Gewalt gegen Kinder
„Wir brauchen eine Kinderschutzabteilung im Rathaus!”
Fälle wie in Bergisch Gladbach, Lügde oder in Münster haben die gesellschaftliche Debatte darüber erneut entfacht, wie Kinder besser vor Gewalt und Missbrauch behütet werden können. Monika Griefahn, Oberbürgermeisterkandidatin der SPD in Mülheim an der Ruhr, hatte nun am Mittwoch, 12. August, zu einem digitalen Runden Tisch eingeladen, um mit Fachleuten zu diskutieren. Als Folge der Runde will sie Mülheim an der Ruhr zu einer Stadt machen, in der Kinderschutz direkt im Rathaus angesiedelt ist.
Neu ist das Thema Kinderschutz für Monika Griefahn nicht, aber den einschlägigen Experten in der Diskussionsrunde stellte sie interessiert Fragen und bat um unverblümte Standpunkte. So betonte Sebastian Fiedler (Bundesvorsitzender des Bundes Deutscher Kriminalbeamter): “Am wichtigsten ist es, dass entsprechende Informationsnetzwerke bestehen, beispielsweise zwischen Kinderärzten.” Man müsse miteinander sprechen, Verdachtsfälle müssen erkannt und benannt werden. Insgesamt sei es wichtig, dass Menschen sensibilisiert würden für Alarmsignale.
Diesen Punkt sah auch Annette Berg (Dezernentin für Kultur, Bildung, Jugend, Sport und Integration der Stadt Gelsenkirchen) so: “Im Jahr 2008 wurde das Kindeschutzgesetz verabschiedet, es gibt also die passenden Instrumente. Aber wir müssen noch sehr stark daran arbeiten, dass Kinder in Not auch erkannt werden.” Kinder gingen nicht von selbst zu einem Erwachsenen und zitierten Gesetzesparagraphen, sondern sie sendeten andere Signale, und das häufig eine lange Zeit vergeblich.
Keine Symbolpolitik
Das bestätigte nach Kräften Susanna Neef (stellv. Vorsitzende des Kinderschutzbundes in Mülheim an der Ruhr): “Zu spät erkannte Signale sind ein großes Problem, und zudem kommen diejenigen, die sich professionell mit diesen Themen befassen, zu spät in den Prozess.” Die Angebote müssten niedrigschwelliger werden, so Neef. Ohnehin betonte sie: “Kinderrechte werden oft als Symbolpolitik abgetan, aber das ist nicht richtig. Kinder, die etwa schon wissen, dass sie eigens definierte Rechte besitzen, haben auch eher das Selbstbewusstsein, diese Rechte einzufordern.” Missbrauch und Gewalt würden dann nicht mehr so leicht als ‘normal’ wahrgenommen.
Ein Aspekt, den Michaela Rosenbaum (Geschäftsführerin AWO Mülheim an der
Ruhr) noch einmal unterstrich: “Wir müssen Kinder stärken und ihnen den Mut vermitteln, dass sie sich auch äußern, wenn ihnen Gewalt oder Missbrauch widerfahren.” Das sei eine schwierige gesellschaftliche Aufgabe, denn: “Normalerweise versucht unsere Gesellschaft stets, Kinder noch vor Verantwortung zu bewahren und Kind sein zu lassen.” In Fällen von Gewalt oder Missbrauch aber hänge dann plötzlich alles davon ab, dass ein Kind sich melde, um Hilfe bitte und seine Rechte einfordere.
Zum Abschluss der 90minütigen Diskussionsrunde war OB-Kandidatin Monika Griefahn sichtlich entschlossen: “Ich sehe, dass wir eine Kinderschutzabteilung im Rathaus brauchen”, stellte sie fest. So könnten die verschiedenen Anbieter von Hilfe für Kinder noch besser miteinander verknüpft werden, und auch die Hemmschwelle würde weiter sinken. “Das ist ein unglaublich wichtiges Thema, und jeder einzelne Fall, in dem wir zusätzlich helfen können, wäre es wert”, so Griefahn.
Autor:Andrea Rosenthal aus Mülheim an der Ruhr |
3 Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.