Der Nächste, bitte!

Gabriele Kantor, Leiterin Hygienemagement. | Foto: PR-Fotografie Köhring/AK
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Aus der Praxis des Evangelischen Krankenhauses Mülheim. Heute: Multiresistente Erreger.

Semiha Z. muss ins Krankenhaus, sie erhält ein neues Hüftgelenk. Doch sie hat Angst. Nicht vor der Operation, sondern vor multiresistenten Erregern. In den Medien hat sie viel darüber gelesen. Und nun hat sie Angst, dass sie sich im Krankenhaus damit ansteckt.

Gabriele Kantor, Leiterin des Hygienemanagements am Evangelischen Krankenhaus Mülheim (EKM), kennt diese Ängste. „Wir tun alles, um den Aufenthalt der Patienten so sicher wie möglich zu gestalten. Wir setzen viele Präventionsmaßnahmen um, um eine Weiterverbreitung von multiresistenten Erregern zu verhindern.“ Dabei könnten die Patienten selbst mithelfen, sagt sie. Der Name Krankenhauskeime sei nämlich irreführend. „Wir produzieren diese Keime nicht“, sagt Kantor. Häufig sind es die Besucher und Patienten selbst, die die Keime mit ins Krankenhaus bringen. Im EKM hängen deshalb überall gut sichtbar Desinfektionsmittelspender. Besucher und Patienten sollten ihre Hände beim Betreten des Hauses und vor allem direkt vor und nach Kontakt mit den Patienten desinfizieren.

Etwa zehn Prozent der Bevölkerung tragen multiresistente Erreger auf der Schleimhaut und der Haut. Einen gesunden Menschen stört das normalerweise nicht. Wenn diese Keime allerdings ins Gewebe, z. B. in Wunden, gelangen, können sie Infektionen hervorrufen – besonders bei Patienten, die bereits ein schwaches Immunsystem haben. Das Problem dabei: Bei multiresistenten Erregern wirken die üblichen Antibiotika nicht.

Jeder kann mithelfen

Darum werden bei allen Patienten vor ihrem Krankenhausaufenthalt Risikofaktoren abgefragt. Dazu gehören z. B. ein Krankenhausaufenthalt von mehr als drei Tagen innerhalb der vergangenen sechs Monate, der Aufenthalt in einer Pflegeeinrichtung oder Reha-Klinik oder eine Behandlung mit Antibiotika in den vergangenen sechs Monaten. Trifft mindestens einer dieser Faktoren zu, folgt automatisch eine Untersuchung auf multiresistente Erreger. Auch Patienten mit Wunden oder Kathetern werden getestet. Mit einem Wattestäbchen wird dabei beispielweise ein Abstrich aus dem Mundraum und der Nase, bei bestimmten Keimen aus der Afterregion oder Wunde genommen. Das Ergebnis liegt innerhalb weniger Stunden vor, in dieser Zeit werden die getesteten Patienten getrennt untergebracht.

Semiha Z. wurde getestet, weil sie vor drei Monaten eine Woche im Krankenhaus lag. Das Ergebnis zeigt, dass sie keine multiresistenten Erreger trägt. „Wenn der Test positiv ist, werden die Patienten isoliert weiterbehandelt, damit die Weiterverbreitung der Keime verhindert wird“, sagt Gabriele Kantor.

Semiha Z. ist beruhigt, weiß aber nun auch, wie wichtig die Händedesinfektion ist. In jedem Zimmer und an jedem Patientenbett sind Desinfektionsmittelspender angebracht. „Patienten sollten diese nutzen, bevor sie ihr Zimmer verlassen, bevor sie es wieder betreten, bevor sie ihre Wunden berühren und nach dem Toilettengang“, sagt Gabriele Kantor. „Denn jeder einzelne kann dabei helfen, die Verbreitung der Erreger zu verhindern.“

Weiteres

>>> Mehr Informationen zur Händehygiene, zu multiresistenten Erregern und zur Antibiotikanutzung gibt es unter www.keimschranke.de Information

Gabriele Kantor, Leiterin Hygienemagement. | Foto: PR-Fotografie Köhring/AK
Auch Patienten und Besucher sollten die zahlreichen Desinfektionsmittelspender im Krankenhaus nutzen. | Foto: PR-Fotografie Köhring/AK
Autor:

Andrea Rosenthal aus Mülheim an der Ruhr

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