Jacques Marx ist neuer Ehrenbürger
Die Stadt verleiht Auszeichnung erstmals seit 57 Jahren

Bürgermeisterin Margarete Wietelmann überreichte Jacques Marx die Urkunde für die Ehrenbürgerrechte. | Foto: Walter Schernstein
  • Bürgermeisterin Margarete Wietelmann überreichte Jacques Marx die Urkunde für die Ehrenbürgerrechte.
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 Jacques Marx wurde von Bürgermeisterin Margarete Wietelmann geehrt. Foto: Walter Schernstein Am letzten Donnerstag fand im Festsaal der Stadthalle eine besondere Veranstaltung statt: Dem Mülheimer Jacques Marx wurde das Ehrenbürgerrecht der Stadt Mülheim an der Ruhr verliehen. Aus den Händen von Bürgermeisterin Margarete Wietelmann nahm er die entsprechende Urkunde in Empfang.

Der Rat der Stadt hatte am 25. Juni beschlossen, den ehemaligen Vorsitzenden der Jüdischen Gemeinde Duisburg-Mülheim-Oberhausen für sein Lebenswerk zu ehren. Eine seltene Auszeichnung: Die letzte Ehrenbürgerschaft wurde 1963 an Karl Ziegler verliehen. Begründet wurde der Beschluss mit den Verdiensten von Marx um den Aufbau der Jüdischen Gemeinden, ihrer Öffnung zur Stadtgesellschaft hin und die Förderung interreligiöser Begegnungen, die jüdisches Leben wieder zu einer Selbstverständlichkeit im Mülheimer Alltag machten. Bürgermeisterin Margarete Wietelmann hob in ihrer Rede hervor, dass dies die höchste Wertschätzung für einen Bürger ist, die eine Stadt aussprechen könne.

In den Wäldern vor der SS versteckt

Jacques Marx wurde 1936 als Sohn deutscher Juden im Exil in Paris geboren. Von 1942 bis 1944 versteckte er sich mit seiner Familie vor der SS in den Wäldern Frankreichs. 1945 wurde er in Paris eingeschult, machte sein Abitur in Straßburg und studierte Pharmazie.

1967 ließ sich Jacques Marx als selbstständiger Apotheker in Mülheim nieder. 1968 wählte ihn die Mülheimer Gemeinde zum Mitglied des Gemeinderats und 1973 - mit nur 36 Jahren - wurde er Vorsitzender der nun zusammengeschlossenen Dreiergemeinde Duisburg-Mülheim-Oberhausen. Von anfangs 80 Mitgliedern wuchs die Gemeinde auf heute 3000 an. Sein Ziel, eine jüdische Gemeinde innerhalb Deutschlands aufzubauen, setzte er auch gegen Bedenken von Juden außerhalb Deutschlands unbeirrt durch. Er warb für den Bau der Synagoge mit Gemeindezentrum in Duisburg, die 1999 eingeweiht wurde, und sammelte dafür 15 Millionen Euro. Die Errichtung des jüdischen Kindergartens war ihm ein wichtiges Anliegen. Insgesamt 37 Jahre, bis 2010, hielt er den Vorsitz inne.

Neben seiner Tätigkeit als Gemeindevorsitzender gehörte er viele Jahre lang dem Vorstand des Landesverbandes der Jüdischen Gemeinden von Nordrhein und dem Präsidium des Zentralrates der Juden in Deutschland an.  Marx war im Vorstand der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit und Mitbegründer der Deutsch-Israelischen Gesellschaft Duisburg-Mülheim-Oberhausen.

Mit der Öffnung der Synagoge auch für Christen und Muslime habe er vorbildlichen Einsatz für die Versöhnung zwischen Religionen und Menschen gezeigt, würdigte Wietelmann die Verdienste des Mülheimers.

Ehrenbürger Mülheims

Folgende Persönlichkeiten haben bisher die Ehrenbürgerschaft von Mülheim erhalten:
- 1880: Peter Thielen, Feldpropst
- 1888: Friedrich Hammacher, Reichstagsabgeordneter
- 1895: Otto Fürst von Bismarck, Reichskanzler
- 1912: August Thyssen, Großindustrieller
- 1928: Paul Lembke, Oberbürgermeister
- 1960: Heinrich Thöne, Oberbürgermeister
- 1962: Max Kölges, Kreishandwerksmeister, Bürgermeister
- 1963: Karl Ziegler, Chemiker, Nobelpreisträger (1963)
1995 beschloss der Stadtrat einstimmig, dass die Ehrenbürgerschaften von Adolf Hitler (1933), Paul von Hindenburg (1933), Emil Kirdorf (1935) und Adolf Wirtz (1942) unrechtmäßig waren. Ihnen wurde die Ehrenbürgerschaft aberkannt. Ehrenbürger Mülheims

Autor:

Regina Tempel aus Mülheim an der Ruhr

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