Lokalkompass-Länderreise
Israel – ein Land zwischen Geschichte und Moderne

Der Strand von Tel Aviv - Erholung pur. | Foto: Andrea Rosenthal
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Von Andrea Rosenthal

Willkommen auf der "Lokalkompass-Länderreise". Heute entführe ich Sie nach Israel – ein Land zwischen Geschichte und Moderne, Tradition und Innovation.

Foto: Canva/ bearbeitet von Nina Sikora

Wenn Israel in den Nachrichten auftaucht, dann geht es meist um Konflikte zwischen Juden und Palästinensern, in den Schulen beschäftigt man sich überwiegend mit dem religiösen oder geschichtlichen Aspekt. Doch wie ist Israel wirklich? Um das herauszufinden, habe ich mich mit Ehemann und zwei Teenagern im Sommer 2019 aufgemacht, das Land auf eigene Faust zu bereisen.

Da Israel nicht sehr groß ist, bietet es sich an, einen zentralen Standort zuhaben und von dort Ausflüge zu planen. Auf den Mietwagen verzichteten wir, der ÖPNV in Israel ist vorbildlich, günstig und leicht zu durchschauen. Nur die Beschriftung der Busse in Hebräisch, Arabisch und Englisch stellte uns vor Herausforderungen, denn die Anzeige wechselt und meist sieht man nicht auf den ersten Blick wohin die Reise geht. Dennoch mein Tipp: Ein Rav-Kav, das aufladbare digitale Ticket im Scheckkartenformat gilt für Busse und Bahnen im ganzen Land, besorgen und treiben lassen. Nur das elektronische Abstempeln in den Verkehrsmitteln nicht vergessen, denn auch in Israel wird kontrolliert!

Wir entschieden uns für Tel Aviv als Basis unserer Reise. Gerade im Bauhaus-Jubiläumsjahr war die Weiße Stadt ein verlockendes Ziel. Unser Appartementhaus in der Nähe des Dizengoff-Square fiel in diese Bauzeit, war aber modern ausgestattet. Geschäfte für die Versorgung mit Lebensmitteln waren fußläufig zu erreichen. Doch Vorsicht, so günstig der Nahverkehr ist, Lebensmittel uns Getränke sind teuer! Wer die kleinen Cofix-Läden oder arabische Händler ansteuert, kann aber auch die Kosten minimieren. Wichtigstes Utensil beim Einkaufen: Der Google-Übersetzer! Aufschriften auf Hebräisch oder Arabisch können sonst zu ungewollten Geschmackserlebnissen führen.

Wer sich traut kann auf dem Basar sehr gut essen. | Foto: Andrea Rosenthal
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Israel kulinarisch

Israel ist ein Paradies für Vegetarier. Zahlreiche Gemüse, Kichererbsen, Falafel, Shakshuka, Sabich und süßes arabisches Gebäck verwöhnen den Gaumen. Gut essen kann man in Straßenimbissen oder auf dem Basar. Wir sind immer gut damit gefahren zu schauen wo viele Einheimische sind. Sprachschwierigkeiten beim Bestellen? Egal! Wer sich traut und die Spezialität des Hauses nimmt wird belohnt.

Hingucker auf dem Tempelberg: der Felsendom. | Foto: Andrea Rosenthal
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Auf den Spuren der Geschichte und Religionen

Wer Israel verstehen will, muss in die Altstadt von Jerusalem. Besser als das ständige Blättern im Reiseführer ist die Teilnahme an Free Walking Touren, die es in Israel zu den unterschiedlichsten Themen gibt. Meist sind es Studenten, die mit viel Herz und noch mehr Wissen einen Einblick in ihr Land geben. Wie gut man es fand, zeigt man am Ende der Tour durch die Höhe der Bezahlung. Anders als bei Studienreisen, lernt man bei Free Walking Touren mit Einheimischen auch andere als die offiziellen Seiten kennen. Die jüdische Altstadt ist kein Museum. Neben der Grabeskirche liegt ein arabischer Basar, hinter dem Kirchturm hängen Frauen ihre Wäsche auf. An der Klagemauer beten Männer und Frauen streng getrennt, aber durchaus Juden und Christen gemeinsam. Die Kvittelchen, die kleinen Zettel mit Gebeten stecken bis in fast 3 Meter Höhe. Die Altstadt von Jerudalem ist ein Schmelztiegel, in dem Juden, Christen und Muslime auf engstem Raum miteinander leben. Da stoppt die Tour auch schon einmal für ein Fußballspiel Touristen gegen Kinder auf der Via Dolorosa, der Straße, die Jesus auf seinem Kreuzweg nahm. Ein geschäftiges, aber friedliches Miteinander. Dass das nicht immer so ist, daran mahnt die allgegenwärtige Kameraüberwachung und die stete Präsenz bewaffneter Polizisten oder Militärs.

