Aus der Praxis des Evangelischen Krankenhauses Mülheim - Regionalanästhesie
Der Nächste, bitte!
Aus der Praxis des Evangelischen Krankenhauses. Heute: Regionalanästhesie. Selma P. muss operiert werden. Sie hat eine Unterschenkelfraktur und soll eine Regionalanästhesie erhalten. Beim Gedanken daran ist ihr nicht wohl. „Ich will nicht wach sein und mitbekommen, was die mit meinem Bein machen“, sagt sie zu ihrer Tochter. „Ich will das vor allem nicht hören.“
Die Operation ist aber notwendig, also geht Selma P. zum Vorgespräch mit der Anästhesistin. „Diese Prämedikationsgespräche führen wir mit allen Patienten“, sagt Prof. Dr. Eva Kottenberg, Chefärztin der Klinik für Anästhesiologie, Intensivmedizin und Schmerztherapie am Evangelischen Krankenhaus Mülheim (EKM). „Die Narkose wird individuell auf jeden Patienten angepasst – dazu brauchen wir Informationen über Alter, Gewicht, Allergien, Vorerkrankungen oder regelmäßige Medikamenteneinnahmen.“ Regionalanästhesien sind für Herz und Lunge häufig weniger belastend als eine Vollnarkose.
Nach anfänglichem Zögern spricht Selma P. an, was sie beunruhigt. „Auch dafür sind diese Gespräche wichtig“, sagt Prof. Dr. Kottenberg. Die Ärzte können den Patienten ihre Ängste und Sorgen nehmen oder sie zumindest beruhigen. Die Ärztin erklärt Selma P., dass sie vor der Operation eine Beruhigungstablette nehmen kann. Außerdem kann sie während des Eingriffs über Kopfhörer ihre Lieblingsmusik hören.
„Die Patienten können sich auch entscheiden, den Eingriff komplett zu verschlafen“, sagt Prof. Dr. Kottenberg. Das ist dann keine Vollnarkose, sondern ein oberflächlicher „Dämmerschlaf“ bis hin zu einem Tiefschlaf. „Wir können jederzeit über eine Infusion weitere Schmerz- oder Beruhigungsmittel geben oder, wenn nötig, eine Vollnarkose einleiten“, sagt Prof. Dr. Kottenberg.
Selma P. entscheidet sich für ihre Lieblingsmusik und die Beruhigungstablette.
Am Tag der Operation ist sie aufgeregt, aber das legt sich, sobald sie eine Stunde vor Beginn die Tablette erhält. „Die Tablette nimmt den Patienten Angst und Unruhe. Dadurch verläuft der Eingriff angenehmer für sie“, sagt Prof. Dr. Kottenberg.
Doppelte Kontrolle
Vor der Operation muss Selma P. ihren Namen nennen und sagen, was und auf welcher Seite operiert wird. „Wir wissen das zwar, aber wir kontrollieren diese Angaben bewusst noch einmal gegen“, beschreibt Prof. Dr. Kottenberg den Ablauf. Während des Eingriffs wird die Sicht auf das operative Geschehen durch Tücher verhindert.
Für die Operation werden einzelne Nerven am Bein blockiert. „Das Bein wird von zwei großen Nerven, dem Femoralis-Nerv und dem Ischias-Nerv, versorgt“, erklärt Prof. Dr. Kottenberg. Für Operationen im Bereich des Unterschenkels können diese Nerven des betroffenen Beines betäubt werden. Dazu sucht der Anästhesist mit einem Ultraschallgerät oder einem Nervenstimulator den entsprechenden Nerv auf und spritzt ein Betäubungsmittel. „Das Bein ist danach vom Oberschenkel abwärts gefühllos und Operationen können schmerzfrei durchgeführt werden.“
Der Anästhesist, der sie versorgt, gibt ihr Ruhe und Sicherheit. Der Eingriff verläuft gut. Selma P. ist dank der Beruhigungstablette und der Musik abgelenkt und hat tatsächlich nichts von der Operation mitbekommen.
Autor:Regina Tempel aus Mülheim an der Ruhr |
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