Marode Thyssenbrücke: LKW-Verbot, Mehrbelastung Dümptener Straße und Neubau nicht vor 2017
Nicht jedes Erbe sollte man antreten, wie jüngst das Beispiel der Stadt Mülheim an der Ruhr wieder eindrucksvoll beweist: 1994 übernahm die Stadt die Thyssenbrücke nach Styrum von der Bahn, die beim Bau 1909 für 24 Tonnen-Belastung ausgelegt wurde. 103 Jahre später fahren täglich mindestens 280 LKW mit einem Gewicht von bis zu 44 Tonnen und die Straßenbahnlinie 112 im 10-Minuten-Takt über die Thyssenbrücke, die im Laufe der B 223 Mülheim mit Oberhausen verbindet. Die Folge sind Rost an Trägern und Nieten, Löcher, weggeplatzte Nieten und Verminderung des Querschnitts, welche zum Stabilitätsverlust des Bauwerkes beitragen. Gutachten über die Tragfähigkeit wurden in den letzten Jahren seit 2008 stets aktualisiert und führten dazu, dass die 112 nur noch wechselseitig und nicht mehr gleichzeitig die Brücke passieren darf. Der erneute Schock kam durch ein Gutachten im letzten Monat, dass die Stabilität „wahrscheinlich über das Jahr 2015 hinaus nicht mehr bestätigt werden kann.“
Auf der städtischen Homepage heißt es hierzu: "1999 musste die Brücke bereits aufwendig saniert werden und wurde mit einem Stabbogen zur Entlastung des Stahlfachwerkes verstärkt." Weiter wird beurteilt, dass "durch die Konstruktion der Brücke aus vielen zusammengesetzten Bauteilen, und nicht zugänglichen Bereichen, ... eine Sanierung oder Erneuerung in bestimmten Bereichen der Brücke ausgeschlossen" ist.
Da her gibt es weitere Maßnahmen zur Entlastung seit Mitte letzter Woche durch die Sperrung für LKW über 7,5 Tonnen, so wie wechselseitige Befahrung durch den Individualverkehr. Die "Brummis" werden je nach Fahrtrichtung und Ziel über Friedrich-Ebert-Straße, Aktienstraße, Mellinghofer Straße, Mannesmannallee, Fritz-Thyssen-Straße und Dümptener Staße geleitet. Für die Bewohner der Dümptener Straße, die weitere Verkehrsberuhigungsmaßnahmen durch die Errichtung einer 30-er Zone wünschten, heißt dieses vermehrte Belastung bis mindestens 2017, da das nächtliche LKW-Verbot aufgehoben wurde. Mit dem Beginn eines Neubaus der Brücke kann erst in 2 bis 3 Jahren gerechnet werden, da Absprachen mit der DB wegen der Überbauung der Gleise, die die Hauptachse im West-Ost-Schienenverkahr darstellen, getroffen werden müssen. Die Findung eines Planungsbüro, Bauausschreibung, Fördergelderbeantragung, so wie Baufreigabe von der Deutschen Bahn könnten bis 2016 dauern. Das Kostenvolumen einer neuen Brücke, deren Querschnitt von derzeitig 15 auf 23 Meter Breite erweitert werden soll, liegt bei über 14,5 Millionen Euro, nicht ganz ein Drittel trägt die Stadt Mülheim.
Autor:Christian Voigt aus Moers |
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