Berufsorientierung für Schüler - mit Video
Eltern als "Influencer"
Laut und wuselig geht es im Mülheimer Ringlokschuppen zu. Der Grund: Etwa 60 Schüler sind beim Tag der Berufsorientierung mit verschiedenen Aufgaben und Spielen beschäftigt, die ihnen helfen sollen, ihre Stärken und Talente zu erkennen.
Von Mona Wegner
"Komm auf Tour - meine Stärken, meine Zukunft" nennt sich der Erlebnisparkour, der dieses Jahr schon das siebte Mal in Mülheim veranstaltet wird. Durch die Unterstützung der RAG-Stiftung und der Agentur für Arbeit können Schüler der siebten Klassen aller Schulformen hier an drei Tagen einen spielerischen Einstieg in die Berufsorientierung erleben.
450 Schüler von acht Mülheimer Schulen
Das Projekt findet immer Ende Januar statt. "Bei den Kindern kam es bisher jedes Jahr gut an", erzählt Emel Karakoc, Teamleiterin der Berufsberatung der Agentur für Arbeit Mülheim. Die Schüler sind immer sehr interessiert und arbeiten aktiv mit. Auch in diesem Jahr war es schnell ausgebucht. So nehmen etwa 450 Schüler von acht Mülheimer Schulen teil. Den Kindern wird erklärt, welche Stärken es gibt und wozu diese nützlich sein können.
Bürgermeisterin Ursula Schröder lobt das Projekt
Bürgermeisterin Ursula Schröder, welche am ersten Tag von ,,Komm auf Tour" dabei ist, findet es besonders wichtig, dass die Schüler ihre Talente und Interessen verstehen, sodass sie diese in ihre Lebensplanung und das spätere Berufsleben einbeziehen können. Eine Schülerin freut sich, dass die Bürgermeisterin sich so für ihre Zukunft interessiert und engagiert.
Eigene Stärken erkennen
Die Schüler werden in Gruppen eingeteilt, mit denen sie verschiedene Stationen durchlaufen. Je nach Wahl von Aufgabe und Lösungsweg vergeben Mitarbeiter der beteiligten Kooperationspartner als sogenannte Reisebegleiter verschiedene Sticker an die Schüler. Diese Sticker zeigen unterschiedliche Stärken. So können die Jugendlichen am Ende sehen, wo ihre Talente liegen. Wer etwas reparieren kann, bekommt einen Sticker mit der Stärke Handwerk, und wer einem anderem etwas erklärt, bekommt einen Sticker mit der Stärke Hilfsbereitschaft. Wichtig ist dabei, dass die Lehrer nicht zuschauen. Das soll dazu verhelfen, dass die Schüler keinen Druck haben und das Gefühl verlieren, bewertet zu werden.
Verschiedene Aufgaben und Spiele
Eine der Stationen ist der "Zeittunnel". Dort gucken die Schüler sich 20 Minuten lang verschiedene Fotos über eine mögliche Zukunft an und können darüber diskutieren, wie sie sich ihr eigenes Leben später vorstellen. Sie sollen sich die Frage stellen, wie man diese Ziele erreichen kann und welche möglichen Alternativen es dazu gibt.
Außerdem gibt es ein Labyrinth, das mit verschiedenen Einschränkungen durchlaufen werden muss. Mal geht es auf Krücken, mal mit verbundenen Augen durch den Parcours. Das Labyrinth soll als Sinnbild dafür stehen, dass es im Leben Sackgassen gibt. Durch die Teamarbeit sollen die Kinder verstehen, dass sie nicht alleine durchs Leben müssen, sondern dass es immer jemanden gibt, der helfen kann.
Theaterstück soll das Selbstbewusstsein der Schüler stärken
Bei einem spontanen Theaterstück sollen die Schüler kreativ werden und ihr Selbstbewusstsein stärken. Sie bekommen einen Titel, zu dem sie sich innerhalb von fünf Minuten in Kleingruppen eine kurze Geschichte ausdenken und diese anschließend präsentieren sollen.
Nach zwei Stunden haben die Schüler alle Stationen bearbeitet und besprechen diese in der Gruppe. Zu jeder Stärke gibt es einen Stärkenschrank. In jedem Schrank sind Tätigkeiten und Berufe zu sehen, die zu dieser Stärke passen. Das Schöne an dem Projekt ist, dass zwei Stunden lang nur über die Stärken der einzelnen Personen gesprochen wird, nicht aber über ihre Schwächen. Manuel Oswald von der Agentur Sinus nennt das eine "Utopie des Lobens".
In der Schule werden das Projekt und dessen Ergebnisse vor- und nachbereitet. Auch danach soll das Thema immer wieder angesprochen werden, da Jugendliche in ihrer Berufswahl sehr sprunghaft sind. Emel Karakoc glaubt, dass es wichtig ist, dass das Thema präsent bleibt, sodass die Schüler immer wieder darüber nachdenken. Das wird ab der achten Klasse mit dem Bundesprogramm "Kein Abschluss ohne Anschluss" passieren. Dieses Programm begleitet alle Jugendlichen bis zu ihrem Schulabschluss.
Gespräche mit den Eltern
Am Mittwochabend werden auch die Eltern eingeladen, sich die verschiedenen Stationen anzuschauen. Sie sollen sich aktiv angucken, was die Schüler gemacht haben, was damit erreicht wurde und welche Ansprechpartner es gibt. Auch sie sollen die Stärken und Interessen ihrer Kinder verstehen. Das ist laut Emel Karakoc besonders wichtig, da sie die Eltern als "die Influencer Nummer eins bei der Berufswahl der Kinder" sieht.
Man darf allerdings nicht das Ziel des Projektes missverstehen. Die Schüler müssen nicht jetzt schon den passenden Beruf finden. Sie sollen lediglich ihre Talente erkennen und herausfinden, was ihnen Spaß macht. Mit diesem spielerischen Einstieg werden sie auf die weitere Berufsorientierung vorbereitet.
Autor:Lokalkompass Mülheim aus Mülheim an der Ruhr |
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