Wer Israel verstehen will, muss auf den Tempelberg. Der Zutritt ist nur selten gestattet. Muslime und Andersgläubige müssen getrennte Eingänge nutzen. Hier wird man auch auf Waffen untersucht, aber vor allem darf man weder die Bibel noch die Thora auf den Tempelberg bringen. Und natürlich müssen Männer wie Frauen streng verhüllt sein. Nackte Haut und kurze Hosen gehen gar nicht. Das gebietet selbst im Juli bei 42 Grad Celsius die Höflichkeit. Wer sich darauf einlässt, erhält beeindruckende Ein- und Ausblicke.

Ebenfalls unumgänglich für jeden, der Israel verstehen will, ist ein Besuch in der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem. Man kennt es von Kranzniederlegungen bei Staatsbesuchen, aber das Museum ist viel mehr. Der Aufbau der Plätze, Alleen und die Architektur des Museums sind sehr symbolträchtig. Erinnerung an die Grausamkeiten der Judenverfolgung und Zeichen der Hoffnung wechseln sich ab. Das unterscheidet Yad Vashem von anderen Holocaust-Gedenkstätten, es gibt auch immer wieder Geschichten von Hilfe und Rettungsaktionen.

Die Freiheit der Palästinenser ist durch die Mauer begrenzt. | Foto: Andrea Rosenthal
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Das Land der Palästinenser

Auch Bethlehem sollte auf unserer Israel-Tour nicht fehlen. Die Kleinstadt liegt nur 15 Kilometer von Jerusalem entfernt und ist auch mit dem Bus zu erreichen. Eigentlich kein Problem, wäre da nicht der Umstand, dass Bethlehem in der Westbank liegt und mir einer 18 Meter hohen, 700 Kilometer langen Mauer von Israel abgetrennt ist. Die Berliner Mauer war ein Gartenzaun dagegen. Jüdische Bus- und Taxifahrer dürfen nicht in die Westbank fahren. es gibt spezielle arabische Busse. Als Tourist ist das Pendeln in und aus den Palästinensergebieten problemlos machbar. Die palästinensischen Pendler müssen jedoch jedes Mal eine Prozedur ertragen, wie man sie noch von der innerdeutschen Grenze kennt. Um Bethlehem zu entdecken sollte man sich vor Ort einen einheimischen Taxifahrer als Reiseführer nehmen, zu Fuß sind die Geburtskirche, das Feld der Verkündigung und die Graffittikunst an der Mauer nicht an einem Tag zu schaffen. Außerdem bringen Gespräche mit Palästinensern noch einmal eine andere Sicht auf das Land und die Konflikte.

Unser nächster Ausflug in die Westbank war eine gebuchte Bustour zu den biblischen Stätten mit einem jüdischen Führer. Nazareth, die Taufstelle am Jordan, die Festung Massada und das Tote Meer sind aus den verschiedensten Gründen eindrucksvoll. Ein Vorteil, wenn man im Hochsommer bei bis zu 50 Grad Außentemperatur reist ist, dass auch die Touristenmagnete relativ leer sind. Der Tourguide führte uns von Wasserstelle zu Wasserstelle und bestand jedes Mal auf dem Konsum von einem halben Liter Wasser. Ganz nebenbei erfuhr man etwas über den Zisternenbau unter Herodes und die Umweltprobleme durch Obstanbau und Bewässerung am Toten Meer.

Schweben auf dem Wasser - das geht nur im Toten Meer. | Foto: Andrea Rosenthal
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Baden im Toten Meer

Ein Punkt auf unserer To-Do-Liste war selbstverständlich auch das Bad im Toten Meer. Gab es noch vor wenigen Jahren mehrere Kibuzze mit Badestellen und Heilbädern, so ist es heute nur noch einer. Der Boden rund um das Tote Meer sackt durch die intensive Grundwassernutzung ab, es bilden sich gefährliche Löcher. Auch der Wasserspiegel des Toten Meeres sinkt beängstigend schnell. Um zum Wasser zu kommen, muss man heute von den Umkleiden, Duschen, Moorbädern und Pools mit der Traktorbahn gut fünf Minuten ans Ufer fahren. Der Salzgehalt im Toten Meer ist inzwischen so hoch, dass ein versehentliches Untertauchen oder ein Spritzer ins Auge zur Erblindung führen kann. Süßwasser wird in oberirdischen Rohren zum Ufer geleitet. Im Sommer wird die Dusche also per Sonnenkraft unregulierbar auf gut 45 bis 50 Grad erhitzt. Nicht jedermanns Sache!

Die hängenden Gärten in Haifa. | Foto: Andrea Rosenthal
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Das Spaßprogramm

Natürlich ist ein Israelurlaub auch zur Entspannung da. Der Strand von Tel Aviv ist kilometerlang, sauber und nicht so voll. Es gibt Duschen, Toiletten und regelmäßig Sportgeräte und Beachvolleyball-Anlagen. Kurze Strecken werden in Tel Aviv mit dem E-Scooter zurückgelegt. Damit werden auch bis zu zwei Kinder, der Hund und das Surfbrett transportiert. Nur auf dem Gehweg darf man nicht fahren. Sonst funktioniert es ganz ohne Verbote mit gegenseitiger Rücksichtnahme.
Freies WLAN ist in weiten Teilen Israels selbstverständlich. Überall in den Städten findet man Außenarbeitsplätze, die überdacht und schattig sind und mit Ladebuchsen für Handy und Laptop ausgestattet. QR-Codes an Sehenswürdigkeiten führen schnell zu Informationen. Alle Museen sind multimedial aufgebaut. Die Kombination aus Ausstellungsstücken, Dokumentationen und erklärenden Trickfilmen ist nicht nur für Kinder fesselnd. Neben dem Tourismus ist der IT-Sektor der wichtigste des Landes und das merkt man überall.
In Nord-Israel locken die Hafenstädte Akko und Haifa mit Festungsanlagen, Künstlerkolonien und dem sagenumwobenen hängenden persischen Gärten. Fotomotive wohin man blickt!

Vorsicht, Falle!

Wer einen Israelurlaub plant, kommt nicht umhin, den Sabbath einzuplanen. Von Freitagnachmittag bis Samstagabend steht das Land weitgehend still. Restaurants und die meisten Geschäfte sind geschlossen. Nur wenige Läden unter arabischer Führung bleiben geöffnet. Freitagsmittags hingegen wird gefeiert. Der Boulevard von Tel Aviv wird zur Partymeile bevor die Sabbath-Ruhe einkehrt. Wichtig ist zu wissen, dass die Eisenbahn freitags gar nicht fährt. Wer also von Tel Aviv zum Flughafen muss, bestellt entweder im Vorfeld einen arabischen Taxifahrer oder sucht sich im Busnetz den Weg mit den arabischen Linien.

Sicherheit

Im Vorfeld unseres Israelaufenthaltes hatten wird uns eine Raketen-Warnapp aufs Handy geladen. In Jerusalem und Tel Aviv haben wir sie nicht gebraucht, im Süden Israels ist die Lage gefährlicher.

In Israel wird man beim Betreten von Bahnhöfen, Flughäfen und Einkaufsmalls akribisch kontrolliert. Es empfiehlt sich, Rucksäcke so zu packen, dass elektronische Geräte in einem durchsichtigen Beutel extra zu entnehmen sind. Und vor allem Zeit einzuplanen! Bahnhöfe haben zwar mehrere Ausgänge, aber nur einen Eingang, an dem es sich zur Rush-Hour gerne mal staut.

Auch wer Israel verlässt, wird genauestens befragt. Es geht um die Sicherheit im Flieger. Deshalb ist es ratsam, den Koffer erst kurz vor der Abreise persönlich zu packen und dann nicht mehr aus den Augen zu lassen. Wer das nicht tut, darf den Sicherheitsbeamten seinen Kofferinhalt vorführen.

Und wo waren Sie?

Werden Sie doch selbst zum Reiseleiter und machen mit bei unserer "Lokalkompass-Länderreise". Wie das geht? Wenn Sie schon BürgerReporter sind, dann prima. Wenn Sie noch nicht BürgerReporter sind, dann registrieren Sie sich schnell hier: BÜRGEREPORTER WERDEN!
Erstellen Sie dann einfach Ihren Länderbeitrag mit Fotos und/oder Text. Verwenden Sie beim Feld "Thema" unbedingt den Tag "Lokalkompass-Länderreise", damit wir Ihren Beitrag finden und zu unserer Länderreise hinzufügen können.

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Autor:

Andrea Rosenthal aus Mülheim an der Ruhr

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