Marc Buchholz übernimmt jetzt schon als Mülheimer OB
Wechsel an der Spitze

Amtsübergabe im Mülheimer Rathaus: Ulrich Scholten (l.) wird von Stadtdirektor Frank Steinfort und dem neuen Oberbürgermeister Marc Buchholz verabschiedet.
Foto: PR-Fotografie Köhring / SC
  • Amtsübergabe im Mülheimer Rathaus: Ulrich Scholten (l.) wird von Stadtdirektor Frank Steinfort und dem neuen Oberbürgermeister Marc Buchholz verabschiedet.
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Schon deutlich früher als wie erwartet am 1. November übernahm Marc Buchholz jetzt die Amtsgeschäfte und ist nun auch offiziell neuer Oberbürgermeister der Stadt Mülheim an der Ruhr.

Sein Vorgänger Ulrich Scholten betonte, dass der Stabwechsel auch deshalb vorgezogen wurde, um Stadtdirektor Frank Steinfort zu entlasten: „Aus meiner Sicht waren die Monate meiner Abwesenheit eine große Belastung für ihn, gerade in Coronazeiten.“ Steinfort wurde für die geräuschlose und höchst effiziente Übernahme der Aufgaben eines Stadtoberhauptes seit der Krankschreibung Scholtens gelobt: „Er hat nun viele Monate lang die Stadt durch die Krise geführt. Ihm gilt es zu danken.“

Der 62-Jährige Scholten ist nach amtsärztlicher Untersuchung dienstunfähig geschrieben und immer noch nicht vollständig gesundet. Nun gab die für ihn als Aufsichtsbehörde zuständige Bezirksregierung Düsseldorf das OK für eine schnellere Amtsübergabe. Scholten ging jetzt schon in Pension, wo er laut Beamtenversorgungsgesetz von der Stadt ein dauerhaftes Ruhegehalt beziehen wird. Der scheidende OB wollte noch keine Bilanz seiner Amtszeit ziehen: „Ein paar Tage werde ich schon noch darüber nachdenken, zumal ich noch nicht in voller Leistungsfähigkeit bin. Ich möchte alles erst einmal sacken lassen. Was bleibt hängen an Positivem, was an Negativem? Das war schon eine schwierige Situation für mich und sehr belastend.“ Scholten wohnt zwar seit einigen Monaten im Essener Stadtteil Kettwig vor der Brücke, betont aber immer wieder: „Mülheim ist und bleibt mein Lebensmittelpunkt.“ Er werde sein bisheriges ehrenamtliches Engagement fortführen, das er zurzeit nur mit gebremstem Schaum angehe. Doch seine Genesung werde noch einige Zeit dauern.

Buchholz wechselt das Büro

Die vorzeitige Amtsübergabe ist für den Gewinner der Stichwahl ein Neuanfang: Nach 18 Monaten als Dezernent für Bildung, Soziales, Jugend, Gesundheit, Sport und Kultur wechselt Marc Buchholz das Büro. Allerdings muss sein Vorgänger es noch leerräumen. In den kommenden Wochen wolle man sich regelmäßig treffen, um Themen zu besprechen, so Buchholz: „Der eine oder andere Hinweis ist sicherlich wertvoll für mich.“ Mit diesem Schritt wurde zwar die Vakanz auf dem Chefsessel beendet, dafür aber entsteht eine neue Lücke im Verwaltungsvorstand. Denn nun fehlt Buchholz als Dezernent. Eine Nachfolge wird es so schnell nicht geben. Vermutlich erst Mitte des nächsten Jahres könnte nach Ausschreibung, Auswahlverfahren und Entscheidung der Politik ein neuer Dezernent ins Amt eingeführt werden. Buchholz geht davon aus, dass ein Kandidat adäquate Führungs- und Berufserfahrung mitbringe, da müsse er oder sie vermutlich noch aus einem bisherigen Beschäftigungsverhältnis heraus geführt werden.

Auch sei noch nicht klar, ob sich die Politik nicht einen neuen Zuschnitt der Dezernate wünsche. Der Unternehmerverband hatte bereits vor zwei Jahren ein „Zukunftsdezernat Wirtschaft“ gefordert, um im Wettbewerb der Wirtschaftsstandorte nicht den Anschluss zu verlieren. Zunächst werden die vielfältigen Aufgaben des Buchholz-Dezernates auf verschiedenen Schultern ruhen: Frank Steinfort wird interimsweise das Gesundheitsamt übernehmen, Frank Mendack den Sport und Peter Vermeulen die Kultur. Buchholz selbst wird zumindest bis Anfang des neuen Jahres weiterhin die Felder Soziales und Schule behalten.

Der Null-Euro-Schein

Marc Buchholz gönnt sich daher auch nur eine kurze Verschnaufpause: „Die kommende Woche gehört ganz meiner Familie.“ Danach gehe es sofort wieder an die Arbeit: „Im Dezember muss der städtische Haushalt aufgestellt und im neuen Jahr eingebracht werden.“ Die Finanzlage sei nun mal prekär: „Ich trage immer einen Null-Euro-Schein in der Tasche mit dem Schloss Broich drauf.“ Eine ständige Mahnung. Und doch verströmt Buchholz Optimismus: „Wir arbeiten sehr solide mit dem Geld der Mülheimer.“ Apropos Geld: Da er nun schon einen Monat früher das OB-Gehalt beziehe, werde er die Differenz zu seinem bisherigen Dezernentengehalt - es handele sich um ungefähr 2.000 Euro - guten Zwecken zukommen lassen. Das sehe er als symbolischen Akt, der zu einer Stadt im Stärkungspakt auch passe.

Auch werde er sich zusammen mit den anderen Oberbürgermeistern beim Land für eine Altschuldenregelung einsetzen. Die Wirtschaftsförderung werde zur Chefsache: „Ich möchte auf Unternehmerpersönlichkeiten zugehen, die mich in einem Beirat beratend unterstützen werden.“ So habe er seinen ersten Urlaubstag gestrichen, um sich mit Unternehmerverbands-Vorstand Hanns-Peter Windfeder zu besprechen. Auch werde er mit Inhabern interessanter Brachflächen reden, die als Gewerbefläche genutzt werden könnten. Gewerbe auf Grünflächen erteilte er eine Absage: „Während meiner Amtszeit möchte ich den Flächenschutz besonders im Blick haben.“ Er freue sich auf seine neuen Aufgaben „gerade in dieser besonderen Zeit mit ihren besonderen Herausforderungen.“ Bisher sei Mülheim gut durch die Pandemie gekommen. Aber Marc Buchholz mahnt: „Wir haben das Virus noch nicht überwunden.“

Autor:

Daniel Henschke aus Essen-Werden

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