Härten Sie Ihre Prioritäten ab!
Wissen Sie was? Ich finde es immer noch frisch in Mülheim. Nun kann ich aber nicht jeden Tag backen, deshalb hab ich mir heute einen anderen Platz zum Wärmen gesucht. Ich sitze im Bürgeramt. In der Kinderecke. Hier ist es schön heiß, die Fenster lassen sich nicht öffnen; deswegen oder aus anderen Gründen klebt der Tisch.
Trotzdem bleibe ich hier im Gewächshaus sitzen, weil da wo sich die Ausgewachsenen aufhalten, will ich nicht hin!
Unterstellen wir, im Mülheimer Bürgeramt warten nur Mülheimer Bürger. Der Bürger, auf den ich freie Sicht habe, weil ihn nur ein Raumteiler aus Glas von mir trennt, popelt. Genüsslich bewirtschaftet er mit dem kleinen Finger eines seiner Nasenlöcher. Endlich wird er fündig, er pult einen Brocken heraus. Zuerst beguckt er sich das Ding von allen Seiten, dann schnipst er es in in den Mülleimer. Der Plumps ist nicht zu überhören. Anschließend wischt er den Nagel an seiner Hose trocken.
Während ich das gerade verdaue, versenkt er den kleinen Finger bis zum Anschlag im anderen Kanal.
Mir ist noch nicht klar, was ich mir wünsche: Soll der besser vor oder nach mir aufgerufen werden …?
Bin ich nach ihm dran, laufe die Gefahr, dass ich mich wo reinsetze. Bleibe ich noch ewig hinter ihm sitzen, könnte es sein, dass er mich trifft.
Ich bin unentschlossen, Sie merken es.
Noch runde dreißig Nummern vor mir, ich bin die 119.
Ich verabschiede mich jetzt und überdenke meine Prioritäten!
Autor:Anke Müller aus Mülheim an der Ruhr |
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