Aus der Praxis des Evangelischen Krankenhauses. Heute: Bewegung im Alter.
Der Nächste, bitte!

Ursula D. traut sich nicht mehr die Treppen hoch und runter – das schränkt sie in ihrer Lebensqualität enorm ein.  | Foto: Adobe Stock/vectorfusionart
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  • Ursula D. traut sich nicht mehr die Treppen hoch und runter – das schränkt sie in ihrer Lebensqualität enorm ein.
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Ursula D. ist seit Jahren in Rente. Sie hat sich auf ihren Ruhestand gefreut, auf die freie Zeit. Doch die meiste Zeit langweilt sie sich, sitzt in ihrem Sessel und schaut fern. Sie ist verwitwet und ihre beste Freundin wohnt in einem Seniorenheim. Ihrer Tochter möchte sie nicht zur Last fallen, sie hat ja auch so viel zu tun. Seit einiger Zeit fühlt sich die 72-Jährige unsicher auf den Beinen. Sie ist schon mehrfach gestürzt.

Beim Arzt war sie nicht, da sie sich bei den Stürzen nicht ernsthaft verletzt hat. Wegen ein paar Abschürfungen muss sie ja nicht zum Arzt. Doch sie traut sich nicht mehr aus dem Haus. Ihre Enkelin geht für sie einkaufen, die Fußpflege bittet sie zu sich nach Hause. Aus Angst vor Stürzen geht Ursula D. auch nicht mehr die Treppe hoch zu ihrem Schlafzimmer. Sie bereitet sich ihr Bett auf der Couch im Wohnzimmer. Und wird immer schlapper und unsicherer.

„Besonders im Alter ist es wichtig, mobil und fit zu bleiben“, sagt Martin Motzkus, Wundmanager im Evangelischen Krankenhaus Mülheim (EKM). „Denn je weniger man sich bewegt, desto mehr wird der altersbedingte Muskelabbau beschleunigt.“ Eine Woche Bettruhe führt zu einem Muskelabbau von bis zu 15 Prozent. Und das potenziere sich, sagt Motzkus. „Je weniger ich mich bewege, desto schwächer werde ich. Je schwächer ich bin, desto unsicherer werde ich und dann bewege ich mich noch weniger. Es ist ein Teufelskreis.“

Ursula D. ist inzwischen sehr eingeschränkt – sie geht kaum noch aus dem Haus, ernährt sich von Tütensuppen und Dosengerichten, weil sie ihre Enkelin nicht so oft mit Einkaufsbitten belasten möchte. Sie fühlt sich alt und nutzlos und überlegt, in ein Seniorenheim umzuziehen. Als ihre Nichte sie besucht, ist sie entsetzt über den Zustand der alten Dame. Und beschließt, sich um sie zu kümmern. „Es ist wichtig, die Menschen zu motivieren und auch zu fordern“, sagt Martin Motzkus. Oft nehmen Angehörige und Pflegepersonen den Älteren Dinge ab, um ihnen etwas Gutes zu tun. „Das ist auch nicht immer falsch, aber um die Selbstständigkeit und Gesundheit zu erhalten, ist Bewegung sehr wichtig.“ Die Nichte nimmt ihre Tante mit zum Einkaufen, geht mit ihr spazieren. Erst kurze Strecken, dann längere.

Für die Selbstständigkeit im Alter ist die Muskelkraft wichtig. Wer zu wenig Kraft besitzt, kann sich nicht bewegen, nicht einkaufen und keine sozialen Kontakte pflegen. Zu wenig Bewegung führt auch zu unsicherem Stand und beeinflusst die geistige Aktivität. „Es gibt beispielsweise spezielle Sportangebote für Senioren.“ Und Bewegung wirkt sich auch positiv auf die Gesundheit aus – auf die Vermeidung von Stoffwechsel- und Herz-Kreislauf-Krankheiten oder auf die Verminderung von Schlafstörungen.

Ursula D. hat mit Hilfe ihrer Nichte ihre Energie und Motivation wiedergefunden – und sich bei einem Tanzkurs für Senioren angemeldet. „Tanzen fordert die Koordination, Ausdauer, Muskelkraft und kognitive Fähigkeiten“, sagt Motzkus. „Und es fördert auch die sozialen Kontakte.“  

Info

>> Auf der Internetseite des Mülheimer Sportbundes gibt es spezielle Sportangebote für Senioren.
>> www.muelheimer-sportbund.de

Ursula D. traut sich nicht mehr die Treppen hoch und runter – das schränkt sie in ihrer Lebensqualität enorm ein.  | Foto: Adobe Stock/vectorfusionart
Martin Motzkus.
 | Foto: Evangelisches Krankenhaus Mülheim
Autor:

Andrea Rosenthal aus Mülheim an der Ruhr

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