Mülheimer Krisenstab und Gesundheitsamt im „Corona-Dauereinsatz“
Entwarnung und Sorge zugleich
„Das ist nur ein kleines Stück Papier, aber mit großer und nicht gerade motivierender Aussagekraft.“ Dr. Frank Steinfort, Mülheims Stadtdirektor und gleichzeitiger Leiter des Corona-Krisenstabs, erläutert, warum in den letzten Tagen die Zahl der aktuell Infizierten in unserer Stadt deutlich in die Höhe gegangen sind.
Bei einer Familienfeier in der Nachbarstadt Oberhausen hatten sich 39 Menschen mit dem Virus angesteckt, darunter Mülheimer, die Kinder haben. Und die haben das Virus in verschiedene Schulen und Kitas „eingeschleppt“. Steinfort zeigt auf dem Papier die „Sog- und Strahlwirkung“, betont aber zugleich: „Wir haben die Lage im Griff.“ Seine Erläuterung, so sagt er in einem kurzfristig anberaumten Mediengespräch, „ist eine Art Entwarnung mit gleichzeitigem sorgenvollen Blick auf den bevorstehenden Herbst.“
Die Sorge teilten auch zahlreiche Mülheimer, die sich bei der Stadt und dem Gesundheitsamt meldeten und fragten, ob es hier vor Ort nach den erhöhten Infektionszahlen bald einen Lockdown gebe. „Wir werden alles daran setzen, dass unsere Stadt nicht in die Nähe der kritischen Werte kommt, die das Robert-Koch-Institut (RKI) als solche festgelegt hat.“ Der maßgeblichen Indizienwert des RKI lag in Mülheim am Dienstagmorgen bei 15,2 gegenüber 30 wenige Tage zuvor. Die Zahl der aktuell Infizierten war von 90 auf unter 70 gesunken. Auch das seien Zeichen von Entwarnung, so Steinfort.
Eine Unverschämtheit
Allerdings sind ihm die Auswirkungen besagter Familienfeier immer noch ein Dorn im Auge. Die Feier streut noch nach, und es sind immer noch nicht alle Kontaktpersonen gefunden.. Das liegt vor allem daran, dass die Kontaktformulare nur sehr unzureichend ausgefüllt wurden. Steinfort wird konkret: „Da stand auf der Gästeliste beispielsweise ein einziger Name mit Handynummer für zusammen sieben Personen. Das war eine Unverschämtheit.“ Die städtischen Mitarbeiter mussten einen Telefon-Marathon in Gang setzen. Nicht selten wurde einfach aufgelegt oder Auskünfte scheiteten an Sprachbarrieren.
Der Krisenstab-Leiter gerät in Wallung: „Die Angerufenen haben teilweise gar nicht kapiert, worum es geht.“ Deshalb seien auch vermutlich noch nicht alle möglicherweise Infizierten gefunden und verständigt. Auch hat die Stadt zwischenzeitlich Strafanzeige wegen Verstoßes gegen das Infektionsschutzgesetz gestellt. Steinforts Erläuterungen werden zum Appell: „Es kann nicht sein, dass sich 95 Prozent unserer Bürger an die Regeln halten, aber unter den fünf Prozent Unvernünftigen leiden müssen.“ Nach wie vor sei die Einhaltung der „AHA-Regeln“ oberstes Gebot: Abstand halten, Hygiene beachten und eine Mund-Nasen-Bedeckung tragen.
Sieben-Tage-Arbeitswoche
„Wir haben die Krise bislang gut, sogar sehr gut gemeistert“, meinen auch Dr. Frank Pisani, der das Diagnosezentrum an der Mintarder Straße leitet, und Thomas Hecker vom Gesundheitsamt. Damit das auch so bleibe, haben manche Mitarbeiter, aber auch der Krisenstab, eine Sieben-Tage-Arbeitswoche. „Wir sind in regemäßigen Kontakten mit der gesamten Ärzteschaft in unsrer Stadt und reagieren auf jede Entwicklung“, betont Pisani. Steinfort ergänzt für den Krisenstab: „Wir sind flexibel und gehen bis an die Grenzen der Belastbarkeit.“
Man habe jetzt den Herbst fest im Blick. Die Temperaturen werden kühler, das Wetter unbeständiger. Viele Aktivitäten verlagern sich sich von draußen nach drinnen. Regelmäßiges Lüften ist zwingend erforderlich. Das gelte auch und gerade für die Klassenzimmer in den Schulen. Fast schmunzelnd meint der Krisenstab-Leiter: „Mülheims Schulen befinden sich nicht in einem Lüftungs-Dilemma. Mir ist bekannt, dass sich in jedem Klassenraum zumindest zwei Fenster öffnen lassen.“
In jedem Fall wird die Stadt künftig, so Frank Steinfort in der Pressekonferenz am Montagnachmittag abschließend, „jeden Verstoß gegen die geltenden Corona-Regeln und das Infektionsschutzgesetz unnachgiebig ahnden. Wir sind sind noch weit von den kritischen Indizienwerten des RKI entfernt, und das soll so bleiben.“
TIPPS UND INFOS
Das Gesundheitsamt hat Tipps parat: Wenn jemand mutmaßliche Corona-Symptome wie etwa Fieber, Schnupfen oder Husten habe, solle er sich im Diagnosezentrum an der Mintarder Straße zunächst auf Corona testen lassen. Termine können online hier gebucht werden. Wer keinen Internet-Zugang hat, kann einen Termin beim Kommunikationscenter unter Telefon 0208/455-22 ausmachen.
Die Stadt Mülheim hat zudem ein umfassendes Informationssystem in Sachen Corona auf den Weg gebracht, das stets nach den jeweils neuen Entwicklungen aktualisiert wird: www1.muelheim-ruhr.de/corona-virus.
Autor:Reiner Terhorst aus Duisburg |
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