Zehn Jahre Wohnstift Dichterviertel Mülheim
Der Jungspund unter den Mülheimer Altenheimen

Einrichtungsleiter Andreas Rost (links), Altenpflegefachkraft Renate Pohl, Pflegedienstleiterin Simone Aßmann und die langjährige Bewohnerin Petra Franzen im Garten des 2009 eröffneten Wohnstiftes Dichterviertel an der Eichendorffstraße 2. | Foto: Thomas Emons
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  • Einrichtungsleiter Andreas Rost (links), Altenpflegefachkraft Renate Pohl, Pflegedienstleiterin Simone Aßmann und die langjährige Bewohnerin Petra Franzen im Garten des 2009 eröffneten Wohnstiftes Dichterviertel an der Eichendorffstraße 2.
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Auch das jüngste Altenheim kommt in die Jahre. Und so kann das zum Evangelischen Krankenhaus Mülheim gehörende Wohnstift Dichterviertel am 6. Juli seinen 10. Geburtstag feiern. Bewohner und Mitarbeiter laden Nachbarn, Verwandte und Freunde von 11 bis 16 Uhr zum Tag der offenen Tür ein. Dann kann man sich das Haus an der Eichendorffstraße 2 genauer anschauen.

Es gibt Information und etwas für das leibliche Wohl. Der Shanty-Chor der Marinekameradschaft sorgt beim Jubiläumsfest für den guten Ton. Gefeiert wird, dass das Evangelische Krankenhaus als Betreiber und die Mülheimer Wohnungsbaugenossenschaft als Bauherr und Hauseigentümer mit dem Wohnstift Dichterviertel 2009 eine Versorgungslücke in der Mülheimer Pflegelandschaft schließen konnten.

Haus schließt Versorgungslücke

„Heute haben wir in Deutschland 3 Millionen pflegebedürftige Menschen. Bis zum Jahr 2030 werden es doppelt so viele sein. Und die meisten Menschen kommen später und kränker ins Pflegeheim", beschreibt der Leiter des Wohnstiftes Dichterviertel, Andreas Rost, die Herausforderung des demografischen Wandels. Aktuell leben im Wohnstift Dichterviertel 101 pflegebedürftige Menschen, die von 46 Pflegekräfte und  rund 50 weiteren Mitarbeitern betreut werden. 

101 betage Menschen leben im Haus

„Ich habe das Haus 2010 durch meine Mutter kennengelernt. Sie hat hier für ein Jahr, bis zu ihrem Tod, gelebt. Schon damals gefiel mir das Ambiente, die Einstellung der Pflegekräfte und Mitarbeiter und, dass hier jeder Bewohner ein kleines Apartment mit Wohnraum und begehbaren Bad hat. Deshalb wechselte ich 2011 von meinem vorherigen Arbeitgeber, einem ambulanten Pflegedienst, ins Wohnstift Dichterviertel. Das  habe ich nicht bereut.

"Natürlich ist die stationäre Pflegearbeit schwer. Man hat hier mit Menschen zu tun und man braucht viel Humor.  Aber man bekommt auch viel Dankbarkeit zurück“, beschreibt Altenpflegerin Renate Pohl ihren Arbeitsalltag in den 3 Wohngruppen des Pflegeheims an der Eichendorffstraße. 

Großer Bedarf

„Wir könnten ohne weiteres eine Etage auf unser Haus bauen und sie dann binnen einer Woche mit neuen Bewohnern belegen", beschreibt Pflegedienstleiterin Simone Aßmann die Auswirkungen des demografischen Wandels . Rost und Aßmann sehen auch die Herausforderung, sich um qualifizierten Nachwuchs zu bemühen. „Zurzeit sind wir personell sehr gut aufgestellt und leicht über unserem Soll, aber das kann sich schnell ändern“, sagt Aßmann. Sie weiß, dass die seelisch und körperlich anstrengende Arbeit mit alten kranken Menschen von allen Beteiligten viel fordert. Aßmann und Rost versuchen, mit einer Team- und Gesprächskultur den schweren Arbeitsalltag leichter zu machen. 

Reformen verunsichern junge Menschen

„Junge Menschen, die sich für den Pflegeberuf interessieren, sind durch die aktuelle Reform der Pflegeausbildung in der die Ausbildungen für die Alten- und Krankenpflege zusammengeführt werden, sehr verunsichert. Hinzu kommt, dass sich junge Menschen grundsätzlich sehr schwer damit tun, in ihrer Lebensphase täglich mit Krankheit und Tod um gehen zu müssen“, beschreibt Andreas Rost eine Herausforderung bei der Nachwuchsgewinnung für die Pflegearbeit.

Menschen, die sich als Schulabgänger oder als Seiteneinsteiger für  eine Ausbildung in der Altenpflege interessieren, sollten sich deshalb erst nach einem Praktikum für oder gegen die Arbeit im Pflegeheim entscheiden. Denn auch wenn heute viele technische Hilfen die körperlich anstrengende Arbeit in der Pflege erleichtern, bleibt diese immer noch belastend, 

Sehr lebhaft

Und wie erlebt Petra Franzen die seit 6 Jahren im Wohnstift Dichterviertel zu Hause ist, das Altenheim an der Eichendorffstraße? „Hier geht es lebhaft zu. Mal kommt man mehr, mal weniger miteinander aus. Was mir gut gefällt, sind die vielen Aktivitäten, die für Abwechslung im Alltag sorgen Dazu gehören der ins Haus kommende Friseur, Wellnessangebote oder gemeinsames Backen Kochen und Singen. Wer will kann aber auch an Bewegungsspielen oder am Gedächtnistraining teilnehmen“, berichtet Franzen. Mit einer Handbewegung weißt die Seniorin auf eine Plakatwand mit Fotos hin. Sie dokumentieren den jüngsten Ausflug der Bewohnerinnen ins nahe Familienzentrum Fantadu.  Wenn man auf den Fotos das gesellige Miteinander der Generationen sieht, weiß man, dass im Pflegeheim das Leben noch nicht zu Ende ist.

Kulturelle Veranstaltungen beleben 

Das Pflegeheim im Dichterviertel legt wert auf seine Kulturprogramm mit Theater, Konzerten und gemeinsamem Singen. Hier heißen die Wohngruppen   Goethe, Schiller und Eichendorff und die Flure zum Beispiel Wilhelm-Tell- oder Räuber-Gasse Literarische Zitate schmücken hier die Wände. 

Nicht missen wollen  Petra Franzen und ihre Mitbewohner auch der Garten des Wohnstiftes mit seinen Hochbeete und Terrassen. Hier ist man Mensch und darf es sein, um mit Goethe zu sprechen.  

Mehr über das Wohnstift Dichterviertel

Einrichtungsleiter Andreas Rost (links), Altenpflegefachkraft Renate Pohl, Pflegedienstleiterin Simone Aßmann und die langjährige Bewohnerin Petra Franzen im Garten des 2009 eröffneten Wohnstiftes Dichterviertel an der Eichendorffstraße 2. | Foto: Thomas Emons
Harald Schaal stand zwischen 2009 und 2016 als erster Einrichtungsleiter an der Spitze des Wohnstiftes Dichterviertel. | Foto: Thomas Emons
Autor:

Thomas Emons aus Mülheim an der Ruhr

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