Der Nächste, bitte!
Aus der Praxis des Evangelischen Krankenhauses Mülheim. Heute: Reizmagen

Fettiges Essen wirkt sich ungünstig auf den Reizmagen aus.  | Foto: Fotolia
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  • Fettiges Essen wirkt sich ungünstig auf den Reizmagen aus.
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Martina D. geht gerne in Restaurants und sie kocht viel, für sich und ihre Freunde. Doch in letzter Zeit spürt sie schon während des Essens ein Völlegefühl. Dazu kommen brennende Schmerzen im oberen Bauch oder Übelkeit.

„Da hab ich wohl zu viel geschlemmt“, denkt sie. Doch obwohl es auch nach Wochen nicht besser wird, scheut sie sich, zum Arzt zu gehen. „Bauchschmerzen, das ist ja nix Schlimmes“, sagt sich Martina D. Und überlegt, sich mit einer Diät selbst zu therapieren.

Genau davon rät Prof. Dr. Philip Hilgard dringend ab: „Es ist sehr wichtig, dass solche Bauchschmerzen vernünftig von einem Arzt abgeklärt werden“, betont der Chefarzt der Medizinischen Klinik für allgemeine Innere Medizin und Gastroenterologie am Evangelischen Krankenhaus Mülheim (EKM). „Versuchen Sie bitte nicht, sich selbst zu therapieren.“

Martina D. geht schließlich zum Arzt. Doch weder ein Ultraschall noch eine Magenspiegelung oder die Laboruntersuchungen weisen auf eine Erkrankung hin. Martina D. ist verunsichert. Bildet sie sich alles nur ein?

Prof. Hilgard kennt das Problem. Martina D. leidet an einem Reizmagen – und diese funktionelle Störung kann im Grunde erst dann als gesichert gelten, wenn alle anderen Möglichkeiten ausgeschlossen worden sind. Dabei gehört sie, wie der Reizdarm, zu den häufigsten Erkrankungen des Magen-Darm-Traktes. Da die Symptome jedoch unspezifisch sind und zu unterschiedlichen Leiden passen, werden die Beschwerden oft falsch zugeordnet oder, wie von Martina D., als unwichtig abgetan.

Ziel ist es, die Lebensqualität wieder zu steigern

Um auf einen Reizmagen hinzudeuten, müssen die Symptome drei Kriterien erfüllen, erklärt Prof. Hilgard. „Sie müssen seit mehr als drei Monaten vorhanden sein, die Lebensqualität merklich einschränken und es darf keine fassbare Ursache wie ein Magengeschwür oder einen Tumor geben.“ Dann können die Ärzte sich um die Linderung der Beschwerden kümmern. „Eine Heilung ist heutzutage noch nicht möglich“, sagt Prof. Hilgard.

Denn was genau die Ursache eines Reizmagens ist, liegt noch im Dunkeln. Unter Verdacht steht derzeit das Darmnervensystem. Manche Betroffene weisen dort eine Überempfindlichkeit auf. Bei anderen liegt eine nervenbedingte Störung der Magenbeweglichkeit vor. Die Folge: Nahrung bleibt zu lange im Magen. Ernährungs- und Lebensweise verstärken die Beschwerden noch, beispielsweise durch zu viel und zu fettiges Essen oder schlicht durch Stress.

Die Behandlung des Reizmagens ist höchst individuell. Martina D. isst nun kleine fettarme und ballaststoffreiche Mahlzeiten und geht regelmäßig zum Sport. Sie versucht, Stress zu reduzieren, beispielsweise durch autogenes Training. Und ihr Arzt verschreibt ihr Medikamente, um die stärksten Symptome – die Bauchschmerzen – zu lindern.

Die Untersuchung

>> Bei einer Magenspiegelung (Gastroskopie) untersuchen die Ärzte mit einem flexiblen Kunststoffschlauch, der einen Durchmesser von weniger als einem Zentimeter hat, die Speiseröhre, den Magen und den Zwölffingerdarm. Dabei können sie die Schleimhaut analysieren und Gewebeproben entnehmen. Die Patienten erhalten eine Schlafspritze, sodass sie die Untersuchung schmerzfrei erleben.

Fettiges Essen wirkt sich ungünstig auf den Reizmagen aus.  | Foto: Fotolia
Prof. Dr. Philip Hilgard. | Foto: Andreas Köhring
Autor:

Andrea Rosenthal aus Mülheim an der Ruhr

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