Der Nächste, bitte!
Aus der Praxis des Evangelischen Krankenhauses Mülheim. Heute: Beckenbodensenkung.
Astrid Z. hat sich schon auf den Frühling gefreut und greift bei den ersten schönen Tagen nach ihrem Spaten. „Erst einmal das Beet umgraben“, denkt die 53-Jährige und sticht beherzt in die Erde. Da spürt sie in ihrem Unterleib eine Verschiebung – es fühlt sich an, als ob ein Fremdkörper in ihrer Scheide sei. Da sie keine Schmerzen hat, ignoriert sie das Gefühl.
Doch es wird nicht besser. Im Gegenteil: Sie hat nun auch Probleme beim Stuhlgang und eine trockene Scheide, die sich immer wieder entzündet. Also geht sie zu ihrem Gynäkologen. Dieser stellt fest, dass Astrid Z. an einer Beckenbodensenkung leidet. „Dabei sinken die Organe des Beckens, die eigentlich im Inneren liegen, in die Scheide“, sagt Dr. Andrea Schmidt, Chefärztin der Mülheimer Frauenklinik am Evangelischen Krankenhaus Mülheim (EKM). Normalerweise fängt der Beckenboden die im Becken befindlichen Organe wie Harnblase, Scheide, Gebärmutter und Darm elastisch nach unten hin auf.
Astrid Z. hat drei Kinder – diese Geburten haben ihren Beckenboden belastet. Außerdem arbeitet sie in einer Bäckerei, verbringt viele Stunden im Stehen. „Das sind zwei Faktoren, die zu einer Beckenbodensenkung beitragen können“, sagt Dr. Schmidt. Frauen hätten außerdem ein eher schwaches Bindegewebe, auch ein Risikofaktor. „Falsches Verhalten beim Toilettengang kann den Beckenboden zusätzlich schwächen. Dazu gehört zu starkes Pressen beim Stuhlgang.“
Rechtzeitig zum Arzt gehen
Jedes Jahr erleiden etwa 60.000 Frauen eine Beckenbodensenkung. „Viele gehen aus Schamgefühl erst spät zum Arzt“, sagt Dr. Andrea Schmidt. „Dabei können die Ärzte ihnen recht unkompliziert helfen.“
Astrid Z. leidet an einem Scheidenstumpfprolaps. Dabei stülpt sich das Scheidenende in die Scheide. Diese Art der Senkung trete vor allem bei Frauen auf, deren Gebärmutter entfernt wurde, sagt Dr. Schmidt. Der Gynäkologe überweist Astrid Z. ins Krankenhaus zur Beckenbodensprechstunde. „Es gibt auch konservative Behandlungen, ohne Operation“, sagt Dr. Schmidt. Dazu gehört beispielsweise das Einsetzen eines Pessars. Dieses muss allerdings alle sechs bis acht Wochen beim Gynäkologen gereinigt und erneut eingesetzt werden.
Das möchte Astrid Z. nicht. Gemeinsam mit ihren Ärzten entscheidet sie sich für eine Operation. Ihr wird ein minimalinvasives Verfahren, eine sogenannte Schlüsselloch-OP, empfohlen, bei dem das Scheidenende angehoben wird. „Dazu sind zwei Einstiche im Unterbach notwendig und bei der Operation wird eine Kamera durch den Bauchnabel eingeführt“, erklärt Dr. Schmidt den Eingriff.
Astrid Z. bleibt nach ihrer Senkungs-Operation rund fünf Tage im Krankenhaus. Sie erholt sich schnell von dem Eingriff, ihre Beschwerden sind danach verschwunden und kehren auch nicht wieder.
Info
Die beste Prophylaxe gegen Beckenbodensenkungen ist eine regelmäßige Beckenbodengymnastik. Informationen dazu geben die niedergelassenen Gynäkologen. Info
Autor:Andrea Rosenthal aus Mülheim an der Ruhr |
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