Der Nächste, bitte!
Aus der Praxis des EKM. Heute: Zellveränderungen im Genitalbereich (Dysplasie).
Für Nathalie P. ist es ein Schock. Sie ist eigentlich nur zur jährlichen Vorsorgeuntersuchung beim Frauenarzt. Doch nach dem PAP-Abstrich sagt er nicht, wie sonst immer: „Alles in Ordnung“. Stattdessen bittet er sie, sich zu setzen und erklärt ihr, der Abstrich sei auffällig und er überweise sie sicherheitshalber zu einer Dysplasie-Sprechstunde.
Von dem Gespräch hat Nathalie P. nur noch im Kopf, dass ihr Arzt etwas von Krebsvorstufe gesagt hat. Sie ist aufgelöst und froh, dass ihr Termin bei der Fachärztin im Krankenhaus schon in vier Tagen ist. Ihre beste Freundin rät ihr, nicht zu googlen, sondern auf den Termin mit der Ärztin zu warten. Auch wenn es schwer ist, hält sich Nathalie P. an diesen Rat.
„Wir erleben oft, dass die Frauen mit großen Ängsten oder Sorgen zu uns kommen“, sagt Dr. Andrea Schmidt, Chefärztin der Mülheimer Frauenklinik am Evangelischen Krankenhaus Mülheim. „Denn das Wort Krebsvorstufe ist natürlich beunruhigend.“ Doch erst einmal ist eine Dysplasie nur eine Zellveränderung im Genitalbereich, also eine Abweichung von der normalen Zellstruktur. Und auch ein auffälliger PAP-Abstrich ist nur ein erster Befund, der weiter untersucht werden muss.
Zellveränderungen sind oft durch Entzündungen bedingt. „Bei Frauen unter 35 Jahren verschwinden die Zellveränderungen häufig wieder von alleine oder benötigen nur eine kurzzeitige Therapie zum Beispiel mit einer Vaginaltablette“, sagt die Chefärztin.
Dennoch ist es wichtig, die Veränderungen genauer zu untersuchen, denn sie können auf eine Krebsvorstufe hinweisen. Genau das sagt die Oberärztin auch Nathalie P. in der Dysplasie-Sprechstunde. Sie nimmt sich Zeit für ein ausführliches Gespräch über ihre Ängste und über den Befund. Dann wird Nathalie P. auf dem gynäkologischen Stuhl mit einem Kolposkop untersucht. Das ist ein Mikroskop, das mit 400- bis 700-facher Vergrößerung arbeitet. „So können wir die Veränderungen im betroffenen Bereich besser erkennen und direkt Proben entnehmen“, sagt Dr. Schmidt. Das ist nicht schmerzhaft, Nathalie P. spürt fast nichts.
Ihr nächster Termin zur Besprechung der Befunde ist in einer Woche. Doch nach dem ausführlichen Gespräch mit der Oberärztin geht sie relativ beruhigt nach Hause.
Eine Woche später liegen die Ergebnisse vor. Die Oberärztin erklärt Nathalie P., dass bei ihr eine kleine, gutartige Zellveränderung vorliegt. Eine Operation ist nicht notwendig. Da sie gut informiert wurde, weiß sie auch, dass bei einem anderen Ergebnis eine operative Entfernung der Areale empfohlen worden wäre. Die Ärzte verwenden dafür einen Laser, mit dem der betroffene Bereich durch Hitze zerstört wird. So bleiben keine Narben zurück. „Wichtig ist dabei, dass wir immer nur so viel Gewebe entnehmen wie nötig und so wenig wie möglich“, sagt Dr. Schmidt.
So ein Eingriff erfolgt ambulant in Kurznarkose und dauert nur knapp fünfzehn Minuten. Aber bei Nathalie P. war das nicht notwendig. Sie wird nun weiter regelmäßig die Kontrollen bei ihrem Frauenarzt wahrnehmen.
Autor:Andrea Rosenthal aus Mülheim an der Ruhr |
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