Aus der Praxis des EKM. Heute: transvaginale Entfernung der Gallenblase
Der Nächste, bitte!

- Gallensteine können zu starken Schmerzen im Oberbauch führen.
- Foto: Adobe Stock/Fizkes
- hochgeladen von Andrea Rosenthal (Redakteurin)
Adele P. hat Gallensteine und leidet unter starken Schmerzen. Ihr Arzt rät ihr daher zu einer Entfernung der Gallenblase. Adele P. hat sich nach einem ausführlichen Beratungsgespräch dafür entschieden – nur bei der Art der Operation ist sie noch unsicher.
„Die Entfernung der Gallenblase wird heute meist minimalinvasiv mit Schlüssellochchirurgie durchgeführt“, sagt Prof. Dr. Heinz-Jochen Gassel, Chefarzt der Chirurgischen Klinik im Evangelischen Krankenhaus Mülheim (EKM). „Das heißt, dass die Ärzte nur sehr kleine Schnitte machen.“ Bei dieser Operationstechnik werden in der Regel drei Schnitte benötigt: Durch zwei Schnitte werden Instrumente eingeführt, der dritte Schnitt ist für die Kamera.
Ihr Arzt rät Adele P. zu einem Eingriff, der durch ihre Scheide erfolgt. Doch Adele P. ist skeptisch. „Das kommt mir komisch vor, das ist ja mein Intimbereich“, sagt sie zu ihrer Freundin. „Ich würde das lieber anders machen.“ Begründen kann sie ihre Skepsis nicht, es ist ein Gefühl. Doch im Gespräch mit ihrem Arzt beginnt sie, ihre Entscheidung zu überdenken.
Denn der Eingriff über natürliche Körperöffnungen, NOTES genannt, hat Vorteile. „Die Operateure benötigen nicht wie sonst drei Einschnitte, sondern nur einen“, sagt Prof. Gassel. Dabei wird ein Instrument durch einen kleinen Einschnitt im Bauchnabel eingeführt. Das andere Instrument und die Kamera werden durch die Scheide geführt. „Bei dieser NOTES-Methode bleiben keine sichtbaren Narben zurück“, sagt Prof. Gassel. „Der Schnitt im Bauchnabel ist später nicht mehr zu erkennen.“ Auch das Risiko von Wundinfektionen sinkt, wenn weniger Schnitte in der Bauchdecke gemacht werden.
Die Entfernung der Gallenblase an sich unterscheidet sich nicht von den bisherigen Methoden. Der Bauchraum wird mit sterilem Kohlendioxid aufgeblasen, damit die Ärzte eine bessere Sicht haben und die Instrumente besser bewegen können. Bei dem Eingriff werden der Gallenblasengang und die Gallenblasenarterie verschlossen und durchtrennt. Außerdem lösen die Ärzte die die natürlichen Verklebungen der Gallenblase zur Leber, um die Gallenblase mit den Steinen entnehmen zu können. Dann wird die abgetrennte Gallenblase durch die Scheide nach außen befördert. „Die minimalinvasive Methode können wir nicht anwenden bei Patienten, die starke Verwachsungen im Bauchraum haben“, sagt Prof. Gassel. „Bei diesen Patienten müssen wir die Gallenblase über einen großen Schnitt im Bauch entfernen.“
Adele P. hat sich nach dem Gespräch mit ihrem Arzt für die transvaginale Entfernung ihrer Gallenblase entschieden und den Eingriff gut überstanden. „Die Gallenblase ist kein lebenswichtiges Organ“, sagt Prof. Gassel. „Die Patienten haben nach dem Eingriff in der Regel keine Beschwerden und müssen auch keine Diät einhalten.“


Autor:Andrea Rosenthal (Redakteurin) aus Mülheim an der Ruhr |
Kommentare