Arbeiterwohlfahrt kann Projekt gegen sexuelle Gewalt fortsetzen
Paten machen Kinder stark und durchkreuzen die Strategie der Täter
Alle Augen richten sich auf Lügde, wenn es derzeit um sexuellen Missbrauch von Kindern geht. Doch Lügde ist überall. Das Thema sexueller Missbrauch von Kindern ist leider immer aktuell unabhängig von der Konjunktur der medialen Aufmerksamkeit. „Wir wissen aus unserer Beratungspraxis das ein bis zwei Kinder pro Schulklasse von sexuellen Übergriffen betroffen sind“, sagt die Geschäftsführerin der Arbeiterwohlfahrt Michaela Rosenbaum.
Mit ihrer pädagogischen Kollegin Kirsten Schumacher von der AWO- Beratungsstelle für Schwangerschaftskonflikte, Sexualität und Partnerschaft stellte sie jetzt den aktuellen Arbeitsbericht zum Schulprojekt "Schutz vor sexuelle Gewalt" des AWO-Kinderschutzprojektes Ele-Phone vor.
Sexuelle Gewalt hat viele Gesichter
„Wenn wir an sexuelle Gewalt gegen Kindern denken, dürfen wir nicht nur an Vergewaltigung denken. Es geht auch um verbale, körperliche und digitale Übergriffe auf das sexuelle Selbstbestimmungsrecht von Kindern. Beim Cyber-Grooming haben wir es mit Annäherungsversuche via Internet zu tun“,
sagt Schumacher. Sie legt ein Armband auf den Tisch. Darauf steht: „Ich darf Nein sagen!“ Dieses Armband bekamen alle 2.500 Schüler mit auf den Heimweg, die im Schuljahr 2018/19 an den Aufklärungs-Workshops der Arbeiterwohlfahrt und ihrer Beratungsstelle teilgenommen haben.
Von 2002 und 2018 mussten die Schüler, die am vorbeugenden Ele-Phone- Workshop teilnahmen, 10 Euro bezahlen, um die Personal- und Sachkosten der Arbeiterwohlfahrt zu decken. „Leider haben wir im Moment keine Chance, in das Landes-Förderprogramm zur Vorbeugung von sexuellem Missbrauch von Kindern aufgenommen zu werden“, bedauert Michaela Rosenbaum.
Workshops für Schulklassen
Doch Kirsten Schumacher und ihre Kolleginnen, die auch im neuen Schuljahr regelmäßig mit Schülern aus 3., 4. und 7. Klassen das Thema sexueller Gewalt und sexueller Missbrauch bearbeiten, können seit Anfang des Jahres ihre Workshops für die Schüler kostenfrei anbieten. Denn inzwischen haben sich 70 Paten gefunden, die mit einem Jahresbeitrag von 200 Euro und durch ihren Einsatz als Multiplikatoren die wichtige Vorbeugungsarbeit finanzieren.
Zu den 70 Paten gehören unter anderem die Unternehmer Heiner Jansen und Hartmut Buhren. Mülheims ehemaliger Chef-Karnevalist Heiner Jansen hat einen Paten-Kreis aufgebaut. „Anfangs hatte ich das Ziel, 50 Paten für die Aufklärungsarbeit der AWO zu gewinnen. Doch nachdem wir jetzt 70 sind, will ich mindestens 100 Paten für die vorbeugender Aufklärungsarbeit der Arbeiterwohlfahrt und ihr Ele-Phone gewinnen“, sagt Jansen. Wie sein Paten-Kollege Hartmut Buhren ist er Vater und Großvater.
„Ich bin bisher nicht mit dem Thema sexueller Missbrauch von Kindern in meiner Familie und in meinem Freundeskreis in Berührung gekommen und das soll auch so bleiben“,
erklärt Buhren sein Engagement.
Neue Chance für das Elefon
Aufgrund der neuen finanziellen Unterstützung überlegt man bei der Arbeiterwohlfahrt, das Sorgen- und Beratungs-Telefon Ele-Phone für Kinder und Jugendliche, die von sexuellen Übergriffen betroffen sind, wieder ins Leben zu rufen.
„Allerdings müssen wir erst dafür sorgen, dass wir eine 24-Stunden-Besetzung der Telefon Hotline sicherstellen können. Wenn wir das schaffen, können wir mit der finanziellen Rückendeckung durch unsere Paten vielleicht schon im Oktober 2019 mit dem Ele-Phone wieder an den Start und das 2002 eingestellte Telefon wieder aktivieren“,
erklärt AWO-Geschäftsführerin Rosenbaum.
Die beiden Lehrer Jochen Ruhnow (Gustav-Heinemann-Schule) und Julia Smudo (Barbaraschule) schätzen die Ele-Phone-Workshops und Elternabende, "um Schüler, Eltern und Lehrer sprachfähig zu machen und sie über vorhandene Hilfs- und Beratungsangebote aufzuklären."
Die von Kirsten Schumacher geleitete AWO-Beratungsstelle für Schwangerschaftskonflikte, Partnerschaft ist an der Heinrich-Melzer-Straße 17 und unter der Rufnummer 45003-225 erreichbar.
Autor:Thomas Emons aus Mülheim an der Ruhr |
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