Waschmaschine im Keller – Ist das altengerecht?
Der Rat der Stadt Mülheim an der Ruhr hat in seiner Sitzung am 7. Oktober 2009 den Satzungsbeschluss für den Bebauungsplan "Max-Halbach-Straße / Schwarzenbergstraße - F 12b" gefasst. Mit Bekanntmachung im Amtsblatt der Stadt Mülheim an der Ruhr vom 15. November 2010 ist der Bebauungsplan in Kraft getreten
.
Der Geltungsbereich des Bebauungsplanes „Max-Halbach-Straße/Schwarzenbergstraße – F 12b“ umfasst den südwestlichen Randbereich der Siedlung Heimaterde, die nach dem 1. Weltkrieg in mehreren Bauabschnitten entstand. Träger der Siedlung war eine für Betriebsangehörige der Firma Krupp in Essen gegründete Genossenschaft. Die Gesamtanlage der Siedlung kann als mustergültige Arbeitersiedlung bezeichnet werden.
Das Konzept der Eigentümerin sieht die Errichtung von 56 Wohneinheiten mit jeweils rd. 60 m² Wohnfläche vor. Die Beschränkung auf diese Größenordnung ist aus städtebaulicher Sicht auch zur Gewährleistung einer nachhaltigen Erschließung des Innenbereiches erforderlich. Daher wurde die Beschränkung der höchstzulässigen Zahl der Wohnungen in den Wohngebäuden des Reinen Wohngebietes WR1 auf maximal 60 Wohneinheiten als Festsetzung in den Bebauungsplan „Max-Halbach-Straße/Schwarzenbergstraße - F 12b“ mitaufgenommen.
Luxuswohnungen
Nun sieht das Konzept allerdings völlig anders aus. Statt altengerechter Wohnungen sollen dort komfortable Wohnungen für „Besserverdienende“ entstehen. Dagegen wehrt sich Frank Elberzhagen und seine Mitstreiter. Sie hatten für Sonntagabend in den Gemeindesaal der St. Theresia-Kirche eingeladen. Viele, viele Anwohner und Interessierte sind der Einladung gefolgt. Mit deutlich über 100 Anwesenden war der Saal gerappelt voll. Elberzhagen moderierte die Versammlung mit Zahlen, Daten und Fakten mehr als informativ, sachlich und zielorientiert. Wenngleich er den einen oder anderen lockeren Spruch einfließen ließ: „Ich habe die Pläne des Investors vorliegen, daraus geht eindeutig hervor, dass die Waschmaschinen im Keller untergebracht werden. Das ist ja total toll für ältere Menschen.“ Oder die Raumaufteilung der Wohnungen. Ein Arbeitszimmer und je nach Größe sind ein oder gar zwei Kinderzimmer eingezeichnet. „Das spricht dafür, dass der Investor davon ausgeht, dass auch Leute über 60 noch für den nötigen Nachwuchs in diesem Land sorgen werden“ spöttelt Elberzhagen. Dazu kommen qm²-Preise, die es in sich haben. Eine von Elberzhaben entworfene Übersicht verdeutlicht die Unterschiede zwischen dem „alten“ und bisher gültigen Bebauungsplan und den geplanten Änderungen.
ALT NEU
Zielgruppe Senioren Alle
Wohnfläche 3.360 m² 5.235 m²
Personen Max. 112 Max. 161
Kosten ca. 9 € / m² 3.300 € / m²
Stellplätze 45 85
Spielplätze Keiner Zwei
Tiefgarage Nein Ja
Besonders die qm²-Preise haben es in sich. „Bei diesen Preisen können und werden es sich ältere Bürger nicht leisten können und wollen, hier in der Heimaterde ihren letzten Lebensabschnitt zu verbringen.“ lautet das eindeutige Fazit der Initiatoren.
Bezirksbürgermeister skeptisch
Sie wollen, dass der alte Bebauungsplan eingehalten wird und möchten nicht, dass dort teure Luxus-Wohnungen entstehen. Sie fordern zum Widerstand auf. Und zur Not auch mit rechtlichen Mitteln.
Eingeladen war selbstverständlich auch die Verwaltung und die Politik. Erschienen ist aber nur Arnold Fessen, Bezirksbürgermeister der Bezirksvertretung . Auch er äusserte sich skeptisch zur Änderung des Bebauungsplanes, schlägt aber vor, erst die Prüfung des neuen Antrages abzuwarten. Dies ist im September jedoch erst der Fall. Solange wollen die Initiatoren jedoch nicht warten und untätig rumsitzen.
Autor:Heinz Haas aus Mülheim an der Ruhr |
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