Kriminalitätsstatistik 2020
Weniger Straftaten in Mülheim — Tatort Internet

Ralf Wagener (2.v.l.), Leiter der Direktion Kriminalität im Polizeipräsidium Essen, erläutert die Zahlen der Kriminalitätsstatistik. | Foto: PR-Fotografie Köhring
  • Ralf Wagener (2.v.l.), Leiter der Direktion Kriminalität im Polizeipräsidium Essen, erläutert die Zahlen der Kriminalitätsstatistik.
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Von RuhrText

In NRW sind im vergangenen Jahr 1 215 763 Straftaten bei einer Aufklärungsquote von rund 53 Prozent registriert worden. Die Statistik beweist, dass die Kriminalität weiter sinkt (fast ein Prozent weniger als im Vorjahr). In einigen Bereichen ist sogar ein historischer Tiefpunkt erreicht worden. Ein auffälliger Trend bei der Art der Verbrechen: weg von der Straße, hinein ins Internet. Dies beobachtet auch die Direktion Kriminalität im Polizeipräsidium Essen, zuständig für Essen und Mülheim mit insgesamt mehr als 750 000 Einwohnern.

Die Zahlen für Mülheim sprechen eine noch deutlichere Sprache. Die Fallzahlen erlebten einen Rückgang um 629 auf 9018 Fälle. Das ist der niedrigste Stand seit 1991. Besonders rückläufig sind die Fallzahlen etwa bei Beförderungserschleichungen (- 48,1%), Diebstahl von unbaren Zahlungsmitteln (- 38,0), Taschendiebstahl (- 37,5) sowie bei sonstiger Sachbeschädigung durch Graffiti auf Straßen, Wegen und Plätzen (- 31,0). Die Zahl der Wohnungseinbrüche ist zudem um 130 Fälle (19,4 Prozent) gesunken. „Die vielen Einbrüche waren vor einigen Jahren noch ein großes Problemfeld. Heutzutage sind die Häuser und Wohnungen besser geschützt als früher. In Zeiten der Corona-Pandemie kommt hinzu, dass die Menschen mehr Zeit als sonst zu Hause verbringen. Da ist die Aufmerksamkeit höher“, erklärt Ralf Wagener, Leiter der Direktion Kriminalität im Polizeipräsidium Essen, das historische Tief im Bereich der Wohnungseinbrüche. Der Diebstahl ist ebenfalls rückläufig.

„Das Leben findet immer mehr im Netz statt, das Verbrechen kommt hinterher“, sagt NRW-Innenminister Herbert Reul. Dieser Trend wird auch vom Polizeipräsidium Essen beobachtet. Wagener: „Die Verlagerung von der Straße ins Internet ist unverkennbar. Diese Entwicklung hat sich in der Corona-Krise noch weiter verstärkt.“ Die Computer-Kriminalität ist im vergangenen Jahr sprunghaft angestiegen, damit auch der Warenbetrug beim Online-Shopping.

Hohe Aufklärungsquote

Grund zur Sorge macht der Trend bei der Anzahl der „Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung“. Hierzu zählen insbesondere Vergewaltigung, sexuelle Nötigung und Missbrauch sowie exhibitionistische Handlungen. Positiv: In Mülheim konnte dabei die höchste Aufklärungsquote seit fast 15 Jahren erreicht werden. Das NRW-Innenministerium veröffentlichte darüber hinaus eine Auswertung zum Deliktbereich „Häusliche Gewalt“. Wie erwartet gab es in den Zeiten von Lockdowns und Homeoffice einen Anstieg um 7,7 Prozent. Allerdings kann das Polizeipräsidium Essen diesen Trend in den Städten Essen und Mülheim nicht bestätigen. „Bei uns ließ sich keine Steigerungsquote der häuslichen Gewalt in Corona-Zeiten feststellen. Das hat uns selbst etwas überrascht“, sagt Ramona Gatzki von der Direktion Kriminalität. Allerdings wisse man natürlich nicht, wie viele Fälle nicht zur Anzeige kämen.

Während es in Mülheim kaum bis wenige tätliche Angriffe auf Rettungsdienste und Feuerwehrleute gab, ist der Widerstand gegenüber den Polizeivollzugsbeamten laut der Fallzahlen gewachsen. Und noch ein Negativtrend ist in der Kriminalitätsentwicklung erkennbar: Bei den Betrugsdelikten — und das gilt auch für Mülheim — geraten zunehmend ältere Menschen (Personen über 60 Jahre) ins Visier von Straftätern, die oftmals überregional oder auch aus dem Ausland heraus mit betrügerischen Anrufen agieren.

Polizeidirektor Detlef Köbbel führt den generellen Trend mit sinkenden Zahlen bei Straftaten auch auf die eigenen Maßnahmen zurück: „Im vergangenen Jahr haben wir als Polizeipräsidium Essen über 150 000 Personalstunden in sichtbare Präsenz investiert. Sowohl in Essen als auch in Mülheim waren wir an Brennpunkten präsent, also genau dort, wo die Verunsicherung groß ist.“

Autor:

Marcus Lemke aus Mülheim an der Ruhr

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