Wenn der Pferdeschwanz ergraut

Mein Kollege Klaus formulierte es artiger, aber im Kern sagte er, ich solle ihm nicht weiter mit meinen grauen Haaren auf den Zwirn gehen. Ich solle es in mein Blog wursten, da würde sich schon jemand finden. Leidensgeschichte, Handling und so.

Man muss wissen, bei meinem Kollegen wächst es oben schütter. Da macht er sich andere Gedanken - keine ums Färben. Trotzdem, ich weiß nicht, was er hat, ist ein wahrhaft interessantes Thema!

Es ist nämlich so, dass das Bleichmittel Wasserstoffperoxid für die altersweise Rübe verantwortlich ist. Beim Stoffwechsel entstehen überall im Körper kleine Mengen. Auch im Haar. Wenn im Alter der Körper mit dem Abbau nicht mehr so fix ist, behindert das die Bildung des Haarfarbpigments Melanin. Erst wird der Mensch grau auf dem Kopf, später weiß.

Aber schon die Römer wussten, der Farbe auf die Sprünge zu helfen. Henna färbt rot, Ziegenfett und Birkenasche blond, nur schwarz war etwas aufwendiger zu bekommen. Wer schwarzes Haarfärbemittel wünschte, musste das von langer Hand planen. Blutegel sammeln, zerdrücken und anschließend sechzig Tage lang in Wein und Essig einlegen.

Heute geht das einfacher. Die 70 Prozent von uns Frauen, die Haare färben (und die 3 Prozent von Euch Männern), gehen entweder zum Friseur (der kassiert dafür viel Geld, er kann sich selber Gedanken machen, wie er die Farbe kreiert) oder man wandert zum Drogeriemarkt des Vertrauens. Dort entscheidet man, ob man seine Nachbarn beunruhigen und 110 rufen lässt, weil die Farbe nach einmaligem Waschen wieder spurlos vom Kopf verschwindet; ob sie mehrere Wäschen halten soll; oder ob man die ständige Sauerei im Bad scheut und nur regelmäßig den Ansatz nachstreicht.

Mir ist das ja alles zu kompliziert. Meine Mutter verdient zwar ihr Geld mit Haareschneiden, aber als ich sie vor ein paar Jahren um Rat fragte – meine Grauhaarmaterie fasste eben Fuß - zeigte sich, dass wir nicht zusammenkämen. Meine Mutter verschönt tagsüber die Köpfe älterer Damen. Kurze dauergewellte Haare auf Lockenwicklern unter die Trockenhaube, Sie wissen schon. Oder sie betreut „frechen asymmetrischen Schnitte“ ...

Ich glaube, ich stelle das Thema einfach zurück. Oder ich finde jemanden, den ich weiterhin mit meinen grauen Haaren vollquatschen kann.

Die Sonne kommt raus!
Spiegel!
Pinzette!

Autor:

Anke Müller aus Mülheim an der Ruhr

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