Der Nächste, bitte! - Aus der Praxis des Evangelischen Krankenhauses. Heute: Krampfadern.
Petra M. ist nicht eitel. Sie hat seit Jahren Krampfadern an den Beinen, aber das stört sie nicht. Solange es nicht wehtut, denkt sie, ist es mir egal. Doch dann bemerkt sie eine schmerzhafte Entzündung der Krampfader. Sie geht zu ihrem Hausarzt.
Ihr Arzt behandelt Petra M. mit entzündungshemmenden Tabletten und rät ihr zu kühlenden Umschlägen. Es hilft: Die Entzündung verschwindet. Doch bei einem Freibadbesuch fällt ihrer Tochter auf, dass sie braune Verfärbungen an den Innenseiten der Unterschenkel hat. Das beunruhigt Petra M. und sie geht erneut zu ihrem Arzt.
„Auch bei Krampfadern ist es ratsam, einen Arzt aufzusuchen“, sagt Privatdozent Dr. Alexander Stehr, Chefarzt der Gefäßchirurgischen Klinik am Evangelischen Krankenhaus Mülheim (EKM). Dieser kann feststellen, ob die Krampfadern behandelt werden müssen oder nicht. Es gebe auch frei verkäufliche Präparate zur Behandlung von Krampfadern, aber bei denen sei nicht sicher nachgewiesen, dass sie eine Wirkung haben.
Der Hausarzt überweist Petra M. an einen Gefäßmediziner. In einer Ultraschalluntersuchung stellt dieser fest, dass sie an einer Venenklappenschwäche der oberflächlichen Venen leidet. „Die Venenklappen sorgen normalerweise dafür, dass das Blut aus den Beinen zurück zum Herzen fließt“, sagt Dr. Stehr. Sind die Klappen geschwächt, fließt das venöse Blut, der Schwerkraft folgend, zurück in das Bein. „Durch die daraus resultierende Blutüberladung wird Eisen aus den roten Blutkörperchen im Gewebe eingelagert, oxidiert und führt so zu der Braunfärbung. Diese beginnt typischerweise an der Innenseite der Unterschenkel.“
Keine Kassenleistung
Petra M. hat kann Kompressionsstrümpfe tragen, um die Krankheit aufzuhalten. Oder sie lässt sich operieren. „Bei der konventionellen Methode, dem Venenstripping, werden die betroffenen Venen durch Schnitte in der Leiste und am Fuß mit Hilfe einer Sonde entfernt“, erklärt Dr. Stehr. Petra M. entscheidet sich aber für einen minimalinvasiven Eingriff. Dabei werden die Venen durch winzige Schnitte am Bein mit Hilfe von Laser oder Radiofrequenz so gereizt, dass sie sich verschließen. Danach entfernen die Ärzte die Seitenäste. Diese Schnitte müssen nicht genäht werden. Ambulant durchgeführt zählt der Eingriff allerdings nicht zur Kassenleistung.
„Es ist wichtig, die Erkrankung medizinisch zu behandeln“, sagt Dr. Stehr. Eine chronische Stauung führe zu einer permanenten Volumenüberladung und dadurch veränderten sich das Unterfettgewebe und die Haut. „Unbehandelt kann die Venenklappenschwäche zu offenen Wunden an den Beinen führen, das so genannte Ulcus cruris.“
Da bei Petra M. beide Beine betroffen sind, wird der minimalinvasive Eingriff stationär durchgeführt. Sie verbringt eine Nacht im Krankenhaus. Schon am Nachmittag nach dem Eingriff läuft sie die ersten Schritte. Die braune Verfärbung an ihren Beinen bleibt allerdings bestehen, sie bildet sich nicht zurück. Aber Petra M. befolgt nun die Tipps des Arztes: Sie sitzt nicht zu lange am Stück oder steht in der gleichen Position und sie geht regelmäßig walken.
Autor:Andrea Rosenthal aus Mülheim an der Ruhr |
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