Deutschland unterliegt Italien verdient mit 1:2 - Das Aus im EM-Halbfinale

Die deutsche Mannschaft hat sich aus dem Turnier verabschiedet.
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  • hochgeladen von Regina Tempel

Die deutsche Nationalmannschaft musste sich am Abend im Halbfinale der Europameisterschaft Italien geschlagen geben und unterlag der Squadra Azzura mit 1:2 Toren.
Dabei bot die DFB-Elf eine zum Teil katastrophale Leistung und zeigte sich , gegenüber den vorigen Spielen in der Gruppenphase und im Viertelfinale, von einer ganz anderen Seite. Ein starker Beginn und eine Schlussphase, in der nochmal alles nach vorne geworfen wurde, sind die einzigst positiven Elemente, die man nach der Partie gegen Italien anführen kann.

Eine größtenteils desolate Vorstellung in der Defensive und schlimme Abwehrfehler von den bisherigen Stützen der Mannschaft, seien es Mats Hummels, Holger Badstuber, aber auch Kapitän Philipp Lahm, führten schlussendlich zu einer hochverdienten Niederlage gegen eine abgezockte, erfahrene italienische Mannschaft, bei der sich der Skandal-Stürmer Mario Balotelli mit seinen zwei Toren zum Matchwinner herauskristallisierte.
Während der Stellungsfehler von Hummels das 0:1 einleitete und Badstuber anschließend das Kopfballduell gegen Mario Balotelli verlor, zeigte der Kapitän der deutschen Nationalmannschaft das ganze Spiel über eine schlechte Leistung, zudem verschuldete er hauptsächlich das zweite Gegentor, indem er Balotelli laufen und anschließend zum Schuss kommen ließ.
Auch die Aufstellung von Bundestrainer Joachim Löw war fragwürdig und hat für Diskussionen gesorgt. Anders als erwartet spielten anstatt Klose und Reus, Kroos und Gomez von Beginn an und Löw musste schon in der Halbzeit feststellen, dass er damit vermutlich einen Fehler beging. Aber auch ein starker Marco Reus konnte in der zweiten Halbzeit die 1:2 Niederlage nicht mehr abwenden.

Dabei fing das Spiel gut an. Die deutsche Elf kam früh zu hochkarätigen Chancen wie Hummels in der 5. Minute, als Pirlo gerade noch den Ball mit dem Oberschenkel von der Linie kratzen konnte. Auch in den Folgeminuten hatten die Italiener Glück, als zunächst Verteidiger Barzagli in der 12. Minute einen Abpralller von Buffon knapp neben den Pfosten lenkte und eine Minute später der italienische Torhüter einen starken Schuss von Kroos parierte. Doch nun wachten die Italiener auf und das Spiel kippte zugunsten der Squadra Azzura. In der 17. und 18. Minute konnte Manuel Neuer noch gegen Montolivo und Cassano parieren, ehe er zwei Minuten später nach einem Kopfball von Balotelli hinter sich greifen musste. Voraus ging ein grober Fehler von Mats Hummels, der sich auf der linken Außenbahn von Stürmer Antonio Cassano düpieren ließ und anschließend mit ansehen musste, wie auch Holger Badstuber den Gegentreffer nicht mehr verhindern konnte.
Zwar hatte die DFB-Elf im Anschluss zahlreiche Chancen, wurde aber nie brandgefährlich, sodass Gianluigi Buffon nie ernsthaft geprüft wurde, auch ein Distanzschuss von Khedira war zwar ansehnlich, aber stellte keinerlei Probleme dar und war somit ein dankbarer Ball für den italienischen Torhüter.
Im Anschluss zeigte sich erneut die Kaltschnäuzigkeit der Italiener. Nachdem Montolivo in der 34. Minute das 2:0 schon auf dem Fuß hatte, konnte eben dieser mit einem langen Pass aus der eigenen Hälfte die komplette deutsche Abwehr überlisten und Balotelli in Schussposition bringen. Der Stürmer von Manchester City bedankte sich mit einem sehenswerten Schuss ins rechte obere Eck. Der Schock saß nun tief und so passierte bis zum Halbzeitpfiff von Schiedsrichter Stéphane Lannoy nichts mehr.

