Frage der Woche
Habt ihr Angst um eure Arzneimittel-Versorgung?

In den Apotheken kommt es immer häufiger zu Lieferschwierigkeiten der Arzneimittel. | Foto: Claudia Leyendecker
  • In den Apotheken kommt es immer häufiger zu Lieferschwierigkeiten der Arzneimittel.
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Die Verfügbarkeit von Medikamenten ist ein wichtiger Punkt in der medizinischen Versorgung. Besonders dann, wenn es um lebensbedrohliche Krankheiten geht. Doch immer häufiger sind bestimmte Arzneimittel in die Apotheke nicht mehr verfügbar.

Darunter fallen gängige Kopfschmerztabletten und Fiebersaft, aber auch wichtige Krebstherapeutika. Der Vizevorsitzende des Deutschen Apothekerverbandes, Hans-Peter Hubmann, spricht dabei gegenüber der dpa von über 250 Arzneimitteln, die momentan nicht geliefert werden können (Stand 16. September). Meistens kann man auf andere Dosierung ausweichen, aber was ist, wenn es keine andere Alternative zum Medikament gibt? 

"Probleme gibt es nicht nur bei Nischenprodukten, sondern auch bei gängigen Mitteln gegen Bluthochdruck und Diabetes. Zudem waren Schmerzmittel wie Ibuprofen zeitweise nicht erhältlich. Lieferengpässe gibt es immer wieder mal, weil ein Produzent ausfällt, aber die Menge und die Länge des Ausfalls ist deutlich dramatischer geworden", so Hans-Peter Hubmann.

Gründe für die Lieferschwierigkeiten

303 Arzneimittel stehen derzeit auf der Lieferengpass-List des BfArm. Durch die Pandemie hätten Länder wie China und Indien ihre Lieferung unterbrochen, aufgrund von Schließung der Fabriken oder Ausfall der Frachter. Besonders bei Medikamenten, für die es keine Ausweichmittel gibt, ist das drastisch. Aktuell sind besonders Ibuprofen- und Paracetamol haltige Fiebersäfte und das Brustkrebsmittel Tamoxifen schwer lieferbar, wie das BfArm angibt. Als Reaktion auf den Mangel hatten die deutschen Behörden unter anderem empfohlen, kleinere Packungen zu vergeben.

Das Unternehmen Generikahersteller 1a Pharma hat außerdem die Produktion von Fiebersäften eingestellt, da die Herstellung aufgrund der Festbeträge und des Drucks der Kassen nicht mehr wirtschaftlich gewesen sei, wie der Branchenverband Pro Generika schon bereits im Frühjahr mitteilte. Während die Festbeträge, die von den Krankenkassen für die Medikamente gezahlt werden, seit zehn Jahren auf demselben Niveau blieben, stiegen jedoch die Preise für Energie, Logistik und Wirkstoffe an. Damit ist Teva/Ratiopharm die letzte Firma, die Fiebersäfte für Kinder herstellt. Als Folge griffen viele Eltern stattdessen zu Fiebersäften mit Ibuprofen oder zu Zäpfchen. Diese sind nun daher auch knapp geworden, wie Christian Splett von der Bundesvereinigung Deutscher Apotheker berichtet.

Ausschlaggebend ist auch, dass immer mehr Apotheken schließen. 235 Schließungen bis Ende Juni standen nur 30 Neueröffnungen gegenüber. Das könnte an den zahlreichen Online-Apotheken aus dem Ausland liegen, die Gewinne aus Deutschland abschöpfen. Laut einer Bitkom-Umfrage bestellten mehr als die Hälfte der Verbraucher, 58 Prozent, ihre Medikamente im Jahr 2020 auf Online-Plattformen.

Was tun, wenn mein Medikament nicht verfügbar ist?

Laut des des BfArm darf die zuständige Bundesoberbehörde in Notfällen auf Antrag im Einzelfall Medikamente mit abweichender Packungsgröße und Kennzeichnung anfordern, Medikamente mit abgelaufenen Mindesthaltbarkeitsdatum in den Verkehr bringen, Actilyse Pulver und Lösungsmittel zur Herstellung einer Injektions-/ Infusionslösung mit abweichender Verpackung zulassen und einem Medikament mit ausländischer Verpackung und Verpackungsbeilage zustimmen. So werden beispielsweise Medikamente aus England oder Italien in dringenden Situationen importiert.

Außerdem kann man sich schon vorab informieren, welche Medikamente momentan nicht lieferbar sind unter www.gelbe-liste.de. So kann man sich schon vor dem Apothekenbesuch über mögliche Alternativen informieren.

Habt ihr schon erlebt, dass euer Medikament nicht mehr verfügbar war? Bei welchen Medikamenten gibt es momentan in eurer Apotheke Schwierigkeiten? Habt ihr Angst, dass eure Versorgung mit Medikamenten gefährdet ist?  
Wir freuen uns auf eure Antworten!

Autor:

Hannah Kreisel aus Mülheim an der Ruhr

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