Sozialkaufhaus öffnet Pforten
Es hat sich schnell herumgesprochen, dass das erste Mülheimer Sozialkaufhaus seine Pforten öffnet. Schon lange vor 9 Uhr stehen die ersten Interessierten vor der Tür.
Doch Bettina Heikamp und Yvonne Mandau, die das Mülheimer Kaufhaus leiten, lassen an diesem kalten Morgen niemanden vor der Tür stehen.
„Wir machen alles, außer Lebensmittel“, sagt Heikamp. Die rund 250 Quadratmeter der ehemaligen Schleckerfiliale an der Oberhausener Straße 180 sind gut gefüllt. Zahlreiche Möbel, Elektrogeräte, ein wenig Spielzeug und gut gebrauchte Bekleidung sind derzeit im Angebot. Für kleines Geld wechseln die ersten Möbel bereits den Besitzer.„Wir sind Problemlöser“, erläutert mir Heikamps Mann Michael wenig später bei einer dampfenden Tasse Kaffee. Der Tisch samt Stühlen, an dem wir sitzen, ist noch nicht ins Visier von Interessierten geraten. „Das Kaufhaus ist unsere Zentrale. Wir bieten von hier aus unbürokratische Hilfe an.“
Das Spektrum des Vereins „Help“ ist entsprechend groß: Es reicht von der Pflege- und Sozialberatung, Wohnungsauflösung, Hilfe bei Bestattungen bis bin zum Ausfüllen von Behördenanträgen.
„Wir helfen auch bei Umzügen, fachgerechter Ab- und Aufbau von Möbeln und Küchen inklusive“, betont Heikamp. Er unterstützt den Vereinsvorsitzenden derzeit beim Aufbau von weiteren Sozialkaufhäusern in Deutschland.
Gegründet wurde Help 2007 von Wilhelm Töller, der Vorsitzender des Vereins ist und sich die Neueröffnung nicht entgehen lässt. „Wir bringen den Menschen, die wenig Geld haben, Respekt und Achtung entgegen“, lautet sein Leitsatz. „Wir geben jedem Menschen eine Chance, bieten Hilfe zur Selbsthilfe.“ Rund 60 Arbeitsplätze hat der Verein bereits geschaffen, weitere sollen folgen. Vor allem ältere Handwerker seien willkommen.
Der gemeinützige Verein finanziert sich durch Spenden. Er führt Wohnungsauflösungen entweder zum Selbstkostenpreis oder sogar kostenlos durch. Auch Ratenzahlungen seien beim Erwerb von Möbeln möglich. „Unsere Kunden sollen nicht in eine finanzielle Schieflage geraten“, betont der Vereinsvorsitzende. „Im Zweifel helfen wir auch über unseren Sozialfond weiter.“
Gute gebrauchte Möbel oder Elektrogeräte nehme der Verein gern entgegen, hole sie auch kostenfrei ab - „eine kurze Mail mit Foto wäre schön“. In den Räumen herrscht inzwischen reges Treiben.
In wenigen Wochen will der Verein in Oberhausen ein weiteres Kaufhaus einrichten. Ziel sei, durch Vernetzung der Sozialkaufhäuser immer in der Lage zu sein, binnen spätestens drei Tagen zu helfen. „Wenn in Mülheim gerade eine Waschmaschine fehlt, aber bei den Nachbarn vorhanden ist, helfen wir uns aus.“
Vernetzt sind die Help(er) aber auch mit Organisationen vor Ort, um das Beratungsspektrum zu professionalisieren. Das Help Sozialkaufhaus ist montags bis freitags von 9 bis 17 Uhr geöffnet. Für Fragen, Anregungen oder das Abholen von Möbeln steht das Mülheimer Team per E-Mail an info@help2007.de oder per Telefon unter Tel. 74030117 zur Verfügung.
Autor:Dirk-R. Heuer aus Hilden |
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