Joachim Löw reagierte und brachte für die beiden Totalausfälle Podolski und Gomez Marco Reus und Miroslav Klose in die Partie.
Reus fügte sich gleich gut ein und hatte in der 48. Minute die erste Möglichkeit der zweiten Halbzeit, jedoch traf er den Ball nicht richtig und so hatte Buffon keinerlei Probleme den Ball zu halten. Die deutsche Elf versuchte erneut mit einer Anfangsoffensive die italienische Verteidigung in Bedrängnis zu bringen und so kam auch Philipp Lahm eine Minute später zur nächsten Torchance. In der Folgezeit beschränkte sich die Squadra Azzura weiterhin darauf, hinten gut zu stehen und auf Kontermöglichkeiten zu hoffen. Die DFB-Elf kam so zwar zu einigen Chancen, konnte dabei Gianluigi Buffon aber nie wirklich in ernsthafte Gefahr bringen. Dann aber die 61. Minute: Marco Reus trat zum Freistoß an und zirkelte den Ball über die Mauer, sodass Buffon sich strecken musste und den Ball gerade noch mit den Fingerspitzen über das Tor lenkte. Aber der Freistoß war zunächst einmal die letzte Großchance des Teams von Joachim Löw. Die Italiener verteidigten gut und die Zeit wurde immer knapper, sodass die Defensive der deutschen Nationalmannschaft allmählich aufrückte und so Raum für Kontermöglichkeiten ließ. Löw brachte eine weitere Offensivkraft mit Thomas Müller und nahm Boateng für ihn aus der Partie. Aber auch er fand keine Mittel gegen die Defensive der Italiener. Nun nutzte die Squadra Azzura ihre Freiräume aus und konterte. Schon in der 75. Minute hätte die Partie entschieden werden können, aber Marchisio verzog knapp. Auch weitere Konterchancen wurden von Diamanti und Di Natale kläglich vergeben, sodass das Spiel, zumindest vom Ergebnis her, weiter offen und die Hoffnung vorhanden blieb. Jedoch schien es in der Schlussphase so, als ob die nötige Kraft und der Glaube der DFB-Elf fehlte, dass sie das Ruder noch herumreißen und das Spiel drehen könnte, sodass nur noch zwei harmlose Distanzschüsse von Toni Kroos zustande kamen. In der Nachspielzeit machte sich kurzzeitig noch einmal Hoffnung breit, als Mesut Özil einen Handelfmeer verwandelte und damit den Anschlusstreffer zum 1:2 markierte. Schnell wurde aber deutlich, dass das Tor zu spät fiel und eine Minute später pfiff der Schiedsrichter die Partie ab.

Somit scheidet die deutsche Nationalmannschaft im Endeffekt verdient aus und scheitert erneut im Halbfinale eines großen Turniers an Italien, nachdem man sich schon bei der Weltmeisterschaft 2006 im eigenen Land mit 0:2 geschlagen geben musste.
Wenn man in der Offensive zu harm- und ideenlos agiert, aus sage und schreibe 46(!!!) Flanken kein Kapital schlägt und auch der Defensive Fehler unterlaufen, die man von ihr nicht gewohnt ist, dann muss man eingestehen, dass ein Finaleinzug nicht verdient gewesen wäre. Der einzige Fehler von Mats Hummels im gesamten Turnierverlauf leitete den Sieg Italiens ein und auch Holger Badstuber sah zum ersten mal schlecht aus. Vieles verlief nicht nach Plan und verhinderte einen für viele schon sicher geglaubten Finaleinzug. Dabei lässt sich vieles anführen, wie zum Beispiel die fragwürdige Aufstellung. Wieso ließ Löw Kroos und Gomez spielen und nicht, wie von allen erhofft und erwartet, Klose und Reus? Hinzu kommt eine unterirdische Leistung von Kapitän Philipp Lahm und eine ungewöhnlich unsichere Leistung der gesamten Defensive, vor allem beim Stellungsspiel unmittelbar vor den beiden Toren.

Bei allen Diskussionen um die gestrige Leistung der DFB-Elf, in einem Punkt sollten sich trotzdem alle einig sein. Die deutsche Nationalmannschaft hat insgesamt eine hervorragende Europameisterschaft gespielt, uns viel Freude bereitet und auch gezeigt, welch enormes Potenzial in ihr steckt. Uns steht sicherlich eine glorreiche Zukunft bevor, in der einige Titel gewonnen werden können.

Am Sonntag spielt Spanien um 20.45 Uhr im Finale in Kiew damit gegen Italien.

Autor:

Christian Knoth aus Mülheim an der Ruhr

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