Segen und Fluch zugleich

Wie gehen wir mit der Öffentlichkeit um, die Ereignisse wie der Flugzeugabsturz der Germanwings-Maschine nach sich zieht? In den sozialen Netzwerken werden nicht nur die neuesten Nachrichten rasend schnell verbreitet, auch Beileidsbekundungen, Spekulationen, Medienschelte und Verschwörungstheorien.

Was einerseits ein Segen sein kann - schnelle Informationen - kann so zum Fluch werden, wenn jede Distanz verloren geht. Alles und jeder wird verurteilt, selbst diejenigen, die sicher aus aufrichtiger Betroffenheit ihr Beileid bekunden, sich aber sonst - so der Vorwurf - um das Leid in der Welt nicht kümmern.

Auch ich bin tieftraurig angesichts dessen, was passiert ist. Denn meine Lebenssituation ist ähnlich wie die der Opfer - und das bringt sie mir nahe. Auch ich bin diese Strecke schon geflogen, habe ein Tochter, die an einem Spanisch-Austausch hätte teilnehmen können. Auch wir haben schon Bilder des Fotografen abgedruckt, der nun nicht mehr lebt.

Darf mir das nicht näher gehen als das Schicksal von Bootsflüchtlingen, deren Leben und Leid ich nicht annähernd nachvollziehen kann? Ich finde, ja. Und spreche den Angehörigen mein Beileid aus.

Autor:

Regina Tempel aus Mülheim an der Ruhr

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