Wenn die Blase schwächelt
Die Ursachen für eine Inkontinenz sind so vielfältig wie ihre Patienten: Eine vorhergehende Operation, bei der Nerven in Mitleidenschaft gezogen wurden, eine Beckenbodenschwäche oder Geburten sind nur einige Ursachen, die in Betracht kommen. Das Ergebnis ist häufig unangenehm: Unkontrollierbarer Harnverlust.
Der Urin kann nicht mehr richtig gehalten werden und das ist den Betroffenen häufig sehr unangenehm und peinlich. Doch viele ertragen ihre Erkrankung still und trauen sich auch nicht ihrem Arzt von der Blasenschwäche zu erzählen. Viele versuchen ihr Leiden zu verstecken. Das es auch anders geht und man Vorbeugen und auch therapieren kann, dass will der Infoabend „Blasenschwäche- kein Tabu!“ um 18 Uhr am Montag, 11. November, in der Schul- und Stadtteilbibliothek Styrum, Oberhausener Straße 208 (Eingang: Von-der-Tann-Straße) zeigen. Referentin Dr. med. Andrea Schmidt, Chefärztin der Mülheimer Frauenklinik, steht der Mülheimer Woche vor ab zu einem Informationsinterview zur Verfügung:
Mülheimer Woche: Frau Dr. Schmidt, Sie sind Spezialistin wenn es um das Thema Inkontinenz geht. Wieso starten Sie jetzt eine so groß angelegte Kampagne?
Dr.Schmidt: „Inkontinenz ist heute leider immer noch ein Tabuthema. Betroffene versuchen ihre Erkrankung zu verbergen und scheuen den Gang zum Arzt. Mithilfe dieses Infoabends wollen wir versuchen Ängste zu nehmen und auch aufzeigen was man im Kampf gegen die Inkontinenz tun kann.“
Mülheimer Woche: Wie hoch ist denn die Anzahl der Betroffenen in Deutschland?
Dr. Schmidt: „Hierzulande sind zwischen sechs und acht Millionen Menschen betroffen. Schon längst zählt die Inkontinenz zu einer „der“ Volkskrankheiten in Deutschland. Und da die Krankheit häufig ältere Menschen betrifft, wird die Anzahl der Erkrankten in den kommenden Jahren wohl ansteigen.“
Mülheimer Woche: Welche Personengruppen sind denn häufger betroffen? Eher Frauen oder Männer?
Dr. Schmidt: „Generell sind häufiger Frauen betroffen. Aber auch bei Männern tritt beispielsweise nach einer Prostataerkrankung die Inkontinenz als „Begleiterkrankung“ auf.“
Mülheimer Woche: Was sind denn die Ursachen für eine Harninkontinenz?
Schmidt: „Oft erkranken Frauen die über einen langen Zeitraum, stehende Tätigkeiten ausgeübt haben. Natürlich schädigen auch Geburten die Harnwege und die Beckenbodenmuskulatur. Bei Männern tritt die Inkontinenz wie schon gesagt, häufig bei Prostataerkrankungen oder nach Operationen auf. “
Mülheimer Woche: Haben Sie Tipps wie man einer Inkontinenz vorbeugen kann?
Schmidt: „Vorbeugende und sogenannte „konservative“ Maßnahmen sind beispielsweise professionelles Training der Beckenbodenmuskulatur. Auch eine Elektrostimulation und/oder Biofeedback kann präventiv wirken. Darüberhinaus gibt es die Möglichkeit Pessare anzuwenden oder sich medikamentös therapieren zu lassen. Als letze Alternative gibt es natürlich noch operative Eingriffe. Um jedoch gezielt therapieren zu können muss zunächst festgestellt werden, welche Form der Inkontinenz vorliegt.“
Mülheimer Woche: Welche Formen gibt es denn?
Schmidt: „Die zwei häufigsten Formen sind die Dranginkontinenz bei der ein Urinverlust in Verbindung mit dem Harndrang einhergeht. Bei der Belastungsinkontinenz oder Stressinkontinenz passiert das
unerwünschte „Wasserlassen“ beispielweise beim Husten, Lachen oder Niesen. Mittlerweile sind wir in der Medizin aber der Ansicht, dass die Inkontinenz als chronische Erkrankung zu werten ist, die einer umfangreichen Therapie bedarf.“
Mülheimer Woche: Wie lautet Ihre Intention zum Infoabend? Was ist Ihnen wichtig und was sollen die Besucher mitnehmen?
Schmidt: „Mir ist es wichtig, dass Erkrankte sich frühzeitig beim Arzt ihres Vertrauens untersuchen lassen, sodass entsprechende Maßnahmen getroffen werden können um die Krankheit einzudämmen und um vorzubeugen. Inkontinenz darf kein Tabuthema mehr sein, denn mit gezielter Therapie kann Jedem geholfen werden.“
HINTERGRUND
- Der Informationsabend „Inkontinenz“ ist eine Veranstaltung der Schul-und Stadtteilbibliothek Styrum in Kooperation mit der Evangelischen Familienbildungsstätte
- Dieser Abend wird außerdem vom Kuratorium Deutsche Altershilfe unterstützt und gehört zu einer Reihe von Aktivitäten, die im Rahmen des Forschungsprojektes „Unterstützungskonzepte im Quartier“ umgesetzt werden.
Weiterführende Informationen gibt es bei der deutschen Kontinenzgesellschaft
Autor:Daniela Neumann aus Oberhausen |
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