Integrationspreis
"Wir müssen uns füreinander interessieren!"
"Eigentlich hätte Annette Lostermann-DeNil unseren Förderpreis für ein gedeihliches Miteinander und gegenseitige Integration schon längst bekommen müssen. Denn sie ist ein Menschen, der rechts und links mit anpackt und auch konkrete Einzelfallhilfe leistet", sagt die Vorsitzende des 24-köpfigen Integrationsrates, Emine Arslan. Am 8. Januar ist es soweit. Dann wird Annette Lostermann-DeNil, die als Lehrerin an der Karl Ziegler-Schule über 25 Jahre eine internationale Förder- und Seiteneinsteigerklasse geleitet hat, den mit 500 Euro dotierten Integrationspreis erhalten.
Wenn man der 67-jährigen Annette Lostermann-De Nil zuhört, wenn sie davon berichtet wie bereichernd und motivierend es für sie ist, sich mit Zuwanderern zur privaten Sprachförderung im Medienhaus zu treffen und beim pädagogischen Privatissimo mitzuerleben, mit welcher Motivation und Begeisterung ihr "Fanclub" lernt und Fortschritte macht, die neue Lebensperspektiven eröffnen, dann begreift man schnell, warum Integrationsförderung für sie zur Lebensaufgabe und Herzenssache geworden ist.
Seit mehr als 30 Jahren aktiv
Seit mehr als 30 Jahren engagiert sich die inzwischen pensionierte Pädagogin in unterschiedlichsten Initiativen und Projekten dafür, dass Zuwanderer in Mülheim ankommen und nicht fremd bleiben. "Man braucht sich nur die Namen im Ruhrgebiet anzuschauen, um zu verstehen, dass wir immer schon eine Einwanderungsgesellschaft waren, in der Integration nie aufhört, sondern ein fortlaufender Prozess ist, an dem sich alle beteiligen müssen, weil wir uns als Menschen nicht abschotten können und uns schon im eigenen Interesse füreinander interessieren müssen", sagt Lostermann-DeNil. Wie wertvoll und inspirierend dieses Sich-füreinander-Interessieren für alle Beteiligten ist, erlebt Lostermann nicht nur beim Internationalen Frauenfrühstück, das am zweiten Sonntag des Monats bei den Grünen an der Bahnstraße 50 stattfindet.
Die Mülheimer Bevölkerungsstatistik spricht eine eindeutige Sprache. In unserer Stadt leben Menschen aus mehr als 100 Nationen zusammen. Dabei sind es vor allem die Zuwanderer und ihre in Mülheim geborenen Kinder, die die Überalterung der Stadtgesellschaft bremsen und unsere Chancen erhöhen, dass zum Beispiel auch in Zukunft Renten finanziert und alte Menschen gepflegt werden können. Folgt man der städtischen Statistik, so haben derzeit fast 24 Prozent der Mülheimer einen Zuwanderungshintergrund.
Annette Lostermann-DeNil, die über 25 Jahre für die Grünen im Stadtrat saß und heute den Verein Hilfe für Frauen führt, weiß aus eigener Erfahrung, "dass Politik und Förderung der Integration das Bohren dicker Bretter" bedeutet, "weil es immer auch darum geht, Mehrheiten zu organisieren und Entscheidungen zu treffen." Dass die Beratungs- und Unterstützungsinfrastruktur für Zuwanderer in den letzten 30 Jahren massiv ausgebaut worden ist, das Härtefälle auf dem kurzen Dienstweg geklärt werden können, dass ganz viele Mülheimer ehrenamtlich mit und für Flüchtlinge arbeiten, dass Flüchtlinge heute Bargeldleistungen statt Gutscheine und eine reguläre Wohnung statt einen Wohncontainer oder einen Schlafplatz in der Turnhalle bekommen und über internationale Förderklassen und durch Einzelförderung den Sprung in Berufsausbildungen und Arbeitsplätze schaffen, zeigt Annette Lostermann-DeNil, dass sich nicht nur ihr Einsatz in Sachen Integration gelohnt hat.
Autor:Thomas Emons aus Mülheim an der Ruhr |
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