Zehn Jahre Darmkrebszentrum: Früh erkennen statt spät behandeln
Seit zehn Jahren gibt es am Evangelischen Krankenhaus ein von der Deutschen Krebsgesellschaft zertifiziertes Darmkrebszentrum, eines von bundesweit 281. Das Darmkrebszentrum, an dem rund 50 Ärzte fachübergreifend zusammenarbeiten, um Patienten zu behandeln und zu heilen, wird vom Chefarzt der Chirurgischen Klinik, Prof. Dr. Heinz-Jochen Gassel geleitet.
Um die Zertifizierung als Darmkrebszentrum zu bekommen und zu behalten, müssen jährlich mindestens 50 Darmkrebspatienten operiert werden, weil nur so die professionelle Routine in der Behandlung dieser Erkrankung nachgewiesen werden kann. Am Darmkrebszentrum des Evangelischen Krankenhauses werden zurzeit jährlich 80 bis 90 Darmkrebspatienten operiert.
"80 Prozent der Operationen werden mit Hilfe der besonders schonenden sogenannten Schlüsselloch-Chirurgie durchgeführt. Doch das Geräteset für solch eine technisch aufwendige Operation, bei der es um Millimeter geht zwischen 150.000 und 200.000 Euro kostet", erklärt Gassel die Dimension der Qualität, die ein zertifiziertes Darmkrebszentrum erreichen muss.
Dass sich dieser Einsatz, der in regelmäßigen Qualitätsüberprüfungen, Einzelfallbesprechungen durch medizinisch fachübergreifende Tumorkonferenzen und durch regelmäßige Fortbildungen zum Ausdruck kommt, auch medizinische Erfolge mit sich bringt, kann Gassel an den aktuellen Zahlen der Deutschen Krebsgesellschaft ablesen. Danach ist der Anteil der Darmkrebs-Patienten, die nach einer Operation im Krankenhaus versterben in zertifizierten Darmkrebszentren nur halb zu hoch, wie in nicht zertifizierten Kliniken. 71,6 Prozent der in zertifizierten Darmkrebszentren behandelten Patienten leben auch drei Jahre nach dem operativen Eingriff noch. In nicht zertifizierten Kliniken sind es nur 63,6 Prozent.
Auch wenn in Mülheim jährlich 80 bis 90 Menschen und Deutschland jährlich immer noch 59.000 Menschen an Darmkrebs erkranken, ist diese Zahl in den letzten Jahren auch deshalb rückläufig, weil die konzertierte medizinische Darmkrebs-Aufklärung, etwa im "Darmkrebs-Monat März" greift und die Zahl der Patienten, die im Rahmen der Früherkennung eine Darmspiegelung machen lassen, allein im Evangelischen Krankenhaus zwischen 2011 und 2017 um 500 auf 3000 angestiegen ist.
Deshalb nutzt Gassel auch das zehnjährige Bestehen des Mülheimer Darmkrebszentrums auch, um an alle Mülheimer der Generation 50 plus zu appellieren, alle fünf bis zehn Jahre eine Darmspiegelung machen zu lassen, damit die sogenannten Darmpolypen als Vorformen des Darmkrebstumors frühzeitig erkannt und entfernt werden können. Darüber hinaus, so Gassel, könne man durch den Verzicht auf Nikotin, durch mehr Bewegung und weniger Wurst- und Fleischkonsum sein Darmkrebsrisiko minimieren. (T.E.)
Autor:Thomas Emons aus Mülheim an der Ruhr |
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