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Auf der Suche nach alten Schätzen
Entspannt sitzt das Speldorfer Ehepaar in dem Konferenzraum des fünften Stockes im Best Western Hotel im Mülheimer Forum. Neben ihnen steht an den Stuhl gelehnt ein altes Bild. Von hinten sieht man nur einen einfachen Holzrahmen, in den die Leinwand geklemmt ist. Vorne zeigt sich ein kleinstädtisches Idyll. Ob dieses Familienerbstück wohl etwas wert ist? Das wollen Horst und Ursula Maas gerne wissen. Deshalb haben sie nicht lange gezögert, einfach vorbeizukommen, als sie in der Mülheimer Woche von der Aktion "Bares und Wahres" lasen.
Wem dieses Motto bekannt vorkommt, der liegt tatsächlich nicht ganz falsch. "Bares statt Rares" heißt eine erfolgreiche Sendung im ZDF, in der seit einigen Jahren Menschen mit ihren alten Schätzen kommen, um zu sehen, ob sie noch etwas wert sind. Marius Tsakonis macht nichts anderes, nur schon etwas länger. Seitdem er seinen Schätzterminen diesen Namen gegegeben hat, gibt er allerdings zu, kommen deutlich mehr Menschen. Man weiß halt dann schon, wie das funktioniert.
Tsakonis ist gelernter Juwelier. Der gebürtige Grieche, aufgewachsen in einem Düsseldorfer Kinderheim, heiratete in eine Rotterdamer Juwelierfamilie ein. Seit gut 20 Jahren ist er der Inhaber von Schreuders Moekerken juweliers und hat seitdem das Geschäft kontinuierlich ausgebaut. Dazu gehört eine Schmelzerei für Investitionsgold und ein Autionshaus mit Hotel. Bereits seit 20 Jahren führt er Schätzungen in Holland durch, seit zehn Jahren in Deutschland. Dafür hat er fünf Büros eingerichtet in Essen, Wuppertal, Duisburg, Iserlohn und Viersen.
"Das Wichtigste ist das Vertrauen der Kunden", weiß Tsakonis, der aus diesem Grund seine Kunden möglichst transparent und umfassend informiert. "Viele kommen erst mal, um zu schauen, wie seriös man arbeitet." Vorschnelle Entscheidungen gibt es bei Tsakonis nicht. Der Juwelier und seine Mitarbeiterin Olesja Denzel schauen sich zunächst die mitgebrachten Exponate an. Sind sie nicht sofort einzuordnen, werden Fotos gemacht und in Datenbanken abgeglichen. Dann erhält der Kunde eine Mitteilung, was sein Exponat wert ist und ob Marius Tsakonis ein Angebot abgibt. Kommt das Geschäft zustande, dann wird es entweder in einem der Büros oder bei einem Hausbesuch abgeschlossen.
Abgleich mit Datenbanken
Auch das Bild des Ehepaares Maas kann nicht sofort bestimmt werden. Die Signatur des Malers ist nicht gut lesbar, Olesja Denzel macht ein Foto. Nun muss die 32-jährige, die seit acht Jahren in dem Betrieb arbeitet, erst einmal herausfinden, ob es sich um einen bekannten Maler handelt. Deshalb nimmt das Rentnerpaar das Bild wieder mit. Abwarten ist angesagt. Würden sie sich von dem Gemälde trennen? "Ja, auf jeden Fall", meint Horst Maas. Einen dreistelligen Betrag erhofft er sich aber schon.
Spektakuläre Schätzchen sind allerdings eher die Ausnahme. Der Juwelier erinnert sich an eine Puderdose von Eva Braun, der Ehefrau Hitlers. Der Kunde konnte mit einem Foto die Echtheit belegen. Für 1800 Euro wurde sie verkauft. Aber mancher ist auch ahnungslos. Wie der Mann, der mit einem Diamantring vorbeikam, der sich als wahrer Schatz entpuppte. 12.000 Euro war er wert. "Mich erstaunt oft, wie ahnungslos viele Menschen sind, was sie da noch in ihren Kellern oder Kästchen haben", wundert sich Tsakonis.
An diesem Nachmittag werden noch weitere Bilder vorbeigebracht, auch eine Vase von Rosenthal und ein Ölgemälde von Hans Purrmann werden begutachtet. Letzteres möchte die Besitzerin zwar erst einmal nicht verkaufen, aber den Wert würde sie gerne wissen.
Bis einschließlich Samstag, 2, Februar, von 11 bis 17 Uhr steht Tsakonis noch mit seinem Team im Best Western Hotel bereit. Begutachtet werden Schmuck, Gold- und Silbergegenstände, Militaria, Uhren, Bernstein, Koralle, Kunst und Antikes.
Autor:Regina Tempel aus Mülheim an der Ruhr |
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