Mülheim gehört zu den digitalen Vorreitern - „E-Payment“ ist das nächste Ziel
„Wir wollen immer besser werden“
„Das digitale Rathaus ist ein ganz wichtiges Thema für uns. Wir sind längst nicht mehr am Anfang, haben aber noch eine lange Strecke vor uns.“ Stadtsprecher Volker Wiebels betont mit diesen Worten zugleich, dass die Weichen in Richtung digitale Zukunft bestens gestellt sind.
Internet, Intranet, E-Mail, Socialmedia wie Facebook, Instragram oder Twitter gehören zum „Tagesgeschäft“ der Mülheimer Verwaltung. Bereits seit Ende der 90-er Jahre ist das Rathaus online erreichbar. Seither gibt es ständig mehr Möglichkeiten, Dienstleistungen im 24-Stunden-Dienst abzuwickeln. Die Internetredaktion um Anke van Löchtern und Janine Hövels ist stets damit beschäftigt, aktuell die Angebote der Stadt, Hinweise auf Beratungsstellen, Vereine, Branchen, Veranstaltungen, Links zu wichtigen Einrichtungen sowie Informationen über die Stadtpolitik aktuell ins Netz zu setzen.
Beeindruckende
Zahlen im Netz
Neu hinzugekommen sind die Aktivitären in den Sozialen Netzwerken, die Tobias Grimm und Thomas Nienhaus fest im Visier haben. Sie warten im Gespräch mit der Mülheimer Woche mit imposanten Zahlen und Fakten auf. So hat die Stadt auf Facebook über 11.000 Abonnenten, die Mülheimer Feuerwehr sogar knapp 28.500. Auf Twitter sind fast 4.000 Follower bei der Stadt unterwegs, auf Instragram auch schon über 1.000.
Die beiden Social Media-Experten haben eine klare Vorstellung von „Knigge im Internet“. Sie propagieren eine Art „Netiquette“, denn, so sagen sie, „uns ist ein fairer und verantwortungsvoller Umgang miteinander sehr wichtig. Beleidigende, diffamierende, anstößige und rassistische Kommentare haben hier nichts verloren und werden sofort gelöscht.“
Sie erwähnen eine weitere „Vernetzung“ der Stadt. Bei Google ist Mülheim mit 59 Ämtern und Verwaltungseinrichtungen, sieben Friedhöfen, 37 Kindergärten, 40 Schulen und selbst Spielplätzen vertreten. Nienhaus hat auch dazu Zahlen, die ihn mit Stolz erfüllen: „In den letzten zwei Monaten gab es eine Millionen Sucher auf Google Maps, 1,5 Millionen Fotoansichten wurden angeklickt. Zudem gab es 10.000 Navigationsanfragen.“ Grimm erläutert, dass die Stadt Mülheim aktuell Inhaberin von 150 verschiedenen Orten ist, die bei Google Maps angelegt sind.
Neues Team für
die Digitalisierung
Die Internetseite der Stadt, so ergänzt van Löchtern, hatte im Jahr 2019 über sechs Millionen Aufrufe, gut zwei Drittel davon per Mobilgeräten. Die Zahl der „Mülheim-Sucher“ auf Google dürfte darüber hinaus in Kürze die Zehn-Millionen-Marke „knacken“. Wichtig neben dem ständigen Dialog und den umnittelbaren „Netz-Kontakt“ mit den Bürgern sei aber auch die Information und Vernetzung der Mitarbeitenden in der Verwaltung. Seit 2017 regeln eine Dienstvereinbarung und das Rahmenkonzept Online-Kommunikation die Bedingungen für die Einrichtung, Nutzung und Pflege von sozialen und anderen Online-Medien für dienstliche Zwecke.
Getreu der Devise „Wir wollen immer besser werden“ hat die Stadt im November ein neues „Digitalisierungsteam“ unter der Leitung von Michael Antczak installiert. Der ist allerdings schon länger für Mülheim digital am Ball. Dass seine Arbeit jetzt personelle Unterstützung und Aufwertung bekommt, hat auch etwas mit dem Online-Zugangsgesetz zu tun. Für Antczak und sein Team bedeutet das, die Voraussetzungen zu schaffen, dass die Mülheimer Bürger künftig viele wichtige Angelegenheiten einschließlich Zahlungen auch bequem von zuhause aus erledigen können, ohne ins Rathaus oder andere Verwaltungsstellen gehen zu müssen.
Bequemes Zahlen
von Zuhause aus
„E-Payment“ ist das Schlüsselwort. Künftig kann man etwa sein „Knöllchen“ nicht nur online einsehen, sondern auch bezahlen. Antczak hat weitere Beispiel auf Lager: „Schon jetzt kann man bei der Stadt sein Wunschkennzeichen online beantragen. Bald kann man so auch die Gebühren dafür bezahlen, und das sogar über den Autohändler sofort beim Autokauf.“ Auch die Anmeldung und Bezahlung etwa für die Ferienspiele, wo sonst immer lange Schlangen entstehen, wird online möglich sein. Dasselbe gilt bei der Anmeldung eines Hundes oder eine Pferdes. Brautpaare in spe können ihren Trautermine im Netz vereinbaren. Und Wahlhelfer für die Kommunalwahl im Herbst werden ebenfalls online „rekrutiert“. Vieles soll und wird noch in der ersten Jahreshälfte erfüllt sein.
Auch die heimische Wirtschaft ist von der Mülheimer Digitaloffensive „positiv betroffen“, wie es Antczak schmunzelnd formuliert. Firmen können ihre Rechnungen online stellen und so schneller an ihr Geld kommen. Für die Verwaltung selbst wird unnötiges Aktenschleppen zu anderen Ämtern bald unnötig, denn alles wird elektroisch aufbereitet. Das gewährleistet künftig ein spezielles Dokumenten-Management-System.
„Digitalisieren heißt investieren“, resümiert Guido Brücker, der sich im Rathaus dezernatsübergreifend um die Digitalisierung kümmert. Zurzeit ist man mit mehreren Software-Anbietern im Gespräch, um nichts dem Zufall zu überlassen.
HINTERGRUND
Das Online-Zugangsgesetz verpflichtet Bund, Länder und die Städte, bis Ende 2022 ihre Verwaltungsleistungen über Verwaltungsportale auch online anzubieten. Die Stadt ist nach eigenen Angaben da schon sehr weit.
Für Mülheim ist das auch deshalb wichtig, weil bis zum Jahr 2030 über 1.200 Mitarbeiter altersbedingt ausscheiden und in Rente gehen. So könne man vorsorglich bereits jetzt Prozesse optimieren, da alle Stellen voraussichtlich nicht mehr neu besetzt werden können.
Autor:Reiner Terhorst aus Duisburg |
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