prototyp“ her. Dem müsste die Unfallkasse ihre Zustimmung geben. Erst dann kann man die Kosten dieser Umrüstung einschätzen. Martina Ellerwald scheut dieses „Pilotprojekt“ nicht: „Wir sind da am Ball...“
Autor:Regina Tempel aus Mülheim an der Ruhr |
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