Öffentliche Versammlung mit Lob und Kritik für die geplante Wohnbebauung an der Dohne
„Wir nehmen alle Anregungen ernst“
„Der Teufel steckt im Detail“. Das scheint auch für die geplante Wohnbebauung auf dem Gelände des ehemaligen Wasserwerks an der Dohne zu gelten. Wie viele Häuser werden dort gebaut? Ist das Wohnen am Wasser für die Mülheimer überhaupt bezahlbar? Entsteht dort ein Verkehrschaos für die jetzigen Anwohner der Dohne? Bleibt der Leinpfad weiter öffentlich begehbar?
Das waren nur einige der Fragen, die knapp 80 Anwohner, Naturschützer und interessierte Bürger ins Franky's am Güterbahnhof lockten. Der Investor Vonava hatte zu einer „Öffentlichkeitsversammlung“ eingeladen, in der das „Rahmenkonzept“ vorgestellt und erste Anregungen, Verbesserungsvorschläge und Kritik auf den Weg gebracht werden sollten.
Die Konturen liegen fest, aber bis alles in trockenen Tüchern sei, fließe noch viel Wasser die Ruhr hinunter, mutmaßte Felix Blasch, Leiter des städtischen Planungsamtes. Um der Kreativität, der Gestaltungsvielfalt und den unterschiedlichen Blickwinkeln zur Bebauung des Filetgrundstückes einen breiten Raum zu geben, wurde im vergangenen Jahr ein Architektenwettbewerb ausgelobt. Acht Planungsbüro hatten ihre Entwürfe eingereicht, höchst unterschiedlich und längst nicht nur in Detailfragen voneinander abweichend. Ein Entwurf sah auf dem Gelände sogar fünfgeschossige Bebauung vor. „Märkisches Viertel auf Luxusniveau“ entlockte das einem Anwohner.
Sorgfältige Prüfung
Letztlich entschied sich das Preisgericht unter Vorsitz von Prof. Dr. Franz Pesch für den Entwurf des Leverkusener Architekturbüros „Rotterdam Dakowski“. Dessen Teamleiter Nicolas Hesper nahm die Anwesenden mit auf eine Zeitreise in die künftige Gestaltung des Geländes zwischen dem Thyssenpark auf der einen und dem Hotel am Ruhrufer auf der anderen Seite. Erleichterung machte sich breit, es gab Staunen über sinnvolle, neue Ideen, aber auch laute, zum Teil fundierte und begründete Kritik. Letztere will man ernst nehmen und sorgfältig prüfen, versprachen sowohl Stadtentwickler Blasch als auch Investor Vonava.
Die Eckpunkte des Entwurfe sehen vor, dass an der Dohne hinunter zur Ruhr auf gut 10.000 Quadratmetern zehn Mehrfamilienhäuser mit 80 Wohneinheiten entstehen sollen. Inmitten der Wohnbebauung soll es künftig offene Plätze mit „Aufenthaltsqualität“ geben, die zum einen für die Öffentlichkeit zugänglich sind, zum anderen den späteren Quartiersbewohnern vorbehalten bleiben. Ein „kreativer Kinderspielplatz“ soll Familien gerecht werden, die man sich als künftige Mieter ganz besonders wünscht. Auch einige Anwohnergärten sind vorgesehen. Fest steht, dass 20 Prozent der Wasserwerkbebauung als Sozialwohnungen entstehen.
Eingekesselt im Schatten?
Immer wieder soll es zwischen den zehn Baukörpern Wegschneisen geben. Ein öffentlicher „Treppenplatz“ gewährleiste zudem den direkten Blick auf die Ruhr, inklusive eingeplantem Bachlauf. Zudem werde der Leinpfad als Spazierweg erhalten bleiben. Eine Tiefgarage mit knapp 130 Stellplätzen für die künftigen Bewohner soll ein befürchtetes „Parkchaos“ verhindern. Genau das aber befürchten die meisten Anwohner der Dohne, zumal für Besucher des neuen Quartiers lediglich 15 Außenparkplätze angedacht sind. „Das ist viel zu wenig“, hallte es durch das Franky's „Warum macht man das Quartier gerade in Zeiten der Diskussion um Klimaschutz, Nachhaltigkeit und Ökologie nicht komplett autofrei?“, fragt ein Anwohner.
Ein anderer, der seinen Unmut lautstark in den Raum warf, befürchtet, von der geplanten Bebauung künftig eingekesselt zu sein: „Wir werden eingemauert und bekommen auch kein Sonnenlicht mehr ab.“ Man werde ein Schattendasein führen, da eine Bauhöhe von dreieinhalb Geschossen höher sei als das ehemalige Wasserwerk.
Darüber hinaus interessierten Zufahrtswege für die Feuerwehr und Rettungsfahrzeuge, der Baustellenverkehr sowie die An- und Abfahrt der neuen Tiefgarage. Obwohl der größte Teil der Versammlungsbesucher eine Stimmung in Richtung „Es hätte schlimmer kommen können“ an den Tag legte, brannte halt einigen Dohne-Anwohner die Sorge unter den Nägeln, dass es doch zu einem Verkehrschaos und zu einer spürbaren Einschränkung ihrer Lebensqualität kommen könne.
Fauna und Flora bewahren
Auch die Landschafts- und Naturschützer sind noch nicht vollends zufriedengestellt. Auf jeden Fall werde es eine aufwendige Dachbegrünung aller zehn Mehrfamilienhäuser geben, und das künftige Quartier sei weniger versiegelt als heute, bekräftigten Stadt, Architekturbüro und Investor. „Bedenken Sie bitte, dass wir am Leinpfad ein tolles Ensemble an Bäumen und Büschen haben, in dem zahlreiche vom Aussterben bedrohte Vogelarten eine Heimat gefunden haben“, mahnte Anwohnerin und Landschaftspflegerin Karin Piek.
„Das war nicht die letzte Zusammenkunft dieser Art“, stellten Felix Blasch und Bezirksbürgermeister Peter Pickert fest. Das gesamte Verfahren bis zum endgültigen grünen Licht für die Bebauung werde gut zwei Jahr dauern. Und in diesem Zeitraum werde es einen ständigen Dialog mit den Anwohnern und Betroffenen geben, Der Rahmen sei da, aber der Inhalt stehe noch längst nicht fest. „Wir werden alle Ihre Anregungen prüfen und überprüfen“, versprach Blasch. Schließlich habe die Stadt noch ein wichtiges Wörtchen mitzureden, und das gelte auch für die Höhe der Wohnbauung und die Zuahrtswege.
Autor:Reiner Terhorst aus Duisburg |
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