Die Kunst des Zigarrenrollens
Maritza Acuna Rodriguez nimmt das dünne Tabakblatt in die Hand, prüft es, legt es zurecht. Samtig zart fühlt sich das Umblatt an. Sie greift zu den nächsten Blättern, faltet und ordnet sie an. Diese Einlage umwickelt sie mit dem ersten Blatt. Sorgfältig rollt sie den Tabak, um ihn wenig später noch mit dem Deckblatt zu umhüllen.
Es ist eine Kunst, Zigarren so zu rollen, wie Maritza Acuna Rodriguez es im Bismarckturm vorführt. Die 63-jährige gehört zu den ersten Frauen, die nach Ende der Revolution auf Kuba (1959)Zigarren produzieren durften. Heute zählt sie zu den besten Torcedores, Zigarrenrollerinnen, Kubas. Nur wenige Roller schaffen es, eine Zigarre ohne Hilfsmittel zu produzieren. Maritza Acuna Rodriguez zählt zu ihnen. Seit über 40 Jahren lebt sie mit und für den Tabak, gilt als Legende, die ihr umfangreiches Wissen inzwischen als Ausbilderin an den Nachwuchs weitergibt. Und das, obwohl sie eigentlich schon Rentnerin ist. Sie ist stolz auf ihre Kunst, die sie gern präsentiert.
„Es ist immer wieder ein Genuss, ihr zuzusehen“, sagt Marc Budde, Geschäftsführer der Hermann Budde GmbH am Löhberg, und Organisator der Vorführung. „Meine Roll-Versuche sind kläglich gescheitert“, gibt er zu. „Ich lasse es sein, alles andere wäre Verschwendung des guten kubanischen Tabaks“, fährt er fort. „Wir verwenden nur kubanischen Tabak und rollen nur per Hand“, sagt Luis Perez, von der H. Hupmann-Manufaktur. Die Brüder Hermann und August Hupmann gründeten sie Mitte des 19. Jahrhunderts. Wie einst, wird auch heute nur der beste Tabak verwendet.„Es gibt allerdings nur wenige Gebiete auf Kuba, in denen der Tabak optimal wächst“, erklärt Perez. „Lediglich zwei Prozent der landwirtschaftlichen Fläche eignen sich dafür.“ Dementsprechend ist auch die Anzahl der Roller begrenzt. Rund zehntausend von ihnen arbeiten in dem Beruf, der zu den begehrtesten und bestbezahltesten auf Kuba zählt.
„120 Zigarren stellt jeder Roller am Tag her“, erzählt Perez. Wer mehr schafft, erhalte auch mehr Lohn. Zusätzlich stehen den Rollern drei bis fünf Zigarren als Deputat zu. „Zu unserer Tradition gehört seit 1860 auch der professionelle Vorleser, der den Beschäftigten die Informationen aus der Zeitung vorträgt.“
Währenddessen liegen die ersten handgerollten Zigarren auf dem kleinen Tisch. „Es ist aber nicht nur ein Genuss, zu sehen, wie sie hergestellt werden“, betont Budde, „es ist ein noch größerer Genuss sie auch zu rauchen - und zwar langsam. Wichtig es dabei auch, die Geschmacksnerven immer wieder freizuspülen, um die Aromen auch zu schmecken“, sagt der passionierte Zigarrenraucher. Ob Wasser oder Wein - das spiele dabei keine Rolle. „Tabak zu genießen, bedeutet auch, sich eine gewisse Zeit selbst zu gehören.“
Autor:Dirk-R. Heuer aus Hilden |
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