Nicole Schreiber
Die Mutmacherin

Nicole Schreiber. | Foto: PR-Foto Köhring/TW
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Wer Nicole Schreiber begegnet, erlebt einer starken und lebensfrohe Persönlichkeit. Die 37 jährige Bürokauffrau aus Speldorf ist sportlich, läuft jeden Tag und betreibt Fitnesssport. Begeistert erzählt die junge Frau von ihren Projekten. Neben ihrem Beruf hat sie eine Trainerlizenz für ihren Fitnesssport Pound Rockout Workout erworben. Jetzt will sie ein Fernstudium als persönliche und psychologische Beraterin beginnen.

Der Tatendrang und die Lebensfreude, die die Mittdreißigerin ausstrahlt, passt so gar nicht zu dem, was sie über ihre Vergangenheit erzählt. „Ich hatte das Gefühl, dass ich es allen recht machen muss und ihren Erwartungen entsprechen muss. Ich habe meine eigenen Bedürfnisse und Erwartungen zurückgestellt und bin immer sehr zurückhaltend aufgetreten. Ich habe mich für alle Menschen, denen ich nahestehe, verantwortlich gefühlt, nur nicht für mich, weil ich das Gefühl hatte: Ich bin nichts und ich kann nichts und niemand kann mich so gerne haben wie ich bin.“

Das fehlende Selbstbewusstsein und die damit verbundene negative Lebenseinstellung, die im krassen Kontrast zum heutigen Erscheinungsbild und Auftreten von Nicole Schreiber steht, hatten ihre Ursache in einer Depression. Warum rutschte Schreiber wie etwa 17 Millionen andere Deutsche in eine Depression ab, die auf ihrem Höhepunkt mit Suizidgedanken verbunden war? Schreiber erklärt das unter anderem mit der Scheidung ihrer Eltern, die sie als Siebenjährige traumatisierte. Hinzu kamen ihre verdrängte Bisexualität und die Trauer über den Tod Ihres geliebten Großvaters. „Ich wollte immer leben, aber ich wollte nicht mehr so weiterleben“, erinnert sich Nicole Schreiber an den Impuls, der sie auf der Talsohle ihrer Depression dazu brachte, sich professionelle Hilfe zu holen. 

Das hat mir das Leben gerettet

„Das hat mir“, so erinnert sie sich, „das Leben gerettet.“ In Gruppen- und Einzelgesprächen und mit kreativen und sportlichen Übungen fand sie den Weg zum eigenen Ich. „Bewegung hilft immer“, sagt sie über die stimmungsaufhellende Wirkung des Sportes. Den Sport hat das ehemalige Tanzmariechen einer Karnevalsgesellschaft während ihrer dreimonatigen  stationären Therapie als Kraftquelle entdeckt. 
Dass sie sich in die Obhut einer Fachklinik begab, war für sie lebenswichtig, da sie auf ihre erste ambulante Psychotherapie ein Jahr lang warten musste. Das wirft ein bezeichnendes Licht auf die Unterversorgung im Bereich der seelischen Gesundheit, vor allem, wenn man weiß das aktuell acht Millionen Deutsche unter einer Depression bleiben.

Licht am Ende des Tunnels

Diese Zahlen kommen von den Veranstaltern und Unterstützern der Mut-Tour, an der Nicole Schreiber mit sechs anderen depressionserfahrenen Menschen teilgenommen hat. Bei einer Radtour durch Hessen und Bayern verschafften sie dem Thema Depression mit Presse- und Passanten-Gesprächen die Öffentlichkeit, die es verdient und braucht. Aus ihrer Therapieerfahrung, die aus ihr eine selbstbewusste und lebensbejahende Frau gemacht hat, weiß sie: „Man muss ich professionelle Hilfe holen. Und auch wenn man es sich auf dem tiefsten Punkt seiner Depression nicht vorstellen kann, gibt es immer ein Licht am Ende des Tunnels.“ 

"Ich lasse mich von Niederlagen nicht mehr aus dem Tritt bringen!"

Dass sich ihr Leben nach der professionellen Therapie zum Besseren gewandelt hat, hat auch damit zu tun, dass sie ihre Lektion aus der Depression gelernt hat. Schreiber: „Ich kann heute Nein sagen und über meine Bedürfnisse sprechen. Ich habe gelernt mich so anzunehmen wie ich bin und mich nur mit Menschen zu umgeben, die mir gut tun. Ich mache mich nicht mehr abhängig vom Urteil anderer. Deshalb kann ich auch selbstbewusster und schlagfertige auftreten und für meine Ziele kämpfen. Dabei lasse ich mich auch von Niederlagen nicht mehr aus dem Takt bringen.“

Inzwischen weiß die 37-Jährige, was ihr gut tut und was ihr schadet. Sie bewegt sich regelmäßig, achtet auf ausreichenden Schlaf und ausgewogene Ernährung. Sie hat ein gutes Gespür dafür entwickelt, wann sie nicht nur am Arbeitsplatz Nein sagen muss, um nicht mehr in die Stressfalle hinein zu tappen. Und ihre selbst gewonnen Erkenntnisse für ein glückliches und selbstbestimmtes Leben behält Nicole Schreiber nicht für sich , sondern teilt sie mit den Lesern ihres Instagram-Blogs Gluecksmomente 1.0 Darüber hinaus empfiehlt sie Interessierten die Internetseite der Muttour:www.mut-tour.de
Einen Auszug aus ihrem Mut-Tour-Tagebuch gibt es hier.

Autor:

Thomas Emons aus Mülheim an der Ruhr

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