Der Nächste, bitte!
Aus der Praxis des Evangelischen Krankenhauses Mülheim. Heute: Bandscheibenvorfall in der Halswirbelsäule.
Marcin P. versucht, die Schmerzen zu ignorieren. „Ich bin doch kein Weichei und gehe mit so was zum Arzt“, denkt er. Doch dann beginnen die Schmerzen, in seine Arme auszustrahlen. Und an manchen Tagen spürt er eine Taubheit in den Armen.
„Kopf- und Nackenschmerzen können viele Ursachen haben“, sagt Dr. Ulf Kerkhoff, Chefarzt der Unfall-, Wirbelsäulenchirurgie und Orthopädie am Evangelischen Krankenhaus Mülheim (EKM). Kälte und Zug, wie bei einer Klimaanlage, können beispielsweise dazu führen. „Aber wenn jemand Taubheit oder Lähmungen in den Armen, Händen oder Beinen verspürt, sollte er dringend zum Arzt gehen“, sagt der Chefarzt. Marcin P. hat genau das getan.
Druck auf den Nerven verursacht Schmerzen
Sein Arzt untersucht ihn und überweist ihn an einen Spezialisten. Der führt eine neurologische Untersuchung durch, macht Röntgenaufnahmen der Halswirbelsäule und ein MRT. Seine Diagnose: ein Bandscheibenvorfall in der Halswirbelsäule. Die Halswirbelsäule wird aus sieben Wirbelkörpern mit den jeweilig angrenzenden Bandscheiben und Gelenken gebildet. Sie ist sehr mobil.
In den meisten Fällen treten Bandscheibenvorfälle in der Lendenwirbelsäule auf. Doch auch in der Halswirbelsäule können durch Verschleiß die Bandscheiben geschädigt werden. „Die Bandscheiben sind ein stoßdämpfendes Polster, das den richtigen Abstand und damit auch die Beweglichkeit zwischen den Wirbeln herstellt, erklärt CA Dr. U. Kerkhoff.“ Bei einem Bandscheibenvorfall sind die Bandscheiben so geschädigt, dass Anteile der Bandscheiben verrutschen und Druck auf die Nerven ausüben. Das führt zu Schmerzen und Lähmungserscheinungen.
Bei Marcin P. ist das bei zwei seiner Bandscheiben der Fall. Sein Arzt rät ihm zu einer HWS-Bandscheibenprothese. „Diese Prothese sorgt dafür, dass die Beweglichkeit erhalten bleibt und der Patient keine Einschränkungen hat“, sagt Dr. Kerkhoff. Im Gegensatz zu anderen Verfahren, bei denen die Bandscheibe entfernt wird und die Wirbel miteinander verblockt werden, kommt es beim Einsatz der Prothese zu keiner Versteifung der Wirbelsäule.
Minimalinvasiver Eingriff mit großer Wirkung
Der Eingriff erfolgt über einen kleinen Schnitt am Hals. „Das ist einer der wenigen Eingriffe, bei denen kein Muskel durchtrennt wird. Der Patient kann in der Regel zwei bis drei Tage nach dem Eingriff wieder entlassen werden“, sagt der Chefarzt. Marcin P. hat den Eingriff gut überstanden. Er muss drei Wochen lang eine Halsmanschette tragen, um die frisch operierte Stelle zu schützen. Nach sechs Wochen ist er wieder vollkommen einsatzfähig und die Schmerzen sind restlos verschwunden.
Autor:Sibylle Brockschmidt aus Mülheim an der Ruhr |
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