Wie es nach 101 Gedanken weitergeht
Denken in der Krise (Forts.)

102. Traure, schau um wen!
103. Denken ist für die meisten Menschen wie Essen: Man denkt nur, was man mag.
104. Nichts ist für die Massen so faszinierend wie eloquent vorgetragene Unwissenheit.
105. Der Stillstand nimmt täglich an Geschwindigkeit zu.
106. Feste sollten Ausdruck von Vitalität sein und nicht von blutarmer Animation, womöglich noch zum Zweck des Profits.
107. Es wird nicht mehr lange dauern, da wird bewiesen werden, dass die Artengrenze zwischen Menschenaffen und Menschen nur ein soziales Konstrukt ist. Wie immer schon beobachtet bzw. vermutet wurde.
108. Die beobachten einen heute mit ihren Algenrhythmusgeräten so genau, die wissen, wie du denkst und was du denkst und was du dir wünschst. Du wirst es nicht glauben: Wenn ich auf Amazon gehe, kriege ich als erstes Kettensägen angeboten.
109. Pflanzen spüren es, wenn sie gegessen werden! Schotenkresse! Der Stoffwechsel ändert sich, wenn sie von Raupen gefressen wird. Ist es dann nicht grausam, Pflanzen zu essen?
110. Um auf dem jetzigen Höhepunkt der moralischen Menschheitsentwicklung in der Bundesrepublik Deutschland künftige Umbenennung von Straßen überflüssig zu machen, sollte man ab sofort die Namensgeber*innen daraufhin überprüfen, ob sie in ihrem Leben möglicherweise irgendwann Fleisch gegessen haben.
111. Könnte von mir sein: „Nichts ist gerechter verteilt als der Verstand – jeder glaubt, dass er genug davon besitze“. Ist aber von Descartes.
112. Zustimmung ist noch keine Aussage zur Wohlfühlqualität einer politischen Aussage.
113. Wir scheinen offenbar beim breiten (volltrunken?) Fernseh-Publikum bei einem nicht mehr messbar niedrigen Intelligenzquotienten angekommen zu sein.
114. Ihm war es gelungen, noch nach dem Film ein Buch dazu zu schreiben, das noch schlechter als der Film war.
115. Das Furchtbarste an Hitler wird fast nie gezeigt: Wie man ihn nicht verhindert hat!
116. Die Grünen, sagte man mir, sind gegen strengere Regelungen, weil sie sich besser in ein Virus hineinversetzen können. Schwere Kindheit bei wilden Tieren usw.
117. In Deutschland sind bestimmte Tierarten sehr beliebt: der Sparfuchs und der Klopapierhamster!
118. Ich habe an die Zukunft meiner Kinder gedacht und aus diesem einen Grunde darauf verzichtet, weltberühmt zu werden, dass man sie nicht nach meinem Ableben mit Fragen belästigt wie „War er auch ein guter Vater?“ und sie dann lügen müssen. Jetzt können sie die Wahrheit sagen, aber es fragt sie ja keiner.
119. Ich weiß noch, dass Tante Hilde unglaublich lange die Nase rümpfen konnte. Es dauerte sicher eine gefühlte Viertelstunde. Dann erst setzte eine allmähliche Entrümpfung ein. Ich glaube, sie hatte regelrechte Rümpf-Attacken, auch wenn objektiv kein Anlass bestand.
120. Wenn ich manches Wortgebilde höre oder lese, dann bin ich froh, dass es nur ein Wort ist und nicht etwa Musik oder Architektur. Und wenn ich dann das durchschnittliche Vokabular des „Mainstream“ betrachte, frage ich mich, wie man damit denken kann?
121. Durch die ständige Suche nach meinen beiden Brillen, bin ich körperlich so ausgelastet, dass ich gut ohne weitere Fitnessmaßnahmen auskomme.
122. Das wahre Alles ist das Nichts.
123. Die Qualität einer Demokratie hängt davon ab, ob es den Verantwortungsvollen und Weitsichtigen durch was auch immer gelingt, in wichtigen Abstimmungen eine konträre Mehrheit der Idioten zu verhindern.
124. Als ich auf die Welt kam, fand ich mich noch nicht vor.
125. Es gibt Deutsch als Schriftsprache und als Unterhaltungssprache. So ist es ein Missverständnis, wenn man meint, sich in der Schriftsprache unterhalten zu sollen. Womöglich noch buchstabengetreu mit Punkt und Komma. Das ist so als würde man nicht den Kuchen essen, sondern seine Zutaten.
126. Stereoboxen werden maßlos überschätzt. Es ist ein fremder Klangraum in einem aktuellen Abspielraum, ein Raum in einem Raum, ursprünglich eine Simulation eines Konzertsaales. Für Effekte gut. Für „richtungsfreie“ Musik eher zu vernachlässigen. Mono reicht. Meine Liebe zur Klassik habe ich mir Mono erworben. Für Beethoven und Jazz und Pop reicht ein Ohr
127. Wer sich nach dem Zudecken noch bewegt, dem zieht’s an irgendeiner Ecke.
128. Er hatte sich der Verschreibung verschrieben und wollte Arzt werden.
129. Öffentliche Autoren-Lesungen könnten trotz Lockdown weitergehen. Laut Hacke müssten die Autoren nur mit dem Rücken zum Publikum vortragen, das „seinerseits die Rücken zur Bühne wendet und durch mitgebrachte Gartenschläuche atmet, die nach draußen verlegt wurden.“ Man könne aber auch die Seiten auf einem Pappschild angeben und dann still lesen.
130. Aerosolarme bis -freie Aussprache. An einer Corona-Sprache wird gearbeitet.
131. Wenn Marc Aurel mahnt, an das große Ganze zu denken, neben dem das kleine einzelne Leben eine Einbildung sei, dann werden wir bescheiden, nehmen uns weniger wichtig und sind zufriedener mit unserer kleinen Rolle.
132. Der alte aktive Volksglaube wurde seit Mitte des 20. Jahrhunderts vollständig durch Dauerberieselung mit Fernsehen und Reklame ersetzt.
133. Also ich würde mich nicht als Querdenker bezeichnen. Das lässt mich zu sehr an jemand denken, der sich und anderen durch eine quer gehaltene Stange den Durchgang durch eine Tür verbaut. Mehrdenker statt Querdenker

Autor:

Franz Bertram Firla aus Mülheim an der Ruhr

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