Der Nächste, bitte!
Aus der Praxis des Evangelischen Krankenhauses. Heute: Aussackung der Hauptschlagader (Aortenaneurysma).
Helmut P. ist entspannt, als er zu einer Kontrolluntersuchung zu seinem Urologen geht. Es geht ihm gut, er ist gesund und hat keinerlei Beschwerden. Der 65-Jährige geht zu der Voruntersuchung, weil er sich um seine Gesundheit kümmert – und seine Kasse die Kosten für das Screening übernimmt.
Bei der Routineuntersuchung kontrolliert der Urologe auch die Hauptschlagader im Bauchbereich, die Aorta. Dabei fällt ihm auf, dass diese erweitert ist. Er fragt nach der Krankheitsgeschichte in der Familie von Helmut P. Der 65-Jährige erzählt, dass sein Vater vor 20 Jahren an einer geplatzten Hauptschlagader verstorben ist. „Eine geplatzte Hauptschlagader ist ein absoluter Notfall“, sagt Privatdozent Dr. Alexander Stehr, Chefarzt der Gefäßchirurgischen Klinik am Evangelischen Krankenhaus Mülheim (EKM). „Denn dann kommt es zu lebensgefährlichen inneren Blutungen.“ Verursacht wird die Erweiterung der Hauptschlagader, das sogenannte Aortenaneurysma, meist durch Arteriosklerose, ein Altersprozess der Arterien.
Der Urologe schickt Helmut P. zu seinem Hausarzt, der ihn an einen Gefäßmediziner überweist. Helmut P. ist nun natürlich beunruhigt, auch wenn er keine Schmerzen oder anderen Symptome hat. „In der Regel merken die Betroffenen nichts von ihrer Erkrankung“, bestätigt Dr. Stehr. Erst wenn die Aorta reißt, kommt es zu stärksten Schmerzen im Bauchraum – dann hilft nur eine Not-Operation. Die Vorsorgeuntersuchungen sind daher besonders wichtig. Die Kosten dafür werden seit diesem Jahr für Männer über 65 Jahren von der Krankenkasse übernommen. Zu den Risikofaktoren gehören Diabetes, Rauchen, Bluthochdruck und Fettstoffwechselstörungen.
Der Gefäßmediziner macht bei Helmut P. erneut einen Ultraschall, danach muss der 65-Jährige zur Computertomographie. „Mit diesem Verfahren können wir die Gefäße noch genauer darstellen und eventuelle Erweiterungen deutlich sehen und exakt messen“, sagt Dr. Stehr. Beträgt der Durchmesser der Hauptschlagader weniger als 5 Zentimeter, müssen die Betroffenen regelmäßig alle sechs Monate zur Ultraschall-Untersuchung. „Dabei kontrolliert der Arzt nicht nur die absolute Größe der Erweiterung, sondern auch die Wachstumstendenz“, erklärt Dr. Stehr. Und er kann schnell eingreifen, sollte die Erweiterung eine kritische Größe überschreiten.
Die Erweiterung an Helmut P.s Hauptschlagader ist aber bereits über 5 Zentimeter im Durchmesser. „Dann ist das Risiko zu groß, dass sie platzt, so dass wir die Patienten operieren.“ Helmut P. erhält in einem minimalinvasiven Eingriff über zwei Schnitte in den Leisten einen Stent. „Das ist eine Art Röhrchen, mit dem wir die Hauptschlagader schienen“, sagt Dr. Stehr. Damit wird der Druck reduziert und im Laufe der Zeit schrumpft die Aussackung.
Helmut P. hat den Eingriff gut überstanden und kann nach vier Tagen wieder nach Hause. Er behält nur zwei kleine Narben in den Leisten zurück. Und den Stent um seine Hauptschlagader, der die Erweiterung schient – den er allerdings überhaupt nicht spürt.
Autor:Sibylle Brockschmidt aus Mülheim an der Ruhr |